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Und ploetzlich bist du jemand anders

Und ploetzlich bist du jemand anders

Titel: Und ploetzlich bist du jemand anders
Autoren: Christian Tielmann
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gar nichts mehr.“ Lea schlürft Pfefferminztee. Von frischer Minze. Steht die total drauf.
    Sten trinkt Kaffee.
    Schmeckt ihm heute nicht.
    Aber Kaffee im Teehaus, das muss einfach sein.
    „Es geht um Theo, oder?“
    Lea guckt wieder so.
    Soll er ihr alles erzählen?
    Sten nickt.
    Und dann packt er aus. Alles, auch das, was er nicht versteht. All den Mist, den Theo baut. Und den Mist, den er selbst gebaut hat.
    Lea hört einfach zu.
    Nippt an ihrem Tee.
    „Ich sprech noch mal mit meinem Vater. Vielleicht kann er euch das Zeug ja wenigstens bis nach dem Wettbewerb ausleihen.“
    Sten atmet auf. „Meinst du? Das wär echt klasse.“
    „Und Theo? Habt ihr einen neuen Drummer?“
    Sten seufzt. „Ja. Leider. Gleich ist die erste Probe mit ihm.“
    „So schlimm?“, fragt Lea.
    „Weiß nicht.“
    „Wer ist es denn?“
    „Riko Schulz.“
    „Oje!“, entfährt es Lea.
    Sten nickt. Riko Schulz ist ein Vollidiot. Aber eben ein Vollidiot mit Sticks.
    „Ein echter Ersatz für Theo ist der wohl kaum“, sagt Lea.
    Sten sieht sie an. „Für Theo gibt es keinen Ersatz.“
    Lea nickt. „Seid ihr denn noch Freunde?“
    Sten sieht sich im Teehaus um. „Ich weiß nicht.“ Er ertappt sich dabei, dass er Leute mustert.
    Hier hat doch alles angefangen. Vermutlich.
    Da hinten in der Ecke sitzt so ein Mädchen. Schwarz lackierte Fingernägel. Orange Strickjacke. Guckt voll nervös.
    Die wird garantiert gleich von irgendeinem Missionar angequatscht. Oder ist die selbst eine von denen?
    Am Tisch hier sitzen zwei. Ein Junge und ein Mädchen. Lächeln vor sich hin. Beobachten das Teehaus. Das sind welche von ihnen. Bestimmt.
    „Was machst du?“, fragt Lea.
    „Willst du wissen, wie es mit Theo losging? Pass mal auf. Die beiden hinter deiner linken Schulter.“
    „Die Softies?“
    „Genau. Sehen harmlos aus. Sind aber hochgradig aggressive Gehirnwäscher.“
    „Sten, du leidest unter Verfolgungswahn!“
    „Die warten auf ein Opfer!“
    „Sten, du erzählst kompletten Schwachsinn! Die tun keiner Fliege was zuleide.“
    „Wart’s ab!“ Sten sieht sich noch einmal im Raum um. Aber das Mädchen mit der orangen Strickjacke lassen die in Ruhe.
    Da hockt noch ein Junge mit dem Rücken zum Fenster. Blättert lustlos in der Schülerzeitung.
    Und tatsächlich: Das Mädchen geht rüber zu ihm. Quatscht ihn an.
    „Jetzt pass auf!“ Sten schlendert ebenfalls zum Tisch des Jungen.
    „Mir geht zu Hause auch alles auf die Nerven“, sagt das Mädchen. „Aber dann hab ich so einen Kurs gemacht. Das war gar nicht schlecht.
    Echt, wenn du willst, kannst du das ja mal ausprobieren.“ Sie gibt dem Jungen einen Flyer.
    Den kennt Sten.
    Und wie.
    Regenbogenfarbener Gehirn-Scheiß!
    „Pass auf!“, mischt er sich in das Gespräch ein. „Das ist eine üble Sekte! Die erzählen dir was von Wahrheit und Leben und Sinn. Aber nachher geht es ans Geld. Mein bester Freund hat mich beklaut für den Dreck!“
    Plötzlich ist es ganz ruhig im Teehaus.
    Von allen Tischen glotzen die Jugendlichen rüber zu Sten. Das Mädchen hinten in der Ecke ist aufgestanden.
    „Hör auf, Sten. Lass die in Ruhe. Das ist doch seine Sache, was er macht.“ Lea kommt rüber zu ihm.
    Aber Sten denkt nicht dran. „Kannst du dir das vorstellen? Mein bester Freund lässt mich erst hängen und jetzt beklaut mich sogar!“
    „Okay, das reicht jetzt echt“, grätscht ihm das Missionsmädchen rein. „Ich spreche hier mit Pitt. Und mit dir spricht hier keiner!“
    „Aber ich spreche auch mit Pitt!“
    Der Junge guckt verunsichert von Sten zum Mädchen. Die ganze Aufmerksamkeit passt ihm offensichtlich überhaupt nicht. Ist ihm peinlich, so im Mittelpunkt zu stehen. Aber das kann Sten eben nicht ändern.
    „Belästigt dich das Mädel?“, fragt Sten. „Ich meine, soll ich dir helfen?“
    Aber Pitt schüttelt nur den Kopf und murmelt. „Lass mal gut sein. Sie hat mir nur was gezeigt.“
    Sten grapscht nach dem Flyer. „Schmeiß das weg! Das ist Gehirn-Crack!“
    Jetzt kommt auch der zweite Typ zu ihm rüber. Guckt nicht ganz so freundlich.
    „Was redest du denn da? Du hast doch keine Ahnung, was du da sagst!“
    „Oh doch!“, giftet Sten. „Ich kenne euch Glückstypen!“
    „Wir sind aber keine Typen“, hält der Typ dagegen. „Wir sind ganz normale Menschen. Aber das kapierst du vielleicht nicht.“
    „Wenn du mich fragst, habt ihr alle einen an der Klatsche!“, faucht Sten.
    „Sten, es reicht. Los, komm!“ Lea hakt sich bei Sten unter und versucht ihn
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