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Und ploetzlich bist du jemand anders

Und ploetzlich bist du jemand anders

Titel: Und ploetzlich bist du jemand anders
Autoren: Christian Tielmann
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könnte.
    „Es sollte auch eine Einladung an dich sein, zu uns zurückzukommen“, sagt Sten.
    „Klang in meinen Ohren eher nach einer Abrechnung.“ Theo lehnt sich wieder an den Torpfosten. „Hör mal gut zu. Ich bin kein Opfer. Ich gehe freiwillig ins Haus der Erkenntnis. Und die Gruppe gibt mir mehr als mir die Band jemals geben konnte. Kapier das endlich. Es ist so, wie es ist, und du wirst das nicht ändern.“
    Sten schluckt. Er will es aber ändern.
    „ Behind the darkness ist für mich Geschichte“, sagt Theo. „Und du hör endlich auf, gegen das Haus der Erkenntnis zu stänkern. Das bringt doch nichts.“
    Ach, daher weht der Wind.
    „In dem Song kamen die gar nicht vor.“
    „Aber wir waren gemeint.“
    „Wir“, hat Theo gesagt. „Wir“. Früher war die Band gemeint, wenn Theo „wir“ sagte.
    „Außerdem hast du neulich Leute von uns im Teehaus angemacht. Das warst doch du, oder?“
    Jetzt fühlt sich Sten plötzlich überlegen. „Ja, das war ich. Und weißt du was? Ich werde weiter jeden dieser Missionsfuzzis stören, den ich bei der Arbeit erwische!“
    „Hör auf damit! Wir haben dir nichts getan. Warum lässt du uns nicht einfach in Ruhe?“
    „Lasst ihr denn die Leute in Ruhe?“, fragt Sten.
    „Klar. Die Tür ist für jeden offen. Wer kommt, kommt freiwillig.“
    „Und wie sieht das mit dem Gehen aus? Freiwillig, freiwillig – ich kann es nicht mehr hören! Hast du schon mal zusammengerechnet, was du bisher an Geld für den Scheiß ausgegeben hast?“ Sten wirft einen Blick rüber zur Parkbank.
    Lea ist weg. Sie ist schon gegangen. Auch das noch.
    „Nein. Und es interessiert mich auch nicht.“ Theo stößt sich vom Pfosten ab. „Kannst du Glück, Wahrheit und dein Leben in Geld aufrechnen? Wenn du das kannst, dann ist es ein armseliges Leben, Sten. Viel armseliger, als ich je gedacht hätte.“
    „Ich weiß, wie viel du dafür ausgegeben hast. Dein Vater hat nachgerechnet: tausenddreihundert Euro plus die fünfzig, die du mir geklaut hast. In zweieinhalb Monaten! Jetzt überleg dir mal, wie viele Leute da hinlaufen. Was die alle zahlen. Das ist ein Geschäft mit diesen Kursen, Theo! Ein verdammt gutes Geschäft. Aber nicht für dich, sondern für die Gurus an der Wand.“
    „Wir sind hier fertig. Lauf zu deinem Mädchen!“
    Theo dreht sich um und geht.
    Er geht einfach weg. Über den Bolzplatz.
    Idiot. Falsche Richtung, denkt Sten.
    Dann macht er kehrt und rennt in die Richtung, in der er Lea vermutet.

10.
    „Du traust dich was. Aber was du da machst, ist Schwachsinn.“
    Das Mädchen hat Sten schon mal gesehen.
    Er schwebt gerade durch die Party im Club 71.
    Drei Stücke durften sie spielen. Drei Stücke ohne Drummer. Sie haben es durchgezogen. Sogar bei einem Schlagzeugsolo von Theo haben sie einfach alle nur stumm die Takte gezählt und danach wieder geschlossen eingesetzt. Das Publikum hat getobt.
    Behind the darkness , die Band ohne Drummer, war der Kracher. Sie können zwar nicht singen, aber sie sind die coolste Schülerband der Stadt.
    Und jetzt kommt dieses Mädchen mit den schwarz lackierten Fingernägeln auf der After-Show-Party zu Sten und quatscht ihn an.
    Irgendwo hat er die schon mal gesehen. Wo war das gewesen?
    „Was soll Schwachsinn sein?“
    Die Musik ist entschieden zu laut, um sich zu unterhalten. Sten holt sich eine Flasche Cola. Getränke für Künstler gratis. Alkohol ist verboten, aber hinter dem Tresen stehen ja auch keine Barkeeper, sondern Sozialarbeiter.
    Trotzdem ist der Club 71 cool.
    „Lass uns mal reden“, schreit das Mädchen ihm ins Ohr. „Nebenan in der Lounge!“
    Sten wirft einen Blick über die Schulter. Lea tanzt mit Paul. Warum auch nicht?
    Also los.

    Nebenan ist es ruhiger. Hier läuft nur leise Schnulzenmusik. Der Raum ist vollgestopft mit alten Sofas und Sesseln, als wäre das hier ein Möbellager. In den schummrigen Ecken hängen einige Pärchen auf den Sofas rum und knutschen.
    Das Mädchen grinst Sten an. „Keine Sorge, ich wollte nur mal mit dir quatschen.“
    „Trifft sich sehr gut“, sagt Sten.
    Sie hockt sich auf einen abgeschabten Sessel. Sten lässt sich auf dem Sofa daneben nieder.
    „Ich bin Yola“, sagt sie.
    Sten nickt ihr zu. „Sten.“
    „Ich hab dich neulich schon im Teehaus gesehen“, sagt sie. „Da hast du zwei vom Haus der Erkenntnis bei der Arbeit gestört.“
    Jetzt fällt Sten wieder ein, woher er das Mädchen kennt. Es hatte im Teehaus in der Ecke gesessen. Das Mädchen mit der orangen
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