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Cosa Mia

Cosa Mia

Titel: Cosa Mia
Autoren: Andrea Auner
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Restaurant, das Bellona   zum Pokern oder Billard
ein, mit dabei andere, wie der ungestüme Luigi oder der stille Piero mit dem
düsteren Gesicht. Es herrschte immer ausgelassene Laune. Ich werde diese
besondere Stimmung, die mich dort drinnen umgab wohl nie vergessen, das
schummrige, aber nicht schmutzige Licht, das sich diskret aus Ecken oder hinter
Dekorationen in die verwinkelte Bar ergoss, die alten, schön gepolsterten
Holzstühle und die riesige Bar, in deren Spiegel hinter den Flaschen man die
Tür im Auge hatte und ohne sich umdrehen zu müssen, immer genau sah, wer ein
oder austrat. Es gab abgeteilte Bereiche mit runden Tischen, wo auch in Ruhe geredet
oder gespeist werden konnte, wenn man wollte. An den Wänden hingen alte
schwarz-weiße Photographien aus unserer Umgebung und von Spoleto und dann gab
es noch eine Treppe weiter hinten, die hinunter in das Kellergewölbe führte, wo
auch der Billardtisch und der Dartautomat standen. Das war noch ein sehr altes
Kellergewölbe mit mittelalterlichen Steinbögen und kleinen Nischen in den
Wänden für Feuerschemel. Hinten stand noch eine große Tafel für Feiern und
Geburtstage im Winter, denn sonst wurden solche Dinge natürlich stets im Freien
gefeiert. Es gab auch noch eine Tür im Keller, die aber immer
    abgeschlossen war und ich weiß bis heute nicht, was dahinter
ist. Abstellkammer, sagten all die Männer, aber das glaubte ich ihnen nicht.
Nun, aber es war auch keine kleine, schmutzige Toilette, wo unliebsame Spieler,
die das Spielen mit ihrem Pech verdarben, eingesperrt und unter „Arrest“
gestellt wurden, weil keiner sie beim Wetteinsatz sehen wollte. Es gab zwar
solcherlei Würfelspiel oder Wettspiele im Bellona , aber natürlich nur so
zum Spaß und ohne viel Geld in die Hand zu nehmen.
    Einmal wurde mir zum ersten Mal dort Bier und Grappa
gereicht, nachdem ich Maurizio lang genug genervt hatte. Ich wollte das
trinken, was sie auch tranken, obwohl sich Maurizio vornehmlich an Rotwein
hielt und weniger an Schnaps, der selbst oft aus der Umgebung kam und in einem
stillen Keller wahrscheinlich unerlaubt gebrannt wurde.
    Das Marcello auf seiner Farm zum Beispiel schwarz brannte,
wusste jeder, sogar die Leute von der Polizei, die sein Zeug sicher auch gern
tranken und natürlich gratis. Aber der richtig gute Grappa, der kam von weiter
weg, erklärte mir Luigi, schenkte uns nach, trank es sofort aus
    und ging zum Billardtisch, denn er war am Zug. Die Musik war
laut, überall lachten und scherzten sie und klopften mir aufmunternd auf den
Rücken. Das klingt nach einer netten Party, nicht wahr? Das war aber ein
geselliges Beisammensein von Verbrechern und ich ahnte es, dabei wusste ich
noch gar nichts, ich kannte nur die Dinge, die die Leute sich so erzählten.
Jedoch hatte mich das nie erschreckt oder gehindert, im Gegenteil, und außerdem
sah und erlebte ich Anderes, als die Leute auf der Straße so tuschelten.
    Im Bellona ging ich oft hierhin und dorthin und
stellte oder setzte mich dazu und hörte einfach nur hin. Jeder wusste, dass ich
der beste Freund von Emidio war. Und an jenem Abend trank ich zuviel. Maurizio
hatte mich nicht mehr im Blick, denn er war hoch gegangen. Er war immer um mich
besorgt und achtete auf mich, wenn ich im Bellona war. Natürlich war das
schon nervtötend, doch wenn er weg war, bot mir jeder von den Jungs was an. So
war es das erste Mal mit sechszehn, dass ich betrunken von dort nach hause
torkelte, nachdem ich das Angebot von Maurizio, mich heim zu bringen, energisch
abgelehnt hatte, was sollte das auch, ich fühlte
    mich als Mann und dachte keine Hilfe zu brauchen. Vielleicht
hatte Maurizio auch nur Angst, ich könnte sein Auto vollkotzen, er grinste kurz
auf seine vielsagende Art, wie er es immer tat und stapfte mit den anderen zu
den Autos.
    Das war, so kam es mir vor, das erste Mal gewesen, da mich
mein Vater richtig ernsthaft zur Kenntnis genommen hatte, ich konnte mich
jedenfalls an keinen Moment erinnern, wo er mich schon einmal vorher so
angesehen hatte, wie er es dort tat, als ich mehr tot als lebendig vor der Tür
kauerte. „Paolo!“, herrschte er mich an und packte mich grob an den Armen, um
mich auf die Beine zu ziehen, was ihm aber nicht richtig gelang. Meine
Gliedmaßen fühlten sich an wie Blei und ich sah mich einfach außerstande auch
nur die geringste Bewegung auszuführen. Giorgio, mein Vater, war ein kleiner
und hagerer Mann, dennoch sehr robust und zäh, mit kurzen borstigen, dunklen
Haaren. Zäh
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