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...und plötzlich war alles ganz anders... (Kriminalromane) (German Edition)

...und plötzlich war alles ganz anders... (Kriminalromane) (German Edition)

Titel: ...und plötzlich war alles ganz anders... (Kriminalromane) (German Edition)
Autoren: Olaf Borkner-Delcarlo
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plötzlich fing Franco an zu zittern, und obwohl es Frühsommer war, fror ihn am ganzen Körper: „Ja was hätte ich denn machen sollen?“, weinte er, „die hätte uns doch alle angezeigt. Geschrien hat sie, „ ich zeig euch alle an .“ Er deutete mit der ausgestreckten Hand in die Runde: „Jeden von uns hätte sie angezeigt. Malte, da wäre es aus gewesen mit deiner Lehre als Elektriker“, schrie er hysterisch, „und du Mario, deinen Anwaltstitel, den könntest du auch an den Nagel hängen. Du wirst doch nicht glauben, dass sie dir jemals eine Zulassung geben werden, oder auf dich warten, bis du aus dem Knast wieder draußen bist. Die werden dich niemals nehmen in dieser tollen Kanzlei in der Kreisstadt.“
    Er starrte in die Runde und als niemand ihm antwortete, lief er einige Schritte in den Wald, kauerte sich auf einem alten Baumstumpf nieder und fing hemmungslos zu weinen an.
    ***
    Mario Micoliç hatte sich als erster wieder im Griff. Als einziger der fünf Freunde hatte er die Situation erfasst. Er begriff sofort, dass es um die Zukunft aller ging. Vornehmlich jedoch um die seine.
    Verächtlich grinsend sah er seinen Freund Peter an.
    „Und du Peter, du stehst vor dem zweiten Staatsexamen! Wenn wir verurteilt werden, du glaubst doch nicht wirklich, dass die dich nach fünfzehn Jahren Knast in den Staatsdienst übernehmen?“
    Sein Blick ging hinüber zu seinem Freund Franco Manzo, der zwischenzeitlich wieder zurückgekehrt war. Grinsend sagte er: „Außer natürlich bei dir Franco, du hast ja einen reichen Papi. Auch wenn du sie umgebracht hast, der wird dich schon nicht verkommen lassen. Aber eines kann ich euch sagen, in den Knast wandern wir alle, so wie wir da sind. Wir werden alle wegen Vergewaltigung und Totschlag dran sein. Wer da zugestochen hat und wer nicht, das ist völlig egal, da macht der Richter keinen Unterschied. Mit gefangen mit gehangen heißt es auch heute noch.“
    Er machte eine Pause und er musterten abschätzend das Halbrund seiner Freunde: „Mensch Leute..., wacht auf!“, sagte er, „es ist so wie es ist. Franco hat recht, jetzt ist es nun mal geschehen und wir können's nicht mehr rückgängig machen. Wir sollten lieber überlegen, wie's jetzt weitergehen soll.“
    Mit taxierendem Blick versuchte er jeden seiner Freunde einzuschätzen.
    Franco Manzo würde keine Probleme bereiten. Schließlich hatte er zugestochen, er war der eigentliche Täter und er musste das größte Interesse daran haben, dass alle dicht hielten. Aber Franco hatte Angst und Angst ist kein guter Ratgeber. Er würde ihm gut zureden müssen, dachte Mario. Man müsste ihm nur ein oder zwei Tage Zeit geben, dann würde sich seine Angst schon legen und alles wäre gut. Er hatte viel zu verlieren. Sein Vater besaß eine kleine Maschinenbaufabrik am Rande des Dorfes, wenn der erführe, was sein famoser Sohn da angerichtet hatte, er würde ihn enterben.
    Marios Blick wanderte zu Peter.
    Peter Pavliç, ein mittelgroßer, etwas dicklicher, schwammig wirkender Junge. Die leicht rötlichen Haare Pavliçs leuchteten im Gegenlicht der Sonne, umrahmten das blasse, mit Sommersprossen und Pickeln übersäte Jungengesicht mit einem in dieser Situation fast lächerlich wirkenden Heiligenschein. Er tat, was man ihm sagte. Mario war sich sicher; er würde still halten, wenn die Polizei ihn befragte. Allein schon deshalb, weil er fürchterliche Angst vor ihm hatte.
    Gerd Gabler stand im hochgewachsenen Gras der Lichtung und nickte stumm, wirkte jedoch irgendwie unbeteiligt. Seine blonden Haare flatterten in der leichten Brise, die vom Wald herüberwehte. Mario lächelte flüchtig, als er seinen Blick über ihn gleiten ließ. Gerd war ein unscheinbarer Junge und auch ihn hatte Mario fest im Griff. Er würde schweigen, allein schon deshalb, weil er sich vermutlich für völlig unschuldig hielt, an dem Drama, dass sich hier vor wenigen Minuten abgespielt hatte. Sein Sinn für Logik war etwas unterentwickelt und deshalb war er leicht zu beeinflussen. Er würde sich ihn gesondert vornehmen müssen, dachte Mario und ließ seinen Blick besorgt zu Malte hinübergleiten.
    Malte weinte tonlos und starrte auf das sonnendurchflutete Grün vor der Leiche. Er konnte den Anblick kaum ertragen und musste sich zwingen hinzusehen. Das schwarze Blut auf Marias zerfetzter Kleidung bereitete ihm Übelkeit und seine Hände zitterten.
    „Wir müssen zur Polizei gehen“, flüsterte er immer und immer wieder, „wir müssen zur Polizei!“
    Mario
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