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Cosa Mia

Cosa Mia

Titel: Cosa Mia
Autoren: Andrea Auner
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I
Ich,
Spoleto und la famiglia…
     
     
    Hallo, mein Name ist Paolo und ich bin Italiener. Ich bin
einundzwanzig Jahre alt und wohne im Moment noch in Venedig, aber wer weiß wie
lange noch, denn ich befinde mich momentan in der Zwickmühle, wie man so schön
sagt. Mein Name geht nach einem Großonkel von mir, der damals sehr viel für
unsere Familie getan hat, er war ein familiärer Held gewesen, sozusagen,
deshalb trage ich seinen Vornamen. Und ich habe eine Geschichte zu erzählen.
Eine Geschichte vom Leben, von malerischen Gegenden, von Tragödien und Komödien
im blühenden Italien.
    Diese Geschichte, die in meiner Kindheit begann, bevor ich
mit achtzehn Jahren still und heimlich von zuhause verschwand, um mein
kindisches Herz zu retten, und die sich durch meine Jugend dorthin zog, wo ich
nun stehe. Jetzt könnten Sie argwöhnisch fragen, was ein Junge schon groß zu
erzählen hätte, schließlich ist er noch sehr jung und Sie wundern sich
vielleicht, welche Abenteuer sich hinter einem zwanzigjährigen verbergen und
welche Gedanken er in seinem zarten Alter wohl denken könnte. Müsste ich nicht
eher ein alter Mann sein, um eine Geschichte über das Leben zu schreiben? Nun,
so einen Anspruch habe ich gar nicht gewählt, aber erwarten
    Sie nicht doch eher einen älteren Mann für eine interessante
Geschichte, der mit greisenhafter Feder die Geschichten seiner Jugend und
Mannesjahre versucht zurück zu holen? Würde es ihm überhaupt wahrhaft gelingen?
    Nun, ich möchte, dass Sie mich verstehen, ich möchte Ihnen
meine Erlebnisse schildern, damit Sie begreifen, dass ich wirklich etwas
mitzuteilen habe. Ich tue es auch für mich selbst, denn ich möchte nichts vergessen.
Es wird um Liebe gehen, einer verbotenen Liebe in geheimen und dunklen Kreisen,
in machtvollen und gefährlichen Strukturen. Strukturen mit denen ich
aufgewachsen bin und die heute noch, auch bei Ihnen, wo immer Sie leben, ihre
Fänge nach immer mehr Macht und Geld ausstrecken.
    Und hier bin ich! Könnten Sie mich jetzt sehen! Sie würden es
an meinen Augen bemerken und an meinem Lächeln sehen, dass mich diese Abenteuer
fast meine Jugend gekostet haben. Ich bin immer noch sehr hübsch und jugendlich
anzusehen, aber ein spöttisch, boshaft dunkler Zug steht mir manchmal im
Gesicht und lässt
    meine Unbeschwertheit und meinen jugendlichen Frohsinn fast
völlig vergehen.
    Denn ich weiß um diese Kräfte, die das Leben der Menschen
lenken und ich weiß, dass es niemals Frieden geben kann. Doch dazu später.
    Aber von diesen Gedanken wurde ich früher und zu anfangs
nicht beschwert, federleicht tanzte ich durchs Leben, als sei es ein Traum und
wurde bald von diesem, bald von jenem Luftzug erfasst. Und würzig war die Luft,
die um meine Nase strich, als die Geschichte begann und farbenprächtig das
Licht. Das Licht Italiens!
     Ich lebte damals mit meiner Familie in Spoleto. Das ist
wahrlich nicht irgendeine Stadt und deshalb möchte ich Ihnen gern kurz etwas
über dieses sehr hübsche Fleckchen Erde erzählen. Es ist erstaunlich, zwar in
Mittelitalien gelegen, in Umbrien, gibt es dort vergleichsweise noch wenige
Touristen. Das liegt daran, dass unser Landstrich oft nur als Durchzugsgebiet
nach Rom oder den Rest von Italien genutzt wird, oder der Largo Trasimeno ,
der große Trasimenische See, als Urlaubsziel in den Prospekten steht. Ich muss
wohl nicht sagen, dass ich mich kaum darüber beschweren konnte.
    Ich liebte meine Geburtsstadt sehr und tue es noch immer.
Obwohl ich zurzeit kaum in der Lage bin, dorthin zurückzukehren, denn ich
befürchte, dass ich Italien verlassen muss und für wie lange weiß ich noch
nicht.
    Außerhalb der Stadt befand sich eine sehr alte Kathedrale,
San Salvatore, wo ich mich als Kind gern aufhielt und die jeder in der Stadt
verehrte und schätzte. Ich war das zweitälteste Kind unserer Familie, der
Mellossi, und hatte noch drei weitere Geschwister, einen älteren Bruder Marco,
der schon verheiratet und in Rom lebte und zwei jüngere Schwestern, Maria und
Julia, der Stolz meiner Mutter und Vater, denn sie waren sehr hübsch. Sie
arbeitete in einem kleinen Betrieb, der traditionell Pasta herstellte und mein
Vater Giorgio fertigte Schuhe und andere Ledersachen an, in einem kleinen Laden
unterhalb unserer Wohnung. Das klingt fast klischeehaft, nicht wahr? Aber in
Dörfern und kleineren Städten werden die alte Handwerkskunst und die
Traditionen, die mit ihr verbunden sind, immer noch gepflegt. Wir lebten
einfach.
    Die
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