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Die letzte Jungfrau ...

Die letzte Jungfrau ...

Titel: Die letzte Jungfrau ...
Autoren: Day Leclaire
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PROLOG
    Obwohl Sam Beaumont sich sieben Jahre lang von Delacorte Island ferngehalten hatte, wurden die Bewohner dieser kleinen Insel vor der Küste North Carolinas noch immer nervös, wenn sie an ihn dachten. Er beunruhigte sie so wie ein Hurrikan, der sich über dem Meer zusammenbraute, allmählich stärker wurde und unaufhörlich näher rückte. Irgendwann brach, wie man aus Erfahrung wusste, der Sturm los, und es blieb einem nichts anderes übrig, als sich zu verbarrikadieren und abzuwarten, bis er sich gelegt hatte.
    Insofern war niemand wirklich überrascht, als Sam an einem schönen Sommertag auf seinem schwarzen Motorrad von der Fähre kommend in die Stadt Beaumont raste, die nach einem seiner Vorfahren benannt worden war, einem Piraten, der dem damaligen Bürgermeister die Pistole auf die Brust gesetzt und somit die Wahl des Ortsnamens entscheidend beeinflusst hatte.
    Dass Sam die drei Männer zu sehen verlangte, die ihn sieben Jahre zuvor mit Gewehren in der Hand von der Insel vertrieben hatten, wunderte auch keinen. Die Zeichen standen auf Sturm — und der würde aller Voraussicht nach heftig wüten.
    “Sam will uns bestimmt ruinieren. Inzwischen hat er ja ein Vermögen gemacht”, meinte der Bürgermeister Jeffrey Pike bedrückt. “Wir hätten ihn damals nicht aus der Stadt weisen sollen.”
    Sheriff Rawling, meist Rolly genannt, machte ein finsteres Gesicht. “Er hätte sich ja nur umzudrehen und zurückzukommen brauchen. Ich hätte den Jungen nicht davon abgehalten. Du etwa?”
    “Einen Beaumont stoppen? Das würde mir nicht einfallen”, meldete sich Ben Drake, der Dritte im Bunde, zu Wort. “Ich muss an mein Geschäft denken. Wenn man mir nachsagen würde, dass ich Leute von hier vertreibe, würde doch niemand mehr bei mir einkaufen.”
    Rolly lachte. “Hab keine Angst um deinen Ruf, Ben. Alle wissen, dass du jedem deine Freundschaft anbietest, der dir eine traurige Geschichte von seinem Pech auftischt.”
    “Jedem außer Sam Beaumont”, berichtigte Ben ihn.
    “Das ist etwas anderes. Der Junge war an Freundschaft nicht interessiert.”
    “Nicht an unserer jedenfalls”, mischte der Bürgermeister sich ein und lachte ebenfalls. “Wenn es allerdings um hübsche junge Frauen ging …”
    “Genau”, unterbrach Ben ihn. “Und da Annie damals als Nächste auf seiner Liste stand, mussten wir doch etwas unternehmen.”
    Der Sheriff nickte. “Richtig. Uns blieb keine andere Wahl, nachdem sie uns um Hilfe gebeten hatte. Den Jungen aus der Stadt zu vertreiben, das war das Wenigste, was wir für Annie tun konnten. Und wir haben ja keinen Schaden angerichtet, weil Sam sich seitdem einen Namen als Börsenmakler gemacht hat. Genau genommen haben wir ihm einen Gefallen getan.”
    “Stimmt.” Bürgermeister Pike blickte unbehaglich von einem zum anderen. “Ihr nehmt aber auch an, dass er jetzt zurückgekommen ist, um uns diesen ‘Gefallen’ zu vergelten?”
    Ben Drake sah seine beiden Freunde verdrießlich an. “Weshalb sonst möchte er uns drei sprechen?”
    Die Diskussion endete in diesem Moment, weil Sam Beaumont ins Büro des Bürgermeisters kam. Er war groß, muskulös und beneidenswert attraktiv, außerdem wirkte er ausgesprochen energisch und zielstrebig. Ja, er war ein Mann, mit dem man rechnen musste — jetzt noch mehr als früher. Gegen ihn kamen die drei Freunde sogar gemeinsam nur schwer an.
    Obwohl er lässige Jeans und ein T-Shirt trug, umgab ihn ein so unverkennbares Flair von Macht und Erfolg, dass ihm sofort ungeteilte Aufmerksamkeit sicher war. “Meine Herren”, begrüßte er sie durchaus verbindlich, während er seine schwarze Lederjacke auf den einen freien Stuhl warf. “Es ist eine Weile her, dass wir uns gesehen haben.”
    “Und jetzt sind Sie zu einem kurzen Besuch hier?”, fragte Ben hoffnungsvoll.
    Sam lächelte strahlend. Dieses Lächeln war schon vielen Frauen auf der Insel zum Verhängnis geworden. “Ich habe mich noch nicht entschieden, wie lange ich bleibe.”
    “Bringen wir’s hinter uns”, sagte der Sheriff unvermittelt. “Es gibt doch nur einen Grund, warum Sie uns drei hier treffen wollten: wegen der Nacht vor sieben Jahren.”
    “Richtig”, bestätigte Sam ernst.
    Der Bürgermeister rutschte unbehaglich auf dem Stuhl herum, der unter seinem Gewicht ächzte. “Hör mal, Junge …”
    Blitzschnell durchquerte Sam den Raum und beugte sich über den Schreibtisch. “Nennen Sie mich Sam — oder Beaumont, wenn Ihnen das lieber ist. Jedenfalls lasse ich
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