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Türme Der Dämmerung

Titel: Türme Der Dämmerung
Autoren: L. E. Modesitt
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drüben.«
    »Oh …« Creslin bemüht sich, in die angegebene Richtung zu blicken. Er kämpft gegen die Dunkelheit vor seinen Augen und gegen die brennenden Schmerzen in Schulter, Armen und Bein. Er kämpft – und verliert, gerade, als er nach Volas Mähne greift.

 
CXXXIX
     
    » S o einen Sturm hat noch niemand erlebt«, sagt Ryedel. Seine dicken Lippen bewegen sich kaum.
    »Das brauchst du mir nicht zu sagen«, weist Hartor ihn barsch zurecht. »Hunderte von Meilen entfernt, dennoch hat er die Mole in Tyrhavven zerstört. Die Pier ist nur noch Brennholz. In Renklaar wurde die Hälfte aller Häuser am Wasser zerstört. Ebenso in Lydiar – und das liegt innerhalb der Großen Bucht.«
    »Doch Recluce blieb unzerstört.«
    »Selbstverständlich. Creslin hat den Sturm verursacht. Und dieser Idiot Gyretis meinte, er hätte nicht genügend Kraft dafür.«
    Ryedel breitet die Hände aus, doch lässt er den Erzmagier nicht aus den Augen. »Gyretis hat dafür bezahlt, nicht wahr?«
    »Ich hätte ihn nach Recluce schicken sollen. Er wollte, dass Creslin den Sieg davontrüge.«
    Keine Antwort.
    »Wie kann sich jetzt jemand weigern, mit Creslin Handel zu treiben? Oder es wagen, ihn zu betrügen?«
    Ryedel blickt zum Fenster.
    »Kannst du mir ehrlich versichern, dass wir jetzt stärker sind?«
    »Das hängt davon ab, was du meinst«, erwidert der jüngere Magier vorsichtig. »Hydlen hat fast keine Schiffe mehr, Certis und Austra ebenso wenig. Abgesehen von Sarronnyn sind wir in einer besseren Lage als alle anderen.«
    Hartor schüttelt den Kopf. »Nun … und jetzt warten alle gespannt, was wir tun werden.«
    »Und Ryessa«, erinnert ihn Ryedel.
    »Gut. Mit einem Streich hat Creslin Candar in einen Kontinent verwandelt, in dem im Westen die Legende regiert, im Osten die Weißen. Und beide müssen sich dieser verdammten Insel beugen, auf der höchstens zweitausend Seelen leben. Vielleicht stirbt er jung.«
    »Das würde nicht viel nützen, wenn die weiße Hexe weiterlebt. Ferner dürfen sie kein Kind bekommen. Doch selbst dann meinte Gyretis … ach was, ich bin nicht sicher.«
    »Was soll das heißen? Was hat unser lieber Bruder gemeint?«
    »Selbst nach dem großen Sturm würde der Regen dort bleiben, wo Creslin ihn hingebracht hat.«
    »Oh …«
    »Was er tut, scheint von Dauer zu sein.«
    Der Erzmagier befingert das Amulett. »Ich nehme an, es könnte schlimmer sein.« Er lacht harsch. »Nach alledem will niemand meine Stellung einnehmen.«
    Ryedel blickt wieder zum Fenster, dann auf den Steinboden.
    Hartor schüttelt langsam den Kopf. Im Westen lockern die Wolken sich auf. Das Sonnenlicht ist kalt, doch die Dürre scheint vorüber. Nach geraumer Zeit lässt er das Amulett los, blickt jedoch weiter aus dem Fenster.

 
CXL
     
    C reslin ringt darum, das Bewusstsein wiederzuerlangen. Es gelingt ihm, doch vermag er sich nicht aus der Dunkelheit zu befreien. Er öffnet die Augen, sieht jedoch nichts. Schwärze hüllt ihn ein wie die Luft, die er atmet. Sie bereitet ihm zwar keine körperlichen Qualen, aber sie verlässt ihn nicht.
    Ein krächzender Laut entringt sich seiner Kehle. Er versucht es nochmals. »Megaera.«
    Starke Arme helfen ihm, sich aufzusetzen. Kissen halten ihn aufrecht. »Trink das.« Ein Becher berührt seine Lippen. Der Duft warmer Brühe steigt ihm in die Nase.
    »Megaera?«
    »Trink das jetzt. Du musst so schnell wie möglich wieder zu Kräften kommen.«
    Creslin trinkt. Jetzt weiß er, dass die pochenden Wunden nicht die seinen sind und dass es ihr viel schlechter geht. Die schrecklichen Kopfschmerzen plagen sie beide. Was kann er tun? »Nein!« befiehlt Lydya.
    Er verschüttet Brühe auf seine Brust, weil er beim stählernen Klang ihrer Stimme zusammenzuckt. »Vielleicht später, wenn du kräftiger bist, doch jetzt könnte es euch beide das Leben kosten«, erklärt die Heilerin.
    »Aber … wenn sie …«, stottert er.
    »Creslin, im Augenblick schafft sie es aus eigener Kraft«, erklärt Lydya. »Sollte ihr Zustand hoffnungslos werden, sage ich es dir. Doch am ehesten kannst du ihr helfen, wenn du bald gesund wirst und ihre Kräfte nicht mehr abziehst. Sie ist länger an dich gebunden, und der Fluss der Kräfte ist immer noch nicht gleich verteilt.« Sie macht eine Pause. »Du bist kräftig genug, um selbst zu essen.«
    Er hebt die Hand zum Becher. »Woher wusstest du, was ich dachte?«
    »Das war nicht schwer zu erraten. Nicht wenn du ein großes Stück Himmel zerfetzt und dich beinahe umgebracht
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