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Kleiner König Kalle Wirsch

Kleiner König Kalle Wirsch

Titel: Kleiner König Kalle Wirsch
Autoren: Tilde Michels
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seine bleiche Gestalt nicht aus den Augen.
    Dafür gab es ein herzliches Wiedersehen
mit dem freundlichen Kohlen-Juke. Er führte sie an seine neuesten
Wörterbuch-Tafeln, und die Geschwister schenkten ihm den kleinen Spiegel und
ihr Taschenmesser zur Erinnerung.
    Sie bewältigten den weiten Weg in so
kurzer Zeit, daß sie nicht einmal Müdigkeit verspürten, und schließlich
kletterten sie durch ein Erdloch an die Oberfläche zurück.
     
    Der Ort, an dem Max und Jenny zum
ersten Mal wieder Bäume und Himmel sahen, war ihnen vertraut: sie standen in
ihrem eigenen Garten. Es war Nacht, die Lichter im Haus waren schon gelöscht,
aber mit ihren Erdmännchenaugen konnten sie jede Einzelheit erkennen wie am
hellen Tag. Da war ihre Schaukel und dort der Sandkasten, in dem sie immer noch
spielten, obwohl sie eigentlich viel zu groß dafür waren.
    Auf ihrem Blumenbeet, vor dem Kalle
Wirsch als Gartenzwerg gestanden hatte, blühten die ersten Astern. Der Herbst
hatte also begonnen, und sie mußten viele Wochen fortgewesen sein.
    »Laßt uns jetzt Abschied nehmen«,
sagte Kalle Wirsch. Er drückte ihre Hände in Dankbarkeit und legte jedem etwas
Hartes, Kantiges hinein: hellblaue Aquamarine waren es.
    »Damit ihr den Kampf in der
Erdmännchenfestung nicht vergeßt«, sagte er.
    Dann zog er die vier
auseinandergebrochenen Teile der Schiefertäfelchen hervor, mit deren Hilfe er
die Kinder verdoppelt hatte.
    »Hier, nehmt auch dieses noch. Zweimal
Max und zweimal Jenny.« Er reichte den Geschwistern je zwei Schieferstücke mit
ihren Namen darauf.
    »Fügt die Teile zusammen, wenn ihr im
Haus seid und sprecht dabei:
     
    Stein
zu Stein
    Insgeheim
    vier
wird zwei
    zwei
wird ein.
     
    Dann werdet ihr zurückverwandelt,
jeder in eine Gestalt.«
    Die Geschwister wiederholten den Vers,
bis sie ihn auswendig kannten.
    Inzwischen hatten einige der Wirsche
auf Kalles Wink ein Loch in die Erde gegraben.
    »Legt eure Raxel-Wurzeln da hinein«,
gebot Kalle den Kindern.
    Nachdem dies geschehen war, wuchsen
sie wieder zu ihrer richtigen Größe. Die Wirsche schippten Erde über die
Wurzeln.
    Nun war alles getan, und ein bißchen
befangen vor Rührung sagten Max und Jenny Lebewohl.
    Wenig später standen sie in ihrem
Zimmer vor dem schlafenden zweiten Geschwisterpaar. Sie legten die
Schiefersteine aneinander und sprachen:
     
    »Stein
zu Stein
    Insgeheim
    vier
wird zwei
    zwei
wird ein.«
     
    Und ebenso, wie sich die Schieferteile
fest zusammenfügten, verschmolzen sie auch wieder mit diesen beiden andern zu
einem Max und einer Jenny. Es ging ganz einfach, so wie damals, als Kalle
Wirsch sie geteilt hatte.
    »Wie sieht es jetzt aber in unsern
Köpfen aus?« überlegte Max. »Erinnerst du dich noch an alles, was wir in der
Erde erlebt haben?«
    »An alles«, antwortete Jenny. »Und an
viel mehr dazu! — Du, Max, ich erinnere mich jetzt auch an das, was inzwischen
hier im Haus geschehen ist.«
    »Ich auch«, rief Max.
    »Wirklich? Weißt du zum Beispiel, was
wir heute abend gegessen haben?« prüfte Jenny.
    »Reisbrei mit Aprikosen.«
    »Stimmt.«
    »Und was hat die Mutter gesagt, als
sie zu uns ans Bett kam?«
    »Daß wir in der letzten Zeit so
merkwürdig still seien.«
    »Richtig, das hat sie gesagt. — Aber
ab morgen wird das wieder anders! Ach, Jenny, ich bin doch froh, daß ich nicht
mehr doppelt bin.«
    Ein Pochen am Fenster unterbrach ihr
Gespräch. Die Fledermaus hockte vor der Scheibe.
    »Tutulla! Liebe Tutulla, du bist es?«
rief Jenny.
    »Kalle Wirsch hat mich geschickt.
Bevor er weiterzieht, will er wissen, ob alles in Ordnung ist.«
    »In bester Ordnung«, erklärte Max.
    »Das werde ich ihm gleich melden.«
    »Wie schön, daß du noch mal gekommen
bist, Tutulla«, sagte Jenny. »Kannst du uns nicht ab und zu besuchen? So wie
jetzt am Fenster?«
    »Das läßt sich einrichten«, versprach
Tutulla.
    Die Kinder schauten hinaus in den
nächtlichen Garten, in dem die Schar der Erdmännchen herumwuselte.
    Noch einmal wurden Abschiedsgrüße
gewinkt.
    »Glück dem König Kalle Wirsch und
allen Erdmännchen!« riefen Max und Jenny.
    »Freundschaft zwischen euch und uns!«
tönte es zurück.
    Dann drängten die kleinen Gestalten in
ihr Reich unter der Erde. Aus ihrer Mitte leuchtete hell der Königsschein um
Kalle Wirsch.
     
    E N D E

Zu KLEINER KÖNIG
KALLE WIRSCH gibt es eine Fortsetzung:
     
    Die Wilden Utze sind
drei machtgierige Feuermänner. Sie bedrohen den kleinen König Kalle Wirsch und
das ganze unterirdische Reich. Wie sich
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