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Und ploetzlich bist du jemand anders

Und ploetzlich bist du jemand anders

Titel: Und ploetzlich bist du jemand anders
Autoren: Christian Tielmann
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stimmt ab.“
    „Aber ohne dich!“
    Riko zuckt mit den Schultern. Siegessicher lächelt er rüber zu Dave und Paul. „Also, was ist? Soll ich bleiben oder nicht? Wer ist dafür, dass Riko Schulz in der Band bleibt?“
    Sten guckt gespannt rüber zu Dave und Paul. Dave hebt kurz die Hand. Paul zögert. Aber er lässt den Arm unten.
    Rikos Grinsen gefriert in seinem Gesicht.
    „Und raus bist du!“, sagt Sten genüsslich.
    Riko packt seine Sticks ein. „Ihr seid ’ne Pennerband!“
    Kaum ist Riko weg, schimpft Dave auf Paul und Sten ein: „Wie sollen wir bitte auftreten? Ohne Drummer?“
    Sten guckt Paul an. „Ja. Lieber ohne Drummer als mit Riko Schulz.“
    Paul nickt.
    Dave haut sich vor die Stirn.
    „Wie kann man nur so bescheuert sein?“
    „Wir brauchen für den Band-Wettbewerb nur einen Song“, sagt Sten. „Und wenn wir den Wettbewerb gewonnen haben, finden wir schon einen Drummer für den Auftritt im Club 71.
    Da will doch jeder spielen.“
    Paul nickt. „Riko war von Anfang an eine Schnapsidee“, sagt er. „Der Typ ist einfach bescheuert.“
    Dave guckt von Paul zu Sten. „Okay. Okay. Ihr meint, wir spielen einen Song ohne Drummer“, sagt er mit gespielter Ruhe. Und ironisch wie immer fügt er hinzu: „Klar doch, machen wir. Wie konnte ich das nur vergessen?“ Aber dann schreit er plötzlich: „Wir sind eine verdammte Rockband! Da geht nichts ohne Drummer!“
    Abwarten, denkt Sten. Irgendwie kriegen wir das hin. Wenn jetzt nur nicht die ganze Band auseinanderbricht.

7.
    „Sten, komm rein.“
    Vertrauenslehrer Fluffi hat Sprechstunde.
    Und er weiß auch gleich, worum es geht.
    „Theo ist das Thema, stimmt’s?“
    „Der rennt zu einer Sekte“, sagt Sten.
    Der Fluffi legt einen Flyer auf den Tisch. Haus der Erkenntnis.
    „Ich kann das nicht mehr sehen“, sagt Sten.
    Fluffi nickt. „Kann ich gut verstehen und … es geht mir ehrlich gesagt ähnlich. Aber wenn du Theo verstehen willst, dann musst du ein paar Sachen wissen.“
    „Ich will ihn da rausholen!“, sagt Sten.
    Der Fluffi wiegt den Kopf hin und her. „Siehst du, genau das ist das Problem. Diese Gruppe ist schon ziemlich exklusiv. Soll heißen: Wer dabei ist, ist dabei. Wer nicht dabei ist, ist draußen. Genau wie bei deiner Band.“
    „Aber die kassieren ab! Ich nicht.“
    Der Fluffi schüttelt den Kopf. „Beweis das mal. Das gibt dann einen schönen Prozess und dann müssen sie offenlegen, für welche Leistung sie wie viel Geld nehmen.“ Er trinkt einen Schluck Wasser. „Du stellst dir das so vor, dass irgendjemand Theo in eine Falle gelockt hat, oder?“
    „Genau so war es! Im Teehaus. Ich bin mir sogar sicher“, platzt es aus Sten heraus.
    „Hast du schon mal darüber nachgedacht, dass Theo da vielleicht echt freiwillig hingeht? Du kennst Theo doch. Der macht alles, was er macht, sehr konsequent. Im letzten halben Jahr hat er sehr konsequent getrommelt. Jedenfalls hat er nichts für die Schule gemacht.“
    Sten nickt. Erstaunlich, dass der Fluffi das mitgekriegt hat. Aber es stimmt.
    „Irgendwas scheint diese Gruppe Theo zu geben. Sonst würde er da doch nicht hingehen.“
    Sten schweigt. Das klingt logisch. Leider.
    „Vertraust du Theo noch?“
    Wenn Sten das wüsste! Er hat ihn beklaut – aber das wird er dem Lehrer nicht verraten. Das würde Sten nie tun.
    „Versuch den Kontakt zu Theo zu halten“, sagt der Fluffi. „Irgendwann wird er vielleicht wieder den Kopf für andere Sachen frei haben. Denk an diese Zeit. Und hab Geduld.“
    „Sie meinen, ich soll gar nichts machen?“, fragt Sten.
    „Ich wüsste nicht, was du tun könntest: Rede mit Theo wie früher. Bleib sein Freund. Auch wenn es schwerfällt.“
    Es klopft. Der nächste Schüler. Das nächste Problem.
    „Danke“, sagt Sten.
    „Gerne“, sagt der Fluffi.
    Sten hat schon die Klinke in der Hand. „Ach, eins noch: Könnten Sie Lea sagen, dass ich mit Ihnen gesprochen habe?“
    Der Fluffi grinst. „Hattet ihr eine Wette?“
    „Eher eine Abmachung.“
    Der Lehrer nickt.

    Probenraum am Abend.
    Staub. Nur der Bass und Sten.
    Die Notenblätter auf dem Boden.
    Unbeschrieben.
    Ein Lied ohne Drummer.
    Das kann so schwer nicht sein.
    Lied ohne Drummer.
    Es ist ein Lied für Theo.
    „Come back!“, schreibt Sten auf das leere Blatt.
    Nein, das muss Deutsch sein. Das sollen sie alle verstehen. Egal, ob es peinlich wird. Eine Rockballade. Da muss er alles auf eine Karte setzen.
    „Ein Song für Theo“, schreibt er auf das Blatt.
    Basslinie zuerst.
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