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0172 - Saat der Vampire

0172 - Saat der Vampire

Titel: 0172 - Saat der Vampire
Autoren: Werner Kurt Giesa
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sich in den Wellen zu tummeln. Er war zurückgekehrt, und in seinen Gedanken kreiste das Bild der Hexe, die auf ihrem Reiserbesen pfeilschnell durch die Lüfte ritt.
    Die alte Prophezeiung…
    Rheged ap Dyfed setzte sich nicht. Er verzichtete auch darauf, sich Whisky einzuschenken, um die Erinnerung an das eigentümliche und furchterregende Erlebnis zu ertränken.
    Er sah, daß der Wolf ihn aus seinen klugen Augen anstarrte.
    Mit der Linken strich er sich durch sein schulterlanges schwarzes Haar, dann wandte er sich um und verließ das Zimmer wieder, in welchem das Kaminfeuer weiter knisterte. Der Wolf folgte ihm nicht, legte sich aber jetzt vor dem Kamin nieder und streckte die Vorderpfoten lang aus. Rheged sah es nicht mehr. Der junge Laird durchmaß mit raschen Schritten die Korridore der Burg und erreichte schließlich den Raum, in dem zwischen anderen technischen Gerätschaften auch auf einem breiten Schreibtisch ein Telefon stand.
    Caer Dyfed mochte zwar von außen altertümlich wirken, aber auf Telefon hatten die Dyfeds nie verzichten wollen.
    Der Laird setzte sich auf den Drehsessel hinter dem Schreibtisch, nahm den Hörer ab und wählte eine Nummer, die es nicht gab.
    ***
    Durch die Luft kam sie geritten auf ihrem Besen, die Hexe, die Fryd Llymgullough nicht sehen konnte, weil er sich gerade in seinem Bett auf die andere Seite drehte. Sehr zum Vergnügen seiner Mary, weil damit für einige Minuten die Schnarchtöne unterblieben, bis es Fryd wieder einfiel, erneut die Stellung zu wechseln und wieder auf dem Rücken weiter zu ruhen.
    Fryd Llymgullough träumte sanft von schönen Dingen. Der harte Arbeitstag lag hinter ihm, ein harter Arbeitstag lag vor ihm, und dazwischen konnte er sich ein paar Stunden ausruhen, schlafen und träumen. Aber nicht von seinem Job in Caernarvon, für den er viel zu wenig Geld bekam. Deswegen konnten sie sich hier in Llanllyfni nur ein kleines Häuschen leisten, das eher den Namen Hütte verdiente, und deswegen hatte er die gut zwölf Meilen täglich mit dem Fahrrad hin und zurück zu fahren und konnte sich seinen Traum, einen kleinen Morris Mini, der die Fahrtzeit wesentlich verkürzen würde, immer noch nicht leisten. Aber wenn er vor seinen Chef treten und Lohnerhöhung verlangen würde, würde er ihn höchstens auslachen und ihm nahelegen, die Firma zu wechseln.
    Aber in seinem Alter kam er in keiner anderen Firma mehr unter!
    Fryd schlief fest und hörte nichts. Dafür aber nahm Mary die Geräusche wahr, die draußen laut wurden. Das Fenster des ebenerdigen Schlafzimmers stand offen, um die sommerliche Frischluft hereinzulassen, und Einbrecher gab es in Llanllyfni nicht, weil es in diesem Dorf einfach nichts gab, das sich lohnen würde zu stehlen.
    Aber da draußen trieb sich jemand herum!
    Mary Llymgullough, geborene Dagyneff, erhob sich aus dem Federbett mit der guten Polsterung, setzte die Füße auf den Boden und ging zum Fenster. Fryd schlief ungerührt weiter.
    Die Frau, deren Haar ungewöhnlich früh ergraut war und die mit ihren fünfundvierzig Jahren aussah wie sechzig, blieb vor dem geöffneten Fenster stehen und sah hinaus, um nach dem Verursacher der Schritte zu sehen, welche sie gehört hatte. Und woher war dieses seltsame Pfeifen gekommen, das ein paar Sekunden vorher kurzzeitig zu hören gewesen war?
    Vom Fenster aus konnte sie nichts erkennen. Es führte in den kleinen Garten hinaus. Die Straße befand sich auf der anderen Seite des einstöckigen Hauses.
    Weibliche Neugier regte sich in Mary und bestätigte das alte Vorurteil einmal mehr. Sie verließ das Schlafzimmer, ohne daß Fryd darüber erwachte, eilte über den Korridor und spähte durch das kleine, viereckige und auf der Spitze stehende Guckloch in der Haustür.
    Da sah sie, wer um diese unheilige Nachtzeit draußen Schritte verursacht hatte, die ihr feines Gehör wahrgenommen hatte.
    Ein ziemlich junges Mädchen bewegte sich draußen auf der Straße, das Mary Llymgullough noch nie in Llanllyfni gesehen hatte. Sie mußte fremd im Ort sein. Noch befremdlicher war, daß sie einen Reiserbesen in der Hand hielt, als gehöre sie zum Straßenkehrer-Geschwader, aber ihr Aussehen schlug dem Faß den Boden aus.
    Splitternackt war diese Person, die sich nachts auf der Straße herumtrieb! Mary schoß das Blut in den Kopf.
    Da wandte das Mädchen mit dem feuerroten Haar den Kopf und sah zu ihr herüber, direkt auf die Haustür, auf das Guckloch, durch das Mary spähte und gerade abfällige Gedanken über die nicht
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