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0172 - Saat der Vampire

0172 - Saat der Vampire

Titel: 0172 - Saat der Vampire
Autoren: Werner Kurt Giesa
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In der Nähe erklang der Schrei einer dillyan wen. Die weiße Eule war erwacht und auf die Jagd gegangen. Silbern blitzten die Lichtpunkte der Sterne am Himmel.
    Rheged ap Dyfed spürte das Unheil fast körperlich. Die Nacht gefiel dem Laird nicht. Das Wetter über Gwynned wollte sich verschlechtern, aber da war noch etwas in der Dunkelheit. Der Wind erzählte davon, und Rheged lauschte den klagenden Tönen, die hoch vom Moel-y-Wyddfa kamen. Sie erzählten von Leid und Tod und von Magie.
    Ein Schauer lief über Rhegeds Rücken. Den Kopf immer noch in den Nacken gelegt, sah er zum Gipfel des höchsten Berges der britischen Inseln empor und sah das Unheil kommen.
    Mit einem Feuerschweif ritt es heran und war eine Frau, die auf dem Besen pfeilschnell heranjagte. Doch nicht der Laird, der map Dyfed, war in dieser Nacht ihr Ziel, der allein in dem freien Gelände stand, die Zügel seines Pferdes in der Hand hielt und den Flug der-Hexe beobachtete. Sie verschwand wieder in der Dunkelheit und hatte ihr Ziel gefunden.
    Immer noch klagte der Wind.
    Der Laird schüttelte sich, dann schwang er sich wieder in den Sattel. Ein Pfiff kam aus den gespitzten Lippen, aus den Schatten löste sich die Gestalt eines mächtigen Wolfes und blieb dicht bei dem Pferd, als der Laird anritt. Das Grauen saß ihm im Nacken.
    Es hatte kommen müssen.
    Die Nächte der Hexe begannen jetzt…
    ***
    Nur leicht zuckte Raffael Bois zusammen, neben dem das Telefon aufschrillte. Der alte Diener hatte sich ein paar Minuten Ruhe gegönnt, da nichts zu tun War, der Rest des Personals Beschäftigung gefunden hatte und der Schloßherr nicht nach ihm verlangte. Ruhepausen waren für Raffeal selten, der schon in den Diensten des früheren Schloßbesitzers gestanden hatte und nicht daran dachte, sich pensionieren zu lassen. Raffaels Hand griff nach dem Hörer und hob ihn ab.
    »Château Montagne, Bois…«
    Er lauschte. Dann beugte er sich leicht vor. »Warten Sie bitte einen Augenblick, Sir. Ich verbinde…«
    In einer Hand den Hörer, drückte er mit dem Zeigefinger der anderen auf den weißen Knopf und tastete die Zahlenkombination von Zamorras Zimmeranschluß ein. Das Freizeichen kam auch innerhalb der Anlage.
    In Zamorras Arbeitszimmer wurde abgehoben. »Ja?«
    Das war Nicole Duvals Stimme.
    »Wo ist Zamorra? Hier ist ein Ferngespräch für ihn«, sagte Raffael.
    »Zamorra duscht gerade«, kam die Antwort der Lebensgefährtin und Sekretärin des Professors. »Anschließend wollte er hinunter ins Fitneß-Center und ein wenig trainieren…«
    Raffael hob die linke Braue. Es war ungewöhnlich, daß Zamorra um diese Uhrzeit trainierte. Dann hob er die Schultern, weil Zamorra selbst eine ungewöhnliche Erscheinung war. »Ich rufe ihn aus…«
    »Nicht nötig«, unterbrach Nicole ihn. »Er kommt gerade herein wahrscheinlich hat er das Telefon gehört und ist unter die Hellseher gegangen…«
    Hintergrundgeräusche wurden hörbar, dann erklang Zamorras Stimme: »Für mich, Raffael?«
    »Ja. Ich stelle um, Monsieur!«
    Raffael brauchte dazu nur den Hörer aufzulegen. Automatisch glitt der Anruf von draußen in den anderen Apparat. Der alte Diener, der aus dem Château schon nicht mehr wegzudenken war, lehnte sich wieder in seinem Sessel zurück.
    Er machte weiter Pause. Welche Folgen der Anruf nach sich ziehen würde, konnte er nicht einmal ahnen…
    ***
    Laird Rheged ap Dyfed, achtundzwanzig Jahre alt, schlank und hochgewachsen, war in vollem Galopp in den Burghof eingeritten, hatte dem Stallburschen die Zügel zugeworfen und war mit Reitstiefeln quer durch die Burg in das Kaminzimmer geeilt. Der halbwilde Wolf, der ihn bei seinen Ausritten begleitete und mit dem er seine täglichen wilden Spiele durchführte, begleitete ihn.
    Der Wolf legte sich neben dem Kamin mit dem flackernden und knisternden Feuer nieder. Aus seinen tiefgründigen Augen sah das Tier den Laird an, der jetzt in der Mitte des Raumes stehengeblieben war und für den es keine Zeit zu geben schien.
    Daß es fast Mitternacht war, interessierte Laird Rheged nicht. Es hatte auch den Stallburschen nicht gestört, der es gewohnt war, daß sein Dienstherr nächtliche Ausritte unternahm. Es war schon vorgekommen, daß Rheged um drei oder vier Uhr nachts mit seiner geweiligen Gespielin das großzügige Dutzend Kilometer zum Strand von Clynnogfawr geritten war, um im silbernen Mondlicht im Wasser der Caernarvon Bay zu baden.
    Aber in dieser Nacht war der map Dyfed allein, und ihn gelüstete es auch nicht,
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