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0178 - Wir spielten mit dem Feuer

0178 - Wir spielten mit dem Feuer

Titel: 0178 - Wir spielten mit dem Feuer
Autoren: Wir spielten mit dem Feuer
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Am Ende des Ganges befand sich eine Metalltür. Davor mußte er stehenbleiben. Der kleinere seiner beiden Wächter zog die Tür einen Spalt auf. Der andere sagte in unheilverkündendem Ton: »Los! Geh rein!«
    Er trat über die Schwelle und kam in ein großes Gewölbe, das an der hinteren Breitseite eine Reihe von Lauben hatte, die durch Pfeiler voneinander getrennt waren. Die Peiler liefen oben an der Decke zu Spitzbogen zusammen. In einer der mittleren Lauben schien sich ein Tisch zu befinden, der sogar mit einem weißen Tuch bedeckt war. Hinter dem Tisch konnte ein Mann sitzen, aber das war nicht genau zu erkennen. Es sah so aus, als sei dort jemand, aber mit Gewißheit konnte er es nicht sagen.
    Von der Tür bis zu den Lauben mochte ein Weg von zwanzig Schritten sein. Ziemlich genau in der Mitte hatte man einen Stuhl aufgestellt. Es sah recht eigenartig aus, dieses kahle, fast quadratische Gewölbe mit den Laubengängen und dem verloren wirkenden Stuhl in der Mitte.
    »Setz dich!« sagte der kleinere der beiden Wächter.
    Er war höchstens einsfünfundsechzig groß. Seine dunklen Glutaugen und das zu Schmachtlocken gewellte Haar hatten ihm den Spitznamen Schmachtbengel eingetragen. Auf der Lower East Side kannte ihn jeder Unterweltler.
    Der Mann setzte sich ängstlich auf den Stuhl, weil Schmachtbengel es nun einmal befohlen hatte. Der andere Wächter war größer und sah gefährlicher aus. Seine eingeschlagene Boxernase gab seinem Gesicht, einen Zug von Brutalität.
    Ein paar Minuten lang herrschte tiefes Schweigen. Der Mann saß auf seinem Stuhl, hatte Hunger und fror, und seine Angst wuchs ständig.
    Plötzlich tönte aus der mittleren Laube eine Stimme ins Gewölbe herein, hallte von den Wänden wider und füllte den ganzen Keller mit ihrem Klang. Also saß doch ein Mann hinter dem Tisch in der mittleren Laube. Aber dieser Mann bedeutete nichts Gutes. Seine volltönende widerhallende Stimme befahl:
    »Henry, fang an!«
    Der Mann auf dem Stuhl fuhr in die Höhe. Seine Augen irrten unstet hin und her. Auf der Stirn erschienen Schweißperlen der Angst. Die Hände zitterten.
    »Nein!« schrie er, daß es laut durchs Gewölbe gellte.
    Henry war der größere der beiden Wächter. Er trat an den Stuhl heran. In seinem Gesicht stand ein häßliches Grinsen. Er beugte sich leicht vor. Und dann schlug er zweimal zu.
    Der Mann wurde mitsamt dem Stuhl umgeworfen, Er brüllte vor Angst, vor Verzweiflung, vor Hunger und vor Schmerzen.
    Aber Henry riß ihn mit der linken Hand hoch, als ob er nichts weiter als ein leichtes Bündel sei.
    Dann wartete er ab, ob ihm der Boß weitere Befehle gab.
    Aber der Boß schwieg.
    Da schlug Henry weiter zu und ließ sich durch das Wimmern des Mannes nicht stören.
    »Schluß jetzt!«
    Erschrocken ließ Henry den schon erhobenen Fuß wieder sinken.
    »Klar, Chef«, murmelte er. »Er hat auch genug, denke ich.«
    »Setzt ihn auf den Stuhl! Macht ihn munter!«
    »Jawohl, Chef!«
    Henry lief hastig zur Tür und verschwand. Eine Minute später kam er mit einem Wassereimer wieder.
    »Geh lieber beiseite«, sagte er zu Schmachtbengel, als er den Eimer hob.
    Nach einigen Minuten hatten sie den Mann wieder so weit, daß er stöhnend die Augen aufschlug und angstvoll seine Peiniger ansah.
    »Es ist gut«, tönte die Stimme aus der Laube. »Verschwindet! Und macht das Licht aus!«
    »Jawohl, Chef«, sagte Henry gehorsam und griff nach dem leeren Eimer. Zusammen mit Schmachtbengel verließ er das Gewölbe, nachdem sie vorher den Lichtschalter gedreht hatten.
    Tiefe, undurchdringliche Finsternis herrschte jetzt. Ein paar Schritte tappten durch das Gewölbe und hallten leise von den Wänden wider.
    »Wie heißt du?« fragte der Mann, der im Dunkeln sehen zu können schien wie eine Katze, nachdem er aus seiner Laube herausgekommen und bis dicht vor den Stuhl getreten war.
    »Ich bin Joe Racketeer«, erwiderte der Gequälte undeutlich, denn seine Lippen waren geschwollen und die Zunge auch.
    »Joe Racketeer«, wiederholte der Unsichtbare. »So, so. Joe Racketeer. Saßt du nicht in Zelle 52 in Leavenworth?«
    »Ja. Im ganzen waren es vier Jahre, sieben Monate und elf Tage.«
    »Warum?«
    »Rauschgift.«
    »Was für Stoff?«
    »Heroin.«
    »Wo bekommst du es her?«
    Einen Augenblick herrschte wieder die tiefe Stille, die in diesem unterirdischen Verlies dazugehörte wie der Lärm zu einer Hauptstraße. Langsam wurde der Atem des Bedrohten lauter.
    »Na?« fragte der Geheimnisvolle.
    »Das Zeug kommt aus
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