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Kleiner König Kalle Wirsch

Kleiner König Kalle Wirsch

Titel: Kleiner König Kalle Wirsch
Autoren: Tilde Michels
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zu bereden? Können wir beginnen?«
    Die Erdmännchen waren über das
unerwartete Erscheinen des Königs zuerst verblüfft gewesen, dann aber hatte sie
die Lust an dem bevorstehenden Königskampf erfaßt. Eifrig rückten sie die Tische
beiseite und schafften Platz für die beiden Streiter.
     
    Max und Jenny waren am Eingang des
Saales stehengeblieben. Keiner beachtete sie, und auch Kalle Wirsch schien sie
vergessen zu haben. Jenny fand es ganz unnötig, daß Kalle kämpfen wollte.
    »Er braucht doch nur alles zu erzählen
und den Uranstein vorzuzeigen«, flüsterte sie Max zu.
    Aber auch Max war von der allgemeinen
Spannung ergriffen worden. Er verstand als Junge natürlich besser, daß Kalle
Wirsch trotz allem kämpfen mußte und daß er zu stolz war, sofort über seine
Taten zu reden.
    »Wenn er es nicht selbst sagt, dann
erzähle ich es«, erklärte Jenny.
    »Fang am besten gleich damit an«,
sagte jemand neben ihr. »Ich heiße Tisso« — Tisso verbeugte sich — »und ich
gehöre zum Volk der Wirsche. Ich weiß schon, wer ihr seid. König Kalle hat mir
einen Wink gegeben, daß ich mich um euch kümmern soll, während er mit Zoppo
Trump beschäftigt ist.«
    Jenny lachte ihn dankbar an. Tisso
gefiel ihr, und sie war froh, jemanden bei sich zu haben, der sich auskannte in
den fremden Gebräuchen. Natürlich erzählte sie Tisso sofort von Zoppo Trumps
Hinterlist und von ihren schrecklichen Abenteuern. Nur von Murrumesch und dem
Uranstein sagte sie nichts. Sie fühlte, daß sie das nicht durfte. Das mußte sie
Kalle Wirsch überlassen.
    Inzwischen nahmen die Vorbereitungen
zum Kampf ihren Fortgang. Zoppo Trump war ebenfalls in die Mitte des Saales
getreten und stand mit finsterer Miene Kalle Wirsch gegenüber, der noch einmal
kurz die Regeln erklärte.
    »Der Streit um den Königstitel besteht
aus drei Kampfgängen. Wer alle drei oder mindestens zwei davon gewonnen hat,
ist König. Nach alter Sitte beginnen wir mit dem Wettstreit Faust-gegen-Stein .«
    Zwei mächtige Granitsteine wurden in
den Saal gerollt und vor die beiden Gegner geschoben.
    »Sie müssen mit der rechten Faust ein
Loch hineinschlagen«, flüsterte Tisso den Geschwistern zu. »Wer das größte
schlägt, ist Sieger.«
    Zoppo Trump musterte seinen Stein und
krempelte den rechten Ärmel hoch.
    »Wie tief soll das Loch werden?« rief
er großsprecherisch. »Langt’s bis zum Ellenbogen?«
    Auch Kalle Wirsch schob seinen Ärmel
zurück und ballte die Faust. Dabei bemerkte Jenny mit Schrecken die Wunde, die
ihm Murrumesch beigebracht hatte.
    »Er kann nicht kämpfen«, wisperte sie.
»Er hat eine verletzte Hand.«
    Aber schon holte Zoppo Trump aus und
hieb seine Faust bis zum Knöchel in den Granit. Es war ein vortrefflicher
Schlag, und die Zuschauer brachen in lauten Jubel aus.
    Zoppo nahm ihren Beifall mit einem
spöttischen Lächeln für Kalle Wirsch entgegen.
    »Gib lieber gleich auf! Oder traust du
dir mehr zu?« rief er.
    Alle blickten gespannt auf den König,
der zu zögern schien und unschlüssig seine Hand betrachtete.
    »Er hat Angst«, höhnte Zoppo Trump.
»An diesem Meisterschlag gemessen, wird er nur ein paar erbärmliche Kratzer
zustande bringen.«
    Jenny hielt es kaum mehr aus. Sie wäre
am liebsten dazwischengesprungen. >Jetzt müßte er es doch sagen<, dachte
sie. >Jetzt müßte er ihnen seine Hand zeigen und den Uranstein, dann käme
Zoppos Gemeinheit endlich ans Licht.<
    Tisso spürte ihre Ungeduld und legte
begütigend die Hand auf ihre Schulter. »Warte ein wenig und vertraue auf Kalle
Wirsch.«
    Nicht nur Jenny war ungeduldig. Im
Saal wurde ein Scharren und Murren laut. Die Erdmännchen wollten den
Faustschlag des Königs sehen.
    Da zögerte Kalle nicht länger, holte
weit aus und schlug in den Stein. Er nahm seine ganze Kraft und all seinen
Willen zusammen, aber die verletzte Hand versagte ihm den Dienst: Als er seine
Faust zurückzog, sahen alle, daß das Loch im Stein kleiner war als das von
Zoppo Trump.
    Die Trumpe stießen ein Freudengeheul
aus und brüllten so lange: »Zoppo der Starke, Zoppo der Starke, Zoppo der
Starke«, bis alle übrigen Erdmännchen einstimmten.
    Jenny hielt angstvoll Tissos Hand
umklammert. Sie konnte nicht verstehen, daß mit einem Mal alle dem bösen Zoppo
zujubelten.
    »Das ist immer so«, sagte Tisso. »Wenn
das Glück den König verläßt, dann wendet sich auch das Volk von ihm ab. — Aber
Geduld! Es sind noch zwei Kämpfe zu bestehen. Die nächste Kampfart darf Zoppo
Trump bestimmen, weil er der
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