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Türme Der Dämmerung

Titel: Türme Der Dämmerung
Autoren: L. E. Modesitt
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bestand darauf, Euch umgehend aufzusuchen.«
    Megaera wartet bereits im Torbogen der Feste.
    »Du bist schnell gekommen«, sagt sie.
    »Blind heißt nicht langsam. Zumindest nicht viel langsamer. Es tut höchstens ein bisschen weh, nach Dingen zu greifen, die weiter als zwei Ellen entfernt sind.«
    »Ich weiß.«
    »Tut mir leid. Gehen wir jetzt zu den Schiffen aus Sarronnyn? Oder kommen die Gesandten deiner Schwester hierher?«
    »Ich dachte, wir zeigen ihnen die Feste und lassen uns danach von ihnen zu den Schiffen geleiten.«
    »Würdest du die Einladung an die Gesandten überbringen?« fragt Creslin Thoirkel.
    »Jawohl, Euer Gnaden. Wie … wann?«
    »Warum nicht sofort?«
    Thoirkel verneigt sich und reitet weiter.
    »Kommst du auf dem Schiff zurecht? Ich meine …«, fragt Megaera zögernd.
    »Ich spüre genug, und du kannst ja an meiner Seite bleiben und die pflichtbewusste, hingebungsvolle Gattin aus dem Osten spielen.«
    »An deiner Seite bleibe ich, aber sonst …«
    Creslin grinst.
    »Du … du … Ach was, du bist einfach unmöglich.«
    »Auch Blindheit wird das nicht heilen«, sagt Lydya.
    Sie tritt zu den beiden. »Ich habe die letzten Worte mitgehört. Wo wollt ihr die Gesandten empfangen?«
    »Ich dachte, wir sechs würden sie in dem Raum empfangen, in dem wir uns üblicherweise versammeln«, antwortet Creslin.
    »Ist der … geziemend?«
    »Das weiß ich nicht, doch bin ich nicht der Richtige, dem du diese Frage stellen solltest.«
    »Ach, hör auf, den armen kleinen Blinden zu spielen, Creslin«, sagt sie lächelnd.
    »Das war nicht meine Absicht. Ich habe nur nie über diesen Raum nachgedacht, als ich noch sehen konnte, und jetzt erinnere ich mich nicht deutlich an ihn.«
    »Oh …«
    »Es ist erstaunlich, was ihr als gegeben voraussetzt«, erwidert Creslin etwas verärgert.
    »Ich lasse von der Garde Sessel und Erfrischungen hinbringen«, sagt Megaera.
    »Wir haben gerade einen Handelskrieg ausgetragen. Ich bin sicher, dass man uns keine Vorwürfe macht, wenn unsere Tafel nicht den hohen Ansprüchen deiner Schwester genügt. Außerdem hat ihre Burkha auch nicht so gut geschmeckt.«
    »Ach, Liebster.« Megaera seufzt. »Ich bin gleich wieder da.«
    Creslin lauscht ihren Schritten.
    »Warum müsst ihr beiden ständig streiten?« fragt Lydya.
    »Weil keiner von uns zugeben will, wie sehr wir aneinander hängen.«
    Schweigen. »Verzeih mir. Ich habe nur genickt, hatte jedoch vergessen, dass du nicht sehen kannst.«
    »Es ist nicht leicht, sich daran zu gewöhnen. Ich bezweifle, dass es mir je gelingt. Ich fühle mich oft so unbeholfen, und es ist schwierig zu vergessen, dass ich einst sehen konnte, wenn es stockdunkel war.« Megaeras schemenhaftes Bild taucht wieder vor ihm auf, wie er es vor so vielen Tagen sah. »Man weiß oft nicht zu schätzen, was man besitzt.«
    »Du besitzt immer noch mehr als die meisten.« Lydyas Stimme klingt nicht sehr mitfühlend.
    »Ich nehme an, wir sollten hinaufgehen«, sagt Creslin. Er tastet sich an der Mauer die Treppe hinauf. Auf halber Höhe hört er Megaeras Stimme.
    »Nicht diese … die anderen Sessel. Schließlich sind es Gesandte.«
    Creslin grinst und geht weiter zum Versammlungsraum.
    Bald darauf treffen die Gesandten aus Sarronnyn ein. »Darf ich Euch Frewya L’Arminz vorstellen, Ratgeberin der Tyrannin von Sarronnyn und Gesandte nach Recluce, und Lexxa Valhelba, ebenfalls Gesandte.« Die Stimme der jungen Frau klingt klar.
    Die sechs aus Recluce stehen auf. Creslin durchbricht das Schweigen. »Eure Anwesenheit gereicht uns zur Ehre, und wir heißen euch willkommen, allerdings …« Er deutet auf den Raum. »… ist unsere Gastfreundlichkeit gezwungenermaßen sehr viel bescheidener als die in Sarronnyn. Doch heißen wir euch in Friede und Freundschaft willkommen.« Er zwingt sich zu lächeln. »Und damit ist mein bescheidener Vorrat an höfischer Art erschöpft. Setzen wir uns.« Er nimmt Platz.
    »Wir haben Dokumente, Euer Gnaden.«
    Creslin antwortet. »Die Sub-Tyrannin ist in dererlei Schriftstücken viel bewanderter als ich.«
    »Dürfen wir euch einige bescheidene Erfrischungen anbieten, ehe wir fortfahren?« fragt Megaera. Zwei Frauen der Garde treten ein und bringen Tabletts mit Karaffen und Kristallgläsern sowie verschiedene Obstsorten und Käse.
    Als überall Gläser stehen, schenken sie ein. Creslin weiß, dass die Flüssigkeit grün und klar ist und wie Feuer brennt. Sein Körper begehrt nicht dagegen auf – zumal er dieses Unternehmen
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