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Kleiner König Kalle Wirsch

Kleiner König Kalle Wirsch

Titel: Kleiner König Kalle Wirsch
Autoren: Tilde Michels
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Eine seltsame Verwandlung
     
    Ich , Zoppo Trump, fordere den
    Erdmännchenkönig Kalle Wirsch
    zum Kampf!
    Dieser Kampf soll beim nächsten
    Treffen der Erdmännchen in der
    Wiwogitrumu-Festung ausgetragen
    werden.
    Zoppo der Starke
     

     
    Durch alle Höhlen und Erdgänge hallte
dieser Aufruf, und in kurzer Zeit wußten sämtliche Erdmännchen davon.
    »Zoppo Trump will gegen Kalle Wirsch
kämpfen. — Habt ihr’s gehört? Zoppo hat es gewagt, König Kalle zu fordern.«
    Zoppo gehörte zum Erdmännchenvolk der
Trumpe. Er galt als hinterlistig und feige, deshalb wunderten sich alle über
diese Kühnheit.
    »Er wagt es!« riefen sie erstaunt.
    Zoppo Trump hockte indessen in einem
Felsloch und rieb sich die Hände, denn er hatte einen heimtückischen Plan ausgebrütet.
    Es gab ein altes Erdmännchengesetz,
wonach jeder, der den König im Wettstreit besiegte, selbst König werden konnte.
Und das wollte Zoppo. Er wollte Macht, er wollte Kalle Wirsch absetzen.
    Aber er fürchtete den Kampf. Kalle
Wirsch war seit mehr als tausend Jahren König und hatte bisher alle besiegt.
    Zoppo hatte lange und gründlich
darüber nachgesonnen, ob es keinen andern Weg gäbe, um König zu werden, und er
hatte ihn gefunden. — Jetzt hockte er im Felsloch und rieb sich die Hände:
    Er hatte nämlich das alte Gesetzbuch
über den Königskampf hervorgewühlt und Seite um Seite darin studiert. Dabei war
er auf einen kleinen Satz gestoßen, der ihm die Idee zu seinem bösen Plan
eingab. Dieser Satz lautete: »...es sei denn, der König käme nicht.«
     
    Jetzt wußte Zoppo Trump, was er tun
mußte.
    Zuerst forderte er Kalle Wirsch, wie
das Gesetz es verlangte. Zur gleichen Zeit aber rief er eine geheime
Verschwörung zusammen. Dazu gehörten vier Trumpe und eine Ratte mit roten
Augen. Die Ratte war Zoppo treu ergeben und schnüffelte überall für ihn herum,
und die Trumpe blickten so verwegen drein, daß man ihnen jede Schandtat
zutraute.
    Diese fünf weihte Zoppo in seinen Plan
gegen Kalle Wirsch ein.
    »Versteht ihr?« rief er. »Begreift
ihr? Kapiert ihr? Er darf nicht kommen! Er darf nicht erscheinen! Er muß beim
nächsten Treffen aller Erdmännchenvölker« — er schnippte mit den Fingern —
»futsch sein.«
    Die Trumpe nickten eifrig mit den
Köpfen.
    »Und der Kampf?« fragte die Ratte.
    »Findet nicht statt«, erklärte Zoppo.
»Oder hast du schon mal gesehen, wie einer mit einem König gekämpft hat, der« —
wieder schnippte er mit den Fingern — »futsch war?«
    Die Ratte pfiff schrill vor Vergnügen,
und die vier Gesellen schlugen Zoppo Trump begeistert auf die Schultern.
    Zoppo aber schüttelte ihre derben
Fäuste ab und sagte hochmütig: »Gewöhnt euch bessere Manieren an. Bald werde
ich euer König sein.«
    Dann winkte er ihnen, sich in einen
Halbkreis um ihn zu setzen und sagte: »Die Ratte hat mir berichtet, daß sich
Kalle Wirsch zur Zeit mit seinem Stammvolk, den Wirschen, in den roten
Marmorfelsen aufhält. Ihr kennt das Gebiet. Es liegt nicht weit von der
Schattenquelle bei den Raxelsträuchern. Die Marmorfelsen ragen ein Stück über
die Erde hinaus und bilden einen Hügel. In drei Nächten, beim nächsten Neumond,
versammeln sich die Wirsche auf diesem Hügel, um von da aus gemeinsam die
Wanderung zur Wiwogitrumu-Festung anzutreten. Soweit ist alles klar — oder?«
    »Alles klar«, bestätigten die Trumpe
untertänig.
    »Und jetzt hört genau zu«, fuhr Zoppo
fort. »Jetzt erkläre ich euch, welche Aufgabe ich euch zugedacht habe:
    Dicht an diesem Hügel steht ein altes
Haus. Seine Rückwand ist an die glatten, senkrecht abfallenden Marmorfelsen
angebaut. Das Haus lehnt also am Hang. Von oben seht ihr nur das Dach, das an
den Hügel stößt. — Es ist ein leichtes, von dort aus auf dieses Dach zu
gelangen.«
    »Häuser und Dächer sind unangenehm«,
warf einer der Trumpe ein, aber Zoppo wischte den Einwand mit einer
Handbewegung fort.
    »Ein leichtes«, wiederholte er. »Auf
diesem Dach befindet sich ein Schornstein, durch den jemand, der hineinfällt,
in die Behausung eines Menschen gerät.«
    »In Menschenhäuser zu fallen ist
unangenehm«,
    »höchst unangenehm«,
    »äußerst unangenehm«, murmelten die
Trumpe.
    »Ich habe nicht gesagt, daß ihr
hineinfallen sollt, ich habe gesagt, daß jemand hineinfällt.«
    »Und dieser Jemand...«, kreischte die
Ratte.
    »Und dieser Jemand...«, grölten die
Trumpe; sie hatten jetzt begriffen, um was es ging. »Und dieser Jemand heißt
Kall...«
    »Psst, nicht so
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