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Türme Der Dämmerung

Titel: Türme Der Dämmerung
Autoren: L. E. Modesitt
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hast, als du das Gleichgewicht zwischen Ordnung und Chaos erschüttertest, nur um sie zu retten. Und als du bewusstlos warst, hast du nur gestöhnt und dich bei ihr entschuldigt. Und dein erstes bewusstes Wort ist ihr Name gewesen.«
    »Wieder war ich so unsäglich dumm.«
    »Nein, diesmal war es meine Schuld. Ich bin wegen Klerris besorgt gewesen, und du wolltest mir helfen. Du hast nicht nachgedacht. Du denkst nie nach, wenn Menschen, an denen dir etwas liegt, in Gefahr sind. Das tut jedoch keiner von uns. Ich auch nicht. So, und jetzt trink noch einen Schluck. Ich verspreche dir, dass ich sogleich zu dir komme, wenn ich deine Hilfe brauche.«
    »Versprochen?«
    »Versprochen.«
    Nachdem er die Brühe ausgetrunken hat, liegt er da, doch vermag er nicht sogleich einzuschlafen, trotz der Dunkelheit, an deren Stelle heller Tag sein sollte. Er hört in der Ferne die Brandung rauschen. Er spürt, dass er in seinem eigenen Schlafgemach liegt, doch auf einem breiteren Bett als seinem früheren.
    Er tastet nach dem Kopfteil des Bettes. Seine Arme zittern. Bei der geringsten Anstrengung dreht sich in der Dunkelheit alles um ihn herum. Zumindest hat er diesen Eindruck, obgleich die Schwärze sich nicht verändert.
    Die dumpfen pochenden Schmerzen in Armen und Beinen sind nicht die seinen, die in der Schulter bleiben erträglich. Er schließt die Augen, doch das lindert nicht das Brennen.
    Irgendwann schläft er ein. Als er wieder erwacht, drückt man ihm erneut einen Becher an die Lippen. »Trink das.«
    »Warte.«
    Er befeuchtet die Lippen und gehorcht. Die Schmerzen in den Armen sind nicht mehr so quälend … oder hat er sich daran gewöhnt? »Megaera?«
    »Es scheint ihr besser zu gehen«, antwortet Klerris.
    »Aber nicht viel?«
    »Nicht so viel, wie es mir lieb wäre. Trink noch ein wenig.«
    Wieder fügt sich Creslin und leert den Becher mit dem warmen Getränk. Dann räuspert er sich.
    »Nach einem Weilchen musst du noch einen Becher trinken. Du bist geschwächt und ausgetrocknet.«
    »Ausgetrocknet?«
    »Nicht genügend Flüssigkeit im Körper.«
    »Warum kann ich nichts sehen?«
    »Das weiß ich nicht. Ich kann es nur vermuten. Bis jetzt habe ich so etwas nie erlebt.«
    »Dann sag mir, was du vermutest«, fordert Creslin.
    »Wenn Ihr es wünscht, Euer Gnaden.«
    »Lass den Unsinn mit dem Titel.«
    »Dann hör auf, dich wie ein aufgeblasener Herzog zu benehmen.«
    »Tut mir leid.«
    »Trink noch einen Schluck.«
    Creslin trinkt. Nun sind seine Hände ruhig genug, dass er den Becher selbst halten kann.
    »Das ist reine Theorie.« Klerris hustet. »Irgendwie hast du die Dichotomie von Ordnung-Chaos durchbrochen. Ich glaube nicht, dass das je zuvor so geschehen ist.«
    »Was meinst du damit?«
    »Du hast eine Form der Ordnung benutzt, um Zerstörung zu schaffen«, fährt Klerris fort, als hätte er Creslins Frage nicht gehört. »Vielleicht erinnerst du dich, dass ich dir einst erklärte, dass die meisten Schwarzen mit zunehmendem Alter Schwierigkeiten mit körperlicher Zerstörung hätten, selbst mit Zerstörung, die nicht auf Magie beruht. Nun, du hast nicht nur das Unmögliche vollbracht, sondern mit deiner tödlichen Klinge dabei auch selbst Menschen getötet.«
    Das einzige Geräusch im Raum ist die ferne Brandung.
    »Und?« fragt Creslin nach einer Weile.
    »Du hast in deinen Knochen zuviel grundsätzliche Ordnung, und dein Geist hat dir eingegeben, was er für eure Rettung für nötig hielt. Dann haben sich die grundlegenden Kräfte der Ordnung gegen dich und Megaera zur Wehr gesetzt und deine verbliebenen Verteidigungsmechanismen zerfetzt.«
    »Was? Willst du damit behaupten, dass meine Gedanken gar nicht meine eigenen sind?«
    Klerris seufzt. »Ich habe keine Antworten. Ich kann nur vermuten.«
    »Wie lange wird diese Schwärze andauern?«
    »Ich weiß es nicht. Wärst du ein gewöhnlicher Ordnungs-Meister, wärst du längst tot. Sie könnte für den Rest deines Lebens andauern, aber … vielleicht … gewinnst du dein Augenlicht wieder. Ich weiß es nicht. Vielleicht in einem Jahr … oder in zehn Jahren. Ich weiß es nicht. Eigentlich vermag ich es nicht zu fassen, dass ihr beide noch am Leben seid.«
    »Was ist mit unseren Feinden?«
    »Shierra bewies mehr Verstand als wir. Deine Botschaft war richtig. Sie hat die Überlebenden einen nach dem anderen getötet, bis sie entkräftet waren und sich ergaben. Einige wenige sind noch in den Bergen, aber sie dürften keine Probleme bereiten. Nordla und Austra sind
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