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Türme Der Dämmerung

Titel: Türme Der Dämmerung
Autoren: L. E. Modesitt
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Berlitos, als die Tyrannin die Jeraner vernichtend schlug.«
    »Jera liegt südlich von Sarronnyn, nicht wahr?«
    »Ja, Euer Gnaden. Sehr loyal. Dieser Irrgarten ist aus einem einzigen kriechenden Tarnitz gestaltet worden.«
    »Aus einem einzigen?«
    »Jawohl. Man kann noch das enge Wurzelgeflecht über dem Boden sehen.«
    Creslin kniet nieder, um die Wurzeln zu betrachten.
    »Raffiniert angelegt. Wir könnten in Westwind nie einen derartigen Garten haben.«
    »Ach ja?«
    Creslin lacht. »Dort wachsen nur immergrüne Sträucher – und auch diese nicht sehr üppig. Zeige mir mehr von den Gärten.«
    Der Page führt Creslin durch die Windungen des Irrgartens zu der Statue inmitten des Teichs, der in Marmor gefasst ist.
    »Aldron?« fragt Creslin und deutet auf die gut bestückte Statue.
    »Das sagt man, Euer Gnaden, aber sicher ist es nicht.«
    Creslin dreht sich um, da er Schritte gehört hat. »Ach, wenn ich mich nicht irre, ist das der ehrenwerte zukünftige Prinzgemahl Westwinds. Du weißt schon, Nertryl, der, der beim Bankett nichts zu sagen hatte.«
    Es ist Dreric, der blonde Begleiter der namenlosen Rothaarigen. Er trägt königsblaue Seide, die in der Sonne sein offenes blondes Haar und seine Bräune besonders zur Geltung bringt. Hinter ihm steht ein älterer Mann in grauer Seide. Die Enden seines langen Schnurrbarts hängen herab. An seiner Seite ist ein Langschwert zu sehen.
    Creslin lächelt kurz, hat jedoch keinem der beiden Männer etwas zu sagen, vor allem, weil er spürt, dass sie ihm durch jahrelange Übung in der Kunst, boshafte Bemerkungen auszuteilen, überlegen sind.
    »Einen guten Tag wünsche ich.« Drerics Stimme trieft honigsüß von seinen Lippen.
    »Ja, in der Tat ist es ein schöner Tag«, pflichtet ihm Creslin bei, da er auf den an ihn gerichteten Gruß antworten muss.
    »Nertryl, er trägt ein Schwert«, meint Dreric. »Vielleicht ist sein anderes ›Schwert‹ alles andere als ausreichend, was meinst du?«
    »Das müssen die Frauen beurteilen, Euer Gnaden.«
    »Ah ja, falls Frauen überhaupt … aber was soll’s.«
    Creslin schluckt. Dreric steht vier Schritt von ihm entfernt und wendet ihm den Rücken zu, um eine winzige rote Rose in einem Blumenkasten aus weißem Marmor zu betrachten.
    »Euer Gnaden«, flüstert der Page und zupft Creslin am Ärmel.
    Creslin rührt sich nicht von der Stelle.
    »Glaubst du, dass er den Titel wirklich verdient, Nertryl? Nun ja, wir müssen vieles erdulden, um etwas mehr Sicherheit zu bekommen. Aber wir könnten ihm doch einen kleinen Gefallen erweisen. Ich nehme an, Maggio mag Knaben, vor allem solche dünnen wie dieses … Prinzlein aus den Bergen. Meinst du, wir könnten eine Zusammenführung anbahnen?«
    Creslin spürt, dass er rot wird.
    »Ich bin überzeugt, er wird einiges Interesse bekunden, Euer Gnaden.« Nertryls Stimme klingt hochmütig und gelang weilt.
    »Aber mit diesem Bergadel muss man grauenvoll offen sprechen.«
    Creslin wendet sich an den Pagen. »Es ist erstaunlich, wie viel Pöbelhaftigkeit sich unter höflicher Sprache zu verbergen vermag. Ich möchte gern einen Teil des Gartens anschauen, der nicht so verschmutzt ist.«
    Schweigen.
    Nertryl zupft Creslin am Ärmel. »Ich glaube, du hast meinen Herrn beleidigt.« Er lächelt, doch nicht mit den Augen.
    »Eine Kröte kann man nicht beleidigen«, erklärt Creslin. »Sie lebt im Morast.«
    »Euer Gnaden«, flüstert der Page.
    Das Langschwert verlässt die Scheide.
    Creslin schluckt.
    »Nun … willst du Seine Gnaden demütig auf den Knien um Vergebung bitten?« Nertryls Stimme klingt hart.
    »Nein.« Creslin tritt zurück und zückt sein Kurzschwert.
    »Nun, Mut besitzt er, Klugheit jedoch nicht«, meint Dreric.
    Nertryl sagt nichts, sondern hat die Augen auf Creslin geheftet.
    Creslin lächelt und erinnert sich an die Unterrichtsstunden mit Aemris und Heldra. Seine Klinge ist fast schneller als seine Gedanken, das Langschwert liegt auf dem weißen Kies. Nertryl hält den rechten Arm. Blut sickert durch die graue Seide.
    Dreric hat noch den Mund offen, als Creslin vorwärts tritt und die Klinge schwingt.
    »Du … würdest es nicht wagen, Barbar!«
    Das Schwert streicht über die Wange des blonden Mannes. Zwei dünne rote Linien zeichnen sich darauf ab.
    »Das sollte reichen, Euer Gnaden, um Euch zu zeigen, dass es gefährlich ist, einen Besseren zu beleidigen.« Creslin verbeugt sich vor Nertryl. »Und Ihr vergesst nicht, dass die Garde von Westwind weit besser ist als ich. Ich bin
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