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Türme Der Dämmerung

Titel: Türme Der Dämmerung
Autoren: L. E. Modesitt
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bringen. Sie werden nicht ausladen, ehe wir ihnen einen Besuch abgestattet haben, und einige von uns haben keine Lust mehr, Maismehl zu essen.«

 
CXLIII
     
    C reslin und Megaera schreiten die Laufplanke hinab. Seine Schritte sind fest.
    »… verhält sich nicht, als wäre er blind …«
    »… still, Narr. Er kann hören, was du gestern geflüstert hast.«
    Creslin vermag nicht zu widerstehen. Er dreht sich um. »Nicht nur das von gestern, auch das von heute Nachmittag.«
    »Hör auf zu protzen«, zischt ihm Megaera zu.
    »Das war notwendig, da ihnen jemand gesagt hat, ich sei blind.« Er geht zur Ostseite der alten Pier, um dem Wagen und den Wachen auszuweichen, die mit dem Ausladen beginnen.
    »Hmm, aber ich kenne dich.«
    »Ist es wirklich wichtig, ob sie mich für blind halten, solange sie glauben, dass ich immer noch die Winde beherrsche?«
    »Wahrscheinlich nicht. Außerdem könntest du tatsächlich einen Sturm herbeirufen, wenn es nötig wäre. Aber das sollte meine teure Schwester vielleicht nicht erfahren.«
    »Sie weiß es bereits.« Creslin weicht einem Pferd aus. »Die Weißen wissen es, und sie hat es wohl von ihnen erfahren.« Er lacht, als sie zur Herberge und zu den Pferden gehen. »Außerdem war die Ladung eindeutig für dich bestimmt, nicht für mich. Ryessa hat vor dir weitaus mehr Angst als vor mir.«
    »Das ist traurig.«
    »Ich weiß.«
    »Nur aus Angst vor mir hat sie mir ein Hochzeitsgeschenk und eine Aussteuer geschickt.«
    Creslin vermag nichts hinzuzufügen. Sein Kopf schmerzt, da er sich sehr konzentrieren muss, um das Gleichgewicht zu halten. Er gleicht seine Schritte denen Megaeras an, sagt jedoch nichts. Auch auf dem Ritt zurück zur Feste schweigt er. Aus Nordwesten bläst jetzt ein kalter, nasser Wind.
    Klerris, Lydya, Hyel und Shierra warten im Versammlungsraum.
    »Wie ist es gewesen?« fragt Shierra.
    Die Regenten nehmen schweigend Platz. »Alle waren sehr unterwürfig«, antwortet Megaera. »Am liebsten hätten sie uns alles gezeigt, was sie mitgebracht haben. Wir waren äußerst gnädig und nahmen ihr Wort, anstatt alles selbst zu prüfen.«
    »Das hat sie ziemlich nervös gemacht, nehme ich an«, vermutet Shierra.
    »Ja, diesen Eindruck hatte ich durchaus.«
    »Ihr habt das Bild der mächtigen und geheimnisvollen Regenten von Recluce weiter verstärkt.«
    »Ich will nichts von Regent, Tyrann oder sonst einem Titel hören.« Creslin schüttelt den Kopf. Die Schwärze scheint sich zu drehen. »Als Rat waren wir sehr erfolgreich, und deshalb werden wir diese Form beibehalten.«
    »Doch nur, weil ihr den Befehl geführt habt«, erklärt Shierra.
    »Unsinn! Jeder hätte das besser gekonnt.«
    »Darf ich eine abweichende Meinung äußern.« Creslin hört die Verärgerung in Klerris’ Stimme.
    »Nur zu.«
    »Die Idee eines Rats ist gut und schön, doch nur wenn du oder Megaera diesen führen.«
    »Na gut, Megaera kann die Führung übernehmen. Sie ist dafür besser geeignet als ich.« Creslin macht eine Pause, da sich ihm der Magen umdreht. Doch dann wird ihm klar, dass dieses Unbehagen aus Megaeras Bauch und nicht aus seinem stammt.
    »Tut mir leid, Liebster, aber ich bin nicht deiner Meinung.«
    Creslin beißt die Zähne zusammen und wartet.
    »Danke«, sagt Megaera. »Ob es euch nun gefällt oder nicht, der Großteil der Welt folgt der Legende nicht. Ferner ist es gut, in Sarronnyn oder Westwind eine Ratsversammlung zu halten, die zur Hälfte aus Frauen besteht. Doch du bist der große und berühmte Sturm-Magier, der fast sämtliche Schiffe der Welt eigenhändig zerstört hat. Wenn du nicht den Rat führst, würde das zu Gerüchten Anlass geben, dass du nicht gesund wärst oder die Ratsversammlung ein Scherz sei.«
    »Wenn ich den Rat führe, werden sie ihn für einen Scherz halten.«
    »Ein Rat würde eine beständige Folge sichern, falls einer …« , sagt Klerris, ohne den Satz zu beenden.
    Creslin und Megaera nicken einmütig. Keiner möchte den anderen überleben. Das ist allen klar.
    »Also, Liebster, du musst das Haupt des Rates sein«, erklärt Megaera und lächelt.
    »Großartig. Ein Blinder soll die anderen führen.«
    »Für einen Magier ist es nicht wichtig, und du benimmst dich keineswegs so, als wärst du blind.«
    »Aber ich kann nie wieder eine Klinge führen.«
    »Das brauchst du auch nicht«, bemerkt Lydya.
    Creslin kämpft gegen eine Woge der Übelkeit an – Megaeras.
    »Wer wird Mitglied des Rats sein?« fragt Hyel.
    »Fürs erste: wir sechs. Andere können
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