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Cosa Mia

Cosa Mia

Titel: Cosa Mia
Autoren: Andrea Auner
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schien ihm nichts auszumachen. „Ja, solche elenden
Tölpel! Sie haben dich betrunken gemacht, sagst du? Ich denke, ich werde noch
einmal mit Maurizio reden müssen.“ Aber er lächelte breit.
    „Es war nicht ihre Schuld.“, bekannte ich reumütig.
    „Du bist jetzt sechszehn, nicht wahr?“, fragte er mich.
    „Ja.“ Er lachte kurz auf: „Siehst du!“
    „Das verstehe ich nicht.“
    „Ist nicht so schlimm, ich weiß ja, dass du schon fast ein
Mann bist, der für sich selbst sorgen kann, nicht? Und in deinem Alter war ich
auch schon mehr als einmal betrunken, es ist nicht so wild.
    Wenn dein Vater dich nicht zu hause schlafen lässt, kannst du
selbstverständlich hier bleiben.“ Er zwinkerte mich an, und fügte dann amüsiert
mit abschätzenden Blick hinzu: „Aber natürlich nicht in diesem Aufzug!“ Ich sah
zu Boden und nickte. Mir fiel auf, dass wir noch nie ganz allein gewesen waren.
Er lachte ganz locker. Die Nacht bei ihm verbringen und das ganz allein und
ohne Emidio, dachte ich und wurde unruhig.
    Zum ersten Mal kam ich in der Villa mehr umher als nur zum
Essraum und in Emidios Zimmer in dem er schlief, wenn er zu Besuch war, denn
Sabatino führte mich auch in seine eigenen privaten Räumlichkeiten. Ich könnte
mich in einem seiner Bäder waschen und frisch machen, bot er mir an und er
wollte in der Zwischenzeit ein paar trockene Sachen von Emidio suchen, auch
wenn sie mir etwas zu eng sein würden. Ich bedankte mich bei ihm und war
erleichtert.
    „Du bist wirklich ein hübscher Junge, Paolo und du hast das
engelhafteste Lächeln, was ich bei einem Jungen je gesehen habe. Kennst du
Botticelli? Du weißt, der Maler?“
    „Äh, eher nicht.“, gab ich ehrlich zu.
    „Oh! Das solltest du aber, ich werde dir irgendwann mal etwas
über Kunst erzählen. Wenn Botticelli Engel malte, dann hatten sie feine und
schöne Gesichter, so wie deines.“ Er sagte das so, als sei es nichts und
lächelte versonnen.
    Ich war beschämt und nickte nur scheu, ehe ich durch die
Seitentür in den Baderaum ging. Botticelli . Engelhaft? Was soll das
denn, dachte ich. Ich sollte meine Kunstlehrerin fragen, aber vielleicht hatte
ich es in einem meiner Hefter? Schule war mir ein Gräuel zu dieser Zeit, ich
war faul und lernte kaum, ich denke, ich war ein recht normaler
Sechszehnjähriger, jedenfalls in dieser Hinsicht.
    Als ich in das Bad ging,  war ich aus irgendeinen Grund
nervös, aber was ich sah, stockte mir fast den Atem, Marmor über Marmor und
blinkende Armaturen, Spiegel mit edlen Verzierungen aus Gold und Silber, nein,
so etwas hatte ich noch nie gesehen, dagegen sah unser Bad
    wie eine Müllhalde aus. Statuen aus Kristall standen auf der
Ablage unter dem großen, umrahmten Spiegel, ein Mädchen und ein Junge, die sich
anlächelten. Ich ging zum Fenster und schob die schweren Vorhänge ein wenig
beiseite. Ich blickte geradewegs in den vertrauten Garten hinunter, aber ich
sah kein Sonnenschein und keine planschenden Kinder, sondern schwarze Nacht,
Scheinwerfer und Di Castellis Männer und Bewacher, die umhergingen oder sich
unterhielten. Ich sah ihre Zigaretten in der Dunkelheit leuchten, hörte
manchmal ein tiefes Lachen.
    Ich kämpfte vergebens gegen das plötzliche Gefühl an, eine
Art Gefangener zu sein, eine Flucht jedenfalls schien unmöglich. Aber was
sollte eigentlich der Gedanke der Flucht? Dies war doch mein Onkel, sozusagen,
und dies war sein Anwesen, was ich schon gut kannte.
    Ich sollte mir nicht solche Sorgen machen.
    Ich duschte ausgiebig und das unangenehme Gefühl verschwand,
genauso wie der Dreck, die Schmerzen und der Gestank. Ich duftete nun nach
erlesenen Gewürzen und Blüten und fühlte mich schon viel besser, auch wenn ich
sehr müde war. In diesem Rauschzustand des Luxus
    und des Wohlbefindens, konnte ich unmöglich meine alten
Sachen anziehen, wo ich doch sowieso neue Sachen bekommen würde, also schlang
ich mir ein flauschiges Handtuch um die Hüfte, legte die stinkenden Sachen über
den Arm und tapste barfuss aus dem Bad hinaus, in der Hoffnung die
Kleidungsstücke von Emidio würden schon im Wohnzimmer liegen und ich wäre
allein, um sie anzuziehen.
    Der Raum war bei meiner Wiederkehr sehr spärlich beleuchtet,
aus nur einer Lichtquelle nahe der Terrassentür ergoss sich dämmriges, weiches
Licht und erhellte das Zimmer, als ob Kerzen entzündet wären.
    Als ich die riesige Couch aus cremefarbenen Leder mit ihren
Sesseln in der Mitte des Raumes erreicht hatte, sah ich auch eine kurze,
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