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Macabros 010: Duell mit den Höllengeistern

Macabros 010: Duell mit den Höllengeistern

Titel: Macabros 010: Duell mit den Höllengeistern
Autoren: Dan Shocker
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Der Mann saß vor dem offenen Kamin und starrte müde in
die Flammen. Das Holz knisterte, Funken sprühten. Plötzlich
zuckte er zusammen. Etwas berührte ihn, eine
glühendheiße, gierige Hand.
    Er sprang auf.
    Eine Flammenzunge leckte über sein Gesicht.
    »Aaaaaah!«
    Entsetzt schlug er die Hände vor das Gesicht, um die Flammen
zu löschen, die seine Wimpern und Augenbrauen versengten.
    Seine Kopfhaare schmorten.
    Er mußte am Kamin eingenickt sein.
    Er schluckte.
    Armand Moresh riß die Augen auf. Was er sah, ließ
seine Nackenhaare zu Berge stehen.
    Hohe Flammen schlugen aus den Holzscheiten empor und bildeten
– gierige Hände, bizarre Körper –
Teufelsgestalten, die der Hölle entsprungen waren. Gestalten des
Satans!
    Spitze Ohren und Hörner, langgezogene Gesichter und
große Augen, in denen Haß funkelte. Satanisches Kichern
hatte er die ganze Zeit über für das Knistern der Flammen
gehalten.
    Armand Moresh stand eine Sekunde wie erstarrt.
    Die Flammenwand vor ihm schien sich aufzublähen. Aus drei,
vier Feuerzungen entwickelten sich Oberkörper. Furchtbare Klauen
griffen aus dem Kamin heraus nach ihm. Grauen und Angst
schnürten ihm die Kehle zu.
    Moresh warf sich herum, jagte zur Tür, riß sie auf und
rannte hinaus in den langen Korridor.
    Er schrie, als hetzten Furien hinter hinter ihm her…
     
    *
     
    Wie verrückt trommelte er gegen die Tür der
Nachbarwohnung. Er klingelte.
    Schweiß perlte auf seiner Stirn.
    Zwei, drei Minuten lang benahm er sich wie ein Wahnsinniger.
    Seine Lippen zuckten, sein Blick flackerte unstet.
    Er warf den Kopf hin und her, als müsse er sich vor
Verfolgern sichern.
    Der lange Korridor mit der hohen Decke und den Stuckfiguren in den
Ecken und Nischen kam ihm fremd und bedrohlich vor.
    Die Wände schienen auf ihn zuzukommen, die Luft pulste, als
würde ein unsichtbares Ungeheuer atmen.
    Es kam ihm vor, als wäre eine Ewigkeit seit dem unheimlichen
und rätselhaften Vorkommnis vergangen. Jeder Zeitbegriff war ihm
verlorengegangen.
    Dann endlich Schritte. Wie aus weiter Ferne hinter einer
Wattewand.
    Reiß dich zusammen! redete er sich ein. Vorhin hatte er
logisch gehandelt, jetzt ertappte er sich dabei, daß er sich
von einer Flut angstvoller Gefühle übermannen
ließ.
    Er war sonst nicht furchtsam.
    Aber diese Sekunden empfand er wie Stunden, sie waren eine einzige
Tortur.
    Da klappte die Tür.
    »Monsieur Moresh?« fragte eine sympathische weibliche
Stimme überrascht.
    Er richtete seinen Blick auf die Gestalt, die vor ihm stand.
    Schlank und attraktiv. Das war Madame Barlon. Sie war in einen
farbigen Nebel eingehüllt, der sich nur langsam auflöste.
Er erkannte ihre Gesichtszüge und ihre Schönheit.
    »Monsieur Moresh!« sagte sie erschrocken. »Sie sind
ja ganz blaß…«
    »In meinem Zimmer, Madame. Ihr Mann – kann ich Ihren
Mann sprechen?« Er war noch immer unfähig, sich so zu
äußern, wie er es eigentlich wollte.
    »Mein Mann ist nicht zu Hause«, vernahm er wieder die
Stimme der schönen Frau. »Sind Sie krank? Fühlen Sie
sich nicht wohl? Soll ich einen Arzt rufen?«
    Die Stimme war ganz klar.
    Moresh fühlte eine Hand, die nach seinem Arm griff. Angst und
Beklemmung wichen. Die Nähe eines Menschen tat ihm gut.
    »Was ist denn passiert?« wollte Edith Barlon wissen.
    »Das Feuer… im Kamin, ich…« Er schluckte.
Plötzlich war alles wieder ganz klar. Der Krampf, der ihn
befallen hatte, löste sich.
    Er atmete auf.
    Hinter Edith Barlon tauchte ein Schatten auf.
    Das war Desiree. Die einundzwanzigjährige Tochter der Barlons
war ein ebenso erfreulicher Anblick wie die Mutter. Sie könnten
Geschwister sein. Das gleiche lange Haar, das schwarz und wellig auf
die Schultern fiel, die gleichen dunklen Augen mit den langen,
seidigen Wimpern.
    »Kommen Sie herein!« sagte Madame Barlon sanft. Der
Anflug eines Lächelns spielte um ihre Lippen. Ihre weißen
Zähne schimmerten wie Perlen.
    Seine Angst war mit einem Male wie weggeblasen. Dafür empfand
er eine gewisse Peinlichkeit.
    Er mußte eine Art Schwächeanfall erlitten haben. Die
Bilder, die er in den knisternden Flammen wahrgenommen hatte –
waren sie wirklich real gewesen?
    Oder hatte er alles nur geträumt?
    Er wurde in die Wohnung geführt. Eine luxuriöse,
geräumige Wohnung.
    Diese Art Häuser fand man nur noch in der Innenstadt von
Paris.
    Ein angenehmes Licht verbreiteten die Stehlampen in den einzelnen
Räumen, zu denen die Tür offenstand, gemütliche
Lichtinseln, deren anheimelnder Schein Ruhe
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