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Cosa Mia

Cosa Mia

Titel: Cosa Mia
Autoren: Andrea Auner
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gar nicht gewundert! Und so kam er zum Marktplatz und alle
Leute gafften ihn an, keine wagte etwas gegen die Pferdeäpfel zu sagen, denn
jeder wusste, was die beiden
    anderen Männer unter ihren Jacken verbargen. Und dann kam der
von der Polizei und begrüßte ihn höflich! Ich sag euch, wenn da nicht der
Polizeihauptmann gewesen wäre, ich wäre hin und hätte diesem Gaul vor die Füße
gespuckt!“ Natürlich glaube ich, dass er es nie gewagt hätte, auch wenn es sehr
ernst gemeint geklungen hat, als er es daheim bei uns eines Abends erzählte.
    Sein Sohn aber sei schon immer ruhiger gewesen, sagten die
Leute, nicht so aufbrausend, aber er hielt seine Hand zu Fragen, die die Stadt
betrafen später natürlich auch nicht heraus.
    Schließlich wurde ein Cousin von ihm Bürgermeister. Als Kind
ahnte ich nicht, dass es dabei um Bestechung ging und so blieben die Castelli
eine angenehme Familie für mich. Dass ich mich mit seinem gleichaltrigen Neffen
Emidio, der oft zu Besuch nach Spoleto kam, auch noch sehr gut verstand, war
für meinen Onkel schlichter Verrat, aber schließlich meinte er, dass sein Neffe
wohl nichts dafür könne, denn er sei ja auch noch ein Kind. Mein Vater hielt
sich heraus, es kümmerte ihn nicht, wo ich mich herum trieb, er ließ mir große
Freiheit und
    meine Mutter versammelte lieber meine Schwestern um sich, die
noch nicht so wild und frech waren, wie ich.
    Meine Großeltern mütterlicherseits waren die einzigen, die
versuchten, aus mir einen strebsamen und guten Jungen zu machen und Oma Julia
zog mir gern die Ohren lang, wenn sie mich total zerlumpt wie ein Bettelkind in
der Stadt sah.
    Dabei hatte ich auch Freunde unter den Herumtreibern und ich
lernte viel von ihnen. Das, was man braucht, um ohne Wohnung und Geld zu
überleben und wie sie es anstellten, trotzdem genug zu Essen zu haben. Meistens
waren sie eine Art Vagabunden, die von Stadt zu Stadt zogen, aufgelegt zu
kleinen Gaunereien oder Gefälligkeiten. Ich war ihnen gegenüber einfach
neugierig, auch wenn die Kinder aus unserer Stadt sich oft mit ihnen anlegten
und so schaffte ich es immer wieder, dass ich bei ihnen willkommen war. Aus
Prügeleien und Gruppenfeindschaften hielt ich mich so konsequent es ging
heraus, dabei war es immer schwierig den Grat zwischen Feigling und Schläger
entlangzugehen.
    Wenn ich es schaffte, dass Emidio mit kam, denn der Umgang
mit solchen Kindern und Jugendlichen war ihm untersagt und auch er selbst fand
sie eher abstoßend, dann schüttelte er gewöhnlich den Kopf dazu, während ich
mit größter Hingabe ihren Worten lauschte. „Paolo, du wirst noch wie sie! Deine
Mutter würde dich ohrfeigen!“
    „Ach Emidio, wenn sie es doch bloß täte. Aber es ist ihr
egal, wie auch meinem Vater.“
    „Das versteh ich nicht. Komm mit zu meinem Onkel, er hat mich
zum Essen eingeladen! Und er hat bestimmt nichts dagegen, denn er freut sich,
dass ich hier einen Freund habe.“
    „Wenn das meiner rausbekommt.“ Beide verdrehten wir die Augen
und rannten lachend zu unseren Fahrrädern.
    Es wurde ein beliebtes Thema zum Scherzen für uns: Die
„Feindschaft“ zwischen Pedro und den Castellis, dabei war es gar nicht so
selten, dass ich mit Emidio bei dem charismatischen Sabatino Di Castelli zu
Abend aß.
    Emidio hatte durch den Ruf seiner Familie nicht sehr viele
Freunde und so war ich willkommen, wenn ich mit
    ihm vor der Auffahrt der Villa stand, egal ob mir meine
halblangen, welligen Haare in allen Richtungen vom Kopf standen oder meine Hose
vor Dreck gerade so triefte. Egal was ich anhatte, oder wie schlimm ich aussah,
ich war immer noch ein sehr hübscher Junge mit einem feinen Gesicht, sinnlichen
Lippen und großen, hellbraunen, strahlenden Augen. Wenn meine Haare mal richtig
gekämmt waren, zumindest waren sie das am Sonntag für die Kirche, so fielen sie
mir kastanienfarben und glänzend bis knapp auf die Schultern. Obwohl ich ein
mädchenhaftes Gesicht hatte, war ich nicht sehr dünn. Für mein Alter war ich
mit dreizehn Jahren schon ziemlich stark und nicht so schlaksig wie die anderen
Jungs, dafür war ich aber nicht besonders groß, groß waren eigentlich nur meine
Finger, schlank und lang. Mädchengesicht und Mädchenhände.
    Castelli sah uns gern zusammen im Garten spielen und er
erlaubte uns auch, in seinem Pool zu baden, was für mich ein besonderer Luxus
war. Ich liebte den Pool. An heißen Sommertagen klebte der Staub der Straßen
und Felder an der Haut und sich im Fluss zu erfrischen war zu
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