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Cosa Mia

Cosa Mia

Titel: Cosa Mia
Autoren: Andrea Auner
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musste er bei seinem Job auch sein. Denn er arbeitete mit Leder.
Die Leute auf dem Marktplatz mochten ihn und er hatte viele Freunde, lachte oft
herzlich, aber uns verband eine seltsame Beziehung, ich glaube wir verstanden
uns
    gegenseitig wenig, weil wir so verschieden voneinander waren.
Seit meiner Pubertät gingen wir sehr distanziert miteinander um und es kam kaum
zu großen Vertraulichkeiten oder Emotionen. Doch nun wurde er sehr wütend: „Was
bist du nur für eine Kreatur! Treibst dich bis spät in der Nacht mit Killern
herum und wagst es zudem noch betrunken nach hause zu kommen?!“
    Die alte Feindschaft, bemerkte ich träge. Ich sah zu ihm auf
und da schallte eine gewaltige Ohrfeige zu mir hernieder. Mein Vater hatte mich
noch nie geschlagen. Ich war baff und wie benommen. Meine Wange war wie ein
einziger Feuerherd, eine Träne rann mir über das Gesicht, aus Schreck, aber ich
lächelte. Ich lächelte aus Trotz und hielt meine Hände gegen das Gesicht. „So
lass ich dich nicht ins Haus!“ Hörte ich noch meinen Vater brüllen, bevor die
Haustür zuknallte. Ich saß vor verschlossenen Türen mitten in der Nacht, war
ausgesperrt wie ein ungehorsamer Hund und ich fühlte mich elend.
    Das einzige, was mir dann einfiel, war zu den Erzfeinden
meiner Familie zu gehen. Ich glaube, ich tat es abermals aus Trotz. Das war
typisch für mich. Ich wollte nicht vor
    der Tür oder irgendwo auf einer Bank schlafen, ich wollte
mich nicht so erniedrigen lassen und so taumelte ich durch die kleinen
Gässchen, die kaum erhellt waren, musste mich ein paar Mal übergeben, schwor,
nie wieder Grappa zu trinken und bog dann erleichtert in die Straße ein, die
zur alten Villa Di Castelli führte. Es begann sanft zu nieseln und ich genoss
die kühle Nässe. Die hohen Zypressen, die  die Straße säumten, bewegten sich
leicht, als der Wind auffrischte und mir wurde langsam kalt. Ich hielt die Arme
um den Körper geschlungen und lief langsam auf die Auffahrt zu, mit
Bauchschmerzen und einem widerlichen Geschmack im Mund. Meine Sachen stanken
nach Tabakqualm und verschüttetem Alkohol. Ich lief und lief, es kam mir wie
eine Ewigkeit vor. Ob er mich jetzt auch herein lässt, fragte ich mich
zweifelnd, ich sah schlimmer aus, als sonst, fast noch schlimmer als die
lumpigen Straßenkinder und die, die sich für ein paar Münzen selbst verkauften.
Ich war durchnässt und spürte auch noch den Alkohol im Blut.
    Vor der Einfahrt sah ich ein großes, schwarzes Auto stehen
und aus einer Seitentür kam tatsächlich in diesem Moment Sabatino heraus und
winkte seine Männer zu
    sich. Was für ein Glück! Dann sah er mich, entließ seine
Leute, die mit Ihren Wagen wieder weg fuhren und kam auf mich zu. In der
Dunkelheit konnte ich sein Gesicht nicht erkennen, aber ich hoffte, dass er
lächelte, denn eine zweite Niederlage hätte ich nicht verkraftet. Ich stand
ganz still und wartete.
    „Paolo! Was ist denn mit dir geschehen, mein Junge? Du siehst
ja furchtbar aus und riechst wie ein ganzes Lokal in einer Woche! Was treibt
dich denn zu mir, hmm?“ Er kam näher heran und legte vertrauensvoll seine Hand
auf meine Schulter, wie er es öfter tat.
    Trotz der Dunkelheit konnte ich seine Zähne blitzen sehen. Er
machte nun in der Nacht einen ganz und gar unheimlichen Eindruck auf mich,
einen sehr finsteren, und ich ahnte, wieso man ihn so achtete. Konnte es sein,
dass noch mehr Männer diese Zähne so gesehen hatten, wie ich sie sah, aber kurz
vor ihrem unausweichlichen Tod, mit dem diese Erscheinung ihre Macht bewahrte?
Aber das war ein absurder Gedanke von mir und doch stand er wie ein düsterer
Schatten über mir und seine kaum erkennbaren Augen schienen mich zu
durchbohren, ein Schaudern ging mir über den Rücken und seine Hand
    schien unnatürlich schwer auf meiner Schulter zu liegen, als
wolle sie mich in den Erdboden drücken. Ich merkte wie mich Angst zu ihm
erfüllte, vor dem ich doch nie etwas zu befürchten hatte. Andererseits war
Emidio nicht dabei.
    „Na, was ist?“, ertönte seine tiefe Stimme und ich schreckte
auf: „Willst du mir nicht erzählen, wieso du zu mir gekommen bist, du wolltest
doch zu mir, nicht wahr? Brauchst du meine Hilfe? Ist was mit Emidio? Sag
schon, Junge, spuck’s aus.“ Seine Augen verengten sich und er zog nachdenklich
die Brauen zusammen.
    „Ja, eh, nein.“  stotterte ich und dann erzählte ich ihm von
der Sache, während er mich langsam mit sich die Auffahrt hinaufführte. Es
regnete immer noch, das
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