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0139 - 200 Minuten um Leben und Tod

0139 - 200 Minuten um Leben und Tod

Titel: 0139 - 200 Minuten um Leben und Tod
Autoren: 200 Minuten um Leben und Tod
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Montag, der 23. November, morgens, um 9,33 Uhr:
    Vom FBI-Districtgebäude New York bis zum Zoo im Central Park ist es ein Katzensprung, und eigentlich lohnt es sich kaum, dafür einen Jaguar zu benutzen, aber als Autofahrer geht man ja schon aus Gewohnheit keinen Schritt mehr zu Fuß.
    »Ich möchte wissen, was jetzt wieder los ist«, murmelte Phil, als wir die 69 th Street nach Westen fuhren.
    Er spielte auf den Anruf eines unserer Spitzel an, der sich vor ein paar Minuten gemeldet und um eine sofortige Zusammenkunft ersucht hatte. Daraufhin war der Löwenkäfig im Zoo des Central Parks als Treffpunkt vereinbart worden, weil diese Ecke des großen Parks für beide Parteien schnell zu erreichen war.
    An der Fif th Avenue bogen wir nach links, um drei Häuserblocks weiter in die Transverse Road Nummer eins einzubiegen, die den Central Park von Osten nach Westen durchquert.
    Wir ließen den Jaguar ein Stück vor der Unterführung stehen, über die der East Drive hinwegführt. Zu Fuß schlenderten wir dann zum Eingang des Zoologischen Gartefis. Wir lösten unser Ticket und bummelten langsam an den Tiergehegen vorbei.
    Zwanzig Yards vor dem Löwenkäfig sagte ich leise zu Phil: »Bleib hier stehen und gib acht, ob jemand hinter uns oder hinter unserem V-Mann her ist!«
    »Okay.«
    Er zündete sich eine Zigarette an und blieb zurück. Ich schlenderte langsam weiter.
    Die Löwen würdigten mich keines Blickes. Nach einiger Zeit steckte ich mir eine Zigarette zwischen die Lippen.
    Endlich erschien unser Mann. Es war ein alter Knabe von vielleicht fünfzig Jahren, der sich sein Leben lang herumgetrieben hatte. Ein paar Mal hatte er sich an Banden von Einbrechern verdingt, um für sie Schmiere zu stehen, und beim letzten Mal war er erwischt worden. Gegen sein Versprechen, für uns Spitzeldienste zu leisten, ließ man ihn wieder laufen.
    Er hörte auf den Namen Ronny. Wie sein Familienname lautete, wusste niemand. Der stand nur in den Akten seiner Vorstrafen. Alle Welt - und das heißt: die ganze Unterwelt - nannte ihn nur Ronny.
    Ronny also kam den Weg herangewatschelt wie eine Ente. Sein linker Schuh loste sich in seine Bestandteile auf, und die Sohle klatschte bei jedem Schritt hörbar gegen das Oberleder, nachdem sie einen kurzen Blick auf eine durchlöcherte Socke gestattet hatte. Der Kerl steckte in einem Mantel, der in Knöchelhöhe endete und gut zwei Figuren seiner Stärke hätte auf nehmen können.
    Drei Schritte links von mir blieb er stehen und rief den Löwen ein paar auf munternde Bemerkungen zu.
    Die Löwen gähnten nicht einmal.
    »Faules Volk!«, schimpfte Ronny. »Wofür zahlt man hier eigentlich Eintritt, Mister?«
    Ich grinste.
    »Dafür, dass man sich die Tiere ansehen darf.«
    »Was heißt ›Tiere ansehen‹? He? Will ich Löwen sehen, die schlafen? Wer beweist mir denn, dass diese Kreaturen nicht ausgestopft sind, wenn sie sich nicht rühren?«
    »Ihr Geruch beweist das«, entgegnete ich.
    »Geruch? Geruch? Ich rieche gar nichts. Ich bin erkältet. Kein Wunder, bei diesem Sauwetter.«
    Er schimpfte eine Weile auf Gott und die Welt und alles, was darin ist. Dann hörte er auf einmal mitten in seinem Gebrumm auf.
    »Ich komme gerade aus der Kneipe in der 125 th Street.«
    »Da gibt’s mehrere. Welche?«, raunte ich zurück.
    »Johnny’s Inn. Noch nie gehört?«
    »Doch, ich glaube schon. Aber ich war noch nicht drin.«
    »Da haben Sie auch nichts versäumt. Lauter Zunftgenossen. Wenn Sie abends mal reinkommen, garantiere ich Ihnen, dass Sie fünfhundert Jahre Zuchthaus versammelt finden.«
    »Heiter. Und was war da los?«
    »Gar nichts. Ein paar Zunftgenossen waren beim Frühschoppen.«
    »Haben Sie uns deshalb angerufen?«
    »Natürlich nicht! Warten Sie’s doch ab! Also in Johnnys Kneipe sind an der einen Wand lauter kleine Nischen -für vertrauliche Gespräche und so, kapiert?«
    »Sicher.«
    »In einer der Nischen saßen zwei Männer, ich habe ihre Stimmen gehört.«
    »Haben Sie die Männer nicht gesehen?«
    »No, leider nicht. Sie sprachen auch so leise, dass es reiner Zufall war, dass ich ein paar Sätze aufschnappen konnte.«
    »Und was haben Sie auf geschnappt?«
    »Der eine fragte: ›Hat es geklappt?‹ Da sagte der andere: ›Klar! Die Bombe ist an Ort und Stelle.‹ Darauf fragte der erste wieder: ›Und der Zünder ist eingestellt?‹ - ›Natürlich‹, erwiderte der andere, ›genau auf die ausgemachte Minute.‹ - ›Du meinst also, dass es klappen wird?‹ - ›Sicher. Genau zur
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