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Türme Der Dämmerung

Titel: Türme Der Dämmerung
Autoren: L. E. Modesitt
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deine Kräfte zu sehr erschöpfst, geraten deine Gefühlen durcheinander – und das strömt sofort zurück zu ihr. Sie darf sich im Augenblick aber unter keinen Umständen darüber Sorgen machen, dass du dir ihretwegen Sorgen machst.«
    »Aber …«
    »Aber nichts! Ich weiß, du hast mehr Kraft, als du körperlich unbedingt brauchst. Doch in deinen Gefühlen bist du völlig aus dem Gleichgewicht und fühlst dich schrecklich schuldig. Megaera wird durchkommen, doch hilft es ihr bestimmt nicht, wenn sie auch noch deine Schuldgefühle und deine Trauer tragen muss – oder wenn sie ständig daran erinnert wird, dass du dich geblendet hast, nur um sie zu retten.«
    Creslin öffnet den Mund, doch Lydya fährt fort.
    »Ja, ich weiß, es geschah nicht nur, um sie zu retten, sondern auch für Klerris, Hyel und dich selbst – aber sie empfindet es so. Und ich glaube, du hast es getan, um Klerris zu retten. Verstehst du mich?«
    Er nickt.
    »Ich muss zurück zu Megaera. Sorge dafür, dass du dich fröhlich und voll Liebe fühlst, wenn du sie wieder besuchst … auch wenn das schwierig ist. Hast du mich verstanden?«
    »Jawohl, verehrte Heilerin.«
    »Gut.«
    Sie lässt die Tür einen Spalt offen und eilt zurück zu Megaera. »Männer!« murmelt sie verächtlich vor sich hin.
    Creslin streift die Stiefel ab und streckt sich auf dem Bett aus. Schneller, als er erwartet hatte, schließen sich seine Augen … obgleich es erst früher Nachmittag ist.

 
CXLII
     
    C reslin kniet und betastet behutsam die feuchte Erde um den Setzling und dann den schlanken Stamm, der einmal eine große schwarze Eiche werden soll. Die Ruhe der Ordnung fließt von dem Baumschößling in sein Innerstes.
    Dann steht er auf und geht zurück auf die Terrasse. Er spürt die Feuchtigkeit der Morgenbrise vom Meer her auf den Wangen und lauscht dem Rauschen der Brandung, dem Hufschlag Kasmas auf der Straße und Megaeras Schritten auf den Steinplatten vor dem Stall. Später wird er zur Feste gehen, doch muss er sich nicht beeilen, seit seine Fähigkeiten sich lediglich auf Denken und Entscheiden beschränken. Beides kann er auch in der Residenz ausüben.
    Er hört Aldonya in der Küche klappern. Er setzt sich. Jetzt hat sich eine Wolke vor die Sonne geschoben. Später wird es regnen.
    Hufschlag ertönt von der Straße her, doch ist das nicht Kasma. Er spürt auch nicht Megaeras Nähe. Langsam geht er zum Stall.
    »Regent Creslin?«
    Er bemüht sich, die vertraute Stimme des Mannes, den er nicht sehen kann, zu erkennen. Dann schickt er seufzend seine anderen Sinne in die Luftströme, die die Residenz umfließen. Der Kopf schmerzt, als seine Sinne zurückkehren. Immer noch kann er nicht einmal Gegenstände in der Nähe sehen.
    … du musst …
    Thoirkel wartet, bis Creslin spricht. Dieser lässt den Luftströmen freien Lauf, und sofort sind die Schmerzen vorbei. Obgleich Megaera in der Feste weilt, spürt er ihre Erleichterung.
    »Ja, Thoirkel?«
    »Die Kommandanten der Garde lassen Euch wissen, dass zwei Schiffe aus Sarronnyn in Landende festgemacht haben.«
    »Was wollen sie hier?«
    »Sie teilen mit, es wäre ihnen eine große Ehre, wenn Ihr und Regentin Megaera sie empfangen würdet. Sie führen die Waren mit sich, die die Tyrannin im vergangenen Frühjahr versprochen hat … und noch mehr. Auch eine Kiste mit Gold … als verspätetes Hochzeitsgeschenk.«
    Creslin schnaubt verächtlich. »Ich nehme an, die Sub-Tyrannin war nicht sehr angetan.«
    »Sie hat gelacht, Euer Gnaden. Sie sagte, man müsste lediglich unsere Welt neu ordnen, damit Ryessa – die Tyrannin – ihre Schulden bezahlte.«
    »Ich werde sie empfangen, doch nicht hier. Wir werden sie in der Feste erwarten.«
    Creslin geht zum Stall und sattelt Vola. Dazu braucht er kaum länger als früher, obgleich die einfache Tätigkeit soviel Konzentration erfordert, dass ihm der Kopf schmerzt.
    Thoirkel wartet vor der Residenz. Weiter unten arbeiten die letzten hamorischen Gefangenen daran, eine richtige Straße zwischen Landende und der Residenz zu bauen.
    Ein Stück neben der Straße hämmern gut gelaunt die Steinmetzen aus Hamor. Sie sind längst keine Gefangenen mehr, sondern angesehene Handwerker. Sie errichten ein kleines Haus für Hyel und Shierra. Hyel und Shierra? Creslin lächelt. In gewisser Weise sind die beiden ebenso miteinander verbunden wie er und Megaera.
    »Wann haben die Schiffe festgemacht?«
    »Vor kurzem erst, Herr. Als ich fortritt, begannen sie mit dem Ausladen. Ihre Gnaden
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