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0285 - In den Tiefen von Loch Ness

0285 - In den Tiefen von Loch Ness

Titel: 0285 - In den Tiefen von Loch Ness
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Pete war ahnungslos. Ruhig lag das Wasser vor ihm, spiegelglatt in der Windstille. Aber dann war es von einem Moment zum anderen nicht mehr glatt!
    Etwas durchstieß die Oberfläche! Etwas, das aus der Tiefe heraufkam! Ein mächtiger Schädel erhob sich auf einem langen Hals, pendelte hin und her. Augen leuchteten grell wie Feuer. Dann riß die Kreatur das riesige, zahnbewehrte Maul auf.
    Pete sprang auf. Die Angel entfiel seiner Hand. Den gellenden Schrei hinter ihm hörte er gar nicht. Er sah nur den riesigen Schädel, der am langen Hals heranjagte, schon so nah am Ufer und die gewaltigen Zähne zeigte…
    Das Ungeheuer von Loch Ness war da!
    Und es griff an!
    ***
    Sir Glenn MacRaven, sechzigjähriger Lord und Herr über Raven’s Castle und die umgebenden Ländereien, zuckte in diesem Moment in seinem Sessel in der Bibliothek zusammen. Ein stechender Schmerz raste durch seinen Kopf. Die Pfeife fiel ins Whiskyglas und erlosch zischend. Sir Glenn beugte sich leicht vor und stöhnte verzweifelt.
    Lady Joanna MacRaven, geborene Stuart und Sir Glenns angetrauter Glücksdrache, sprang auf. »Glenn, du Tolpatsch! Bist du verrückt geworden? Du kannst doch nicht einfach…«
    Sir Glenn konnte. Er konnte auch mit einer heftigen Bewegung Glas und Pfeife vom Rundtisch wischen. Er ständ auf, preßte die Hände gegen die Schläfen. »Nein«, murmelte er gepreßt. »Nein, nicht… ich dachte… ich hoffte, es wäre vorbei… damals…«
    Jetzt bekam es Lady Joanna doch mit der Furcht zu tun. Schon stand sie neben ihm, berührte seine Arme. »Glenn, was ist mit dir los? Bist du krank?«
    Da war es vorüber. Da sanken Sir Glenns Arme herunter, und er schüttelte den Kopf wie ein nasser Hund, der Tropfen nach allen Seiten verschleudert. Er sah Joanna an. »Nichts«, sagte er rauh. »Es war nichts, Darling. Wirklich nichts. Aber du mußt mir eines versprechen. Verlasse in den nächsten Tagen Raven’s Castle nicht. Nicht um zwei Millimeter! Du nicht, ich nicht, Melissa nicht und auch nicht Angely und Roderick. Ganz gleich, welche Verpflichtungen unserer harren. Wir sagen alle ab.«
    »Du bist ja doch verrückt geworden!« empörte sich Joanna. »Wozu soll das gut sein?«
    »Ich sage es dir irgendwann später einmal«, murmelte Sir Glenn matt und setzte sich wieder. Die Zeitung, die seinen Händen entglitten war, ließ er am Boden liegen. »Nimm es einfach so hin, ich bitte dich darum. Draußen lauert Gefahr. Wir dürfen Raven’s Castle nicht verlassen.«
    Joanna, zwei Jahre jünger als der Lord, tippte sich völlig bürgerlich an die Stirn. »Du spinnst, Glenn. Wir müssen doch heute abend hinüber zu Llewellyn Castle! Lord Saris gibt ein Sommerfest!«
    »Wir sagen telefonisch ab«, verkündete ihr Herr und Gebieter.
    »Nein! Wir fahren hin! Glaubst du denn, ich hätte das neue Kleid umsonst anfertigen lassen? Das kommt gar nicht in…«
    Aber Sir Glenn hörte ihr überhaupt nicht zu. Er betätigte die Glocke. Verblüffend schnell und lautlos tauchte John auf, der Butler, und verneigte sich leicht. »Sie beliebten zu läuten?«
    »Ich beliebte«, erklärte Sir Glenn knapp. Er zeigte auf Zeitung, Glas, verschütteten Whisky und Pfeife. »Sorgen Sie dafür, daß das da weggeräumt wird. Und das da auch, wenn es weiterhin sinnlos zetert.« Dabei deutete er auf seine liebe Frau Gemahlin, die sprachlos verstummte. »Anschließend rufen Sie die Familie hier zusammen. Ich habe etwas für uns alle Lebenswichtiges mitzuteilen.«
    »Oh, bedaure, Sir, aber Miß Angely wird nicht erscheinen können. Sie ist mit dem Geländewagen hinausgefahren und…«
    Sir Glenn wurde blaß. »Nein«, flüsterte er. »Das darf nicht wahr sein. Holen Sie sie zurück, sofort. Es geht vielleicht um Leben und Tod! Hoffentlich ist es nicht schon zu spät!«
    »Sir, was um Himmels willen ist denn geschehen?«
    »Das würde ich auch gern wissen!« keifte Lady Joanna, die nicht vergessen hatte, daß sie »weggeräumt« werden sollte. »Vielleicht hörst du mal auf, Orakel von Delphi zu spielen und drückst dich allgemeinverständlich aus, mein lieber Gemahl!«
    Wenn sie sich so ausdrückte, war dicke Luft.
    Trotzdem ging Glenn nicht darauf ein. »Sorgen Sie dafür, daß Angely zurückgeholt wird. Unverzüglich. Jede Sekunde zählt. Jedes Mittel ist recht! Nur noch das Personal darf bis auf weiteres Raven’s Castle verlassen, und das auch nur mit meiner Genehmigung. Verstanden?«
    »Verstanden, Sir, aber nicht begriffen. Wenn ich…«
    »Schnauze! Raus!
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