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...und plötzlich war alles ganz anders... (Kriminalromane) (German Edition)

...und plötzlich war alles ganz anders... (Kriminalromane) (German Edition)

Titel: ...und plötzlich war alles ganz anders... (Kriminalromane) (German Edition)
Autoren: Olaf Borkner-Delcarlo
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Kapitel 1
    Reinberg 27. Juni 1971
    Franco Manzo starrte ungläubig auf seine blutigen Hände. In Panik versuchte er sie an seiner Hose abzuwischen, aber es gelang ihm nicht. Das gerinnende Blut blieb daran kleben und dunkelrote Halbmonde bildeten sich unter seinen nur schlecht geschnittenen Fingernägeln. Die Arme weit ausgebreitet, in seiner rechten Hand das Messer, stierte er seine vier Freunde aus irre blickenden Augen an.
    „Hi, hihi, hihihi...“, lachte er leise in sich hinein. Ruckartig zog er ganz plötzlich die Arme zusammen und hielt seine zitternden Fäuste vor den Mund.
    Seine weit aufgerissenen Augen verrieten Angst. Schiere, panische Angst. Rote Flecken zeichneten sich auf seinen jugendlichen Wangen ab und durch seinen Körper lief ein Schütteln.
    Und plötzlich brüllte er los.
    „Haha, haha..., na..., was sagt ihr nun...? Leute..., hab ich das Problem gelöst oder etwa nicht!?“
    Und als ob sie wüssten, was gerade in ihrem Revier geschehen war, verstummten die Vögel des Waldes für einen kurzen Moment, um gleich darauf die laue Frühlingsluft wieder mit ihrem Gesang zu erfüllen.
    Die fünf jungen Männer standen um den Ort des Grauens herum und starrten mit vor Schreck geweiteten Augen auf das tote Mädchen hinunter.
    Es lag in der kleinen Waldlichtung auf einem Häufchen Laub und rührte sich nicht mehr. Ihr Rock war nach oben geschoben und ihr feines, seidenes Spitzenunterhöschen hing in Fetzen an ihrem linken Knie. Ihre Haare, blond, nun mit Blut verschmiert, klebten wirr auf der glatten Mädchenstirn.
    Es war ein schönes Gesicht. Zart, mit einem kleinen, roten, kirschförmigen Mund und vollen Wangen, in denen sich wenn sie lachte manchmal kleine Grübchen zeigten. Nun lag sie da, das rechte Bein unnatürlich angewinkelt, gleich unterhalb ihrer linken Brust sickerte aus einer breiten Wunde dunkelrotes, fast schwarzes Blut hervor, das zusehends weniger wurde. Das Herz hatte bereits aufgehört zu schlagen, pumpte das Blut nicht mehr aus der tiefen Wunde heraus. Der Mund, dieser volle, zartrotblasse Mund, würde nie mehr lachen und nie mehr würden sich Grübchen auf ihren Wangen zeigen.
    Es war Peter Pavliç, Francos Freund rechts neben ihm, der sich als Erster aus seiner Erstarrung löste. Fassungslos schlug er beide Hände vors Gesicht: „Ja bist du denn völlig verrückt“, schrie er, „Franco..., das Mädchen ist tot..., sie ist tot... verstehst du? Du hast sie umgebracht...! Du hast sie getötet!“
    Mario Micoliç ein hochgeschossener, bereits sehr erwachsen wirkender junger Mann mit breitem Mund betrachtete starr die Szene. Für einen Moment stand er regungslos da. Seine leicht nach außen gestellten Backenknochen mahlten deutlich sichtbar unter der straffen jugendlichen Haut. Die schwarzen fast zusammengewachsenen Brauen überschatteten ein eng zusammenstehendes Augenpaar das hektisch flackernd das tote Mädchen taxierte.
    Ohne sich dessen gewahr zu werden knirschte er hörbar mit den Zähnen. Man sah ihm an, dass er versuchte das Geschehene zu begreifen. Ganz plötzlich, mit einem Ruck riss er sich aus seiner Lethargie, trat einen Schritt auf das Mädchen zu, drehte sich zu seinen Freunden und blickte abwechselnd die beiden Kontrahenten an.
    „Mensch..., seid doch wenigstens etwas leiser...“, flüsterte er heiser und legte den Finger auf den Mund: „Wollt ihr dass die Bullen kommen? Wir haben hier eine Leiche und wenn uns irgendjemand hört, dann gute Nacht.“
    Spöttisch sah er in die Runde. Sein Blick blieb an seinem Freund Pavliç hängen: „Peter, wenn uns jemand hier entdeckt, dann kannst du dein Studium für die nächsten fünfzehn Jahre vergessen.“
    Die anderen beiden standen reglos da und starrten auf das Blutbad, das Franco angerichtet hatte.
    Malte Pieper, der Benjamin der Gruppe, blickte an sich herunter. Auf seiner khakifarbenen Hose zeigte sich ein Fleck, der größer und größer wurde und sich langsam als langer, dunkler Streifen an beiden Beinen abzeichnete.
    „Mein Gott“, greinte er, während der Urin warm an seinen Oberschenkeln hinunterlief: „Was haben wir getan!“ Sich beide Hände vors Gesicht haltend, schluchzte er leise: „Was haben wir getan...! Mein Gott, was haben wir nur getan.“
    Das Schluchzen erstarb und wurde zu einem Wimmern. Er presste die zitternden Fäuste so fest vor seinen Mund, dass die Knöchel weiß hervortraten. Die Tränen rannen an seinen Wangen hinunter und er stieß immer und immer wieder den selben Satz aus: „Mein
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