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Eine Reise beginnt

Eine Reise beginnt

Titel: Eine Reise beginnt
Autoren: Eliandra Murr
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1.) Indo und Koperian
     

    Unendlich erstreckte sich die Dunkelheit, so finster, wie sie selten war. Der Regen peitschte mit seinen großen und kalten Tropfen in die Bäume, deren Blätter der nassen und hart aufschlagenden Kraft des Wassers kaum Widerstand entgegen brachten. Der Wind pfiff schrill und unheimlich durch die nassen und ächzenden Bäume, die bedrohlich zu wanken und kippen schienen. Äste brachen laut krachend ab und flogen durch die unheimliche Finsternis.
    Das Unwetter rüttelte unerbittlich am Laubdach, so dass die Nässe furchterregend schnell den Boden des Waldes erreichte und man sah die Hand vor Augen nicht. Rinnsale waren zu kleinen Bächen angeschwollen und der Boden glich eher einem Moor, als einem festen Untergrund.
    Es war eiskalt und unheimlich. Kein Tier wagte sich aus seinem Versteck und kein nächtlich umherziehender Räuber jagte. Außer das Heulen des Windes und das Toben des Sturmes war kein natürlicher Laut zu hören.
    Dies hier war keine Nacht wie die anderen zuvor, nein. Es war keine gute Nacht.
    Etwas Furchtbares, etwas von Furcht getriebenes lag in der Luft. Doch keiner ahnte, was.
    Mit der morgendlichen Helligkeit ließ der Regen schlagartig nach. Die Wolken rissen auf und die Sonne trat zögerlich aber wohltuend und wärmend heraus. Der Tag begann, als wäre nichts gewesen.
    Indo saß da und schüttelte den Kopf:
    „ So eine Nacht! So schlimm, so grauenhaft!
    Ich hab kein Auge zugemacht!
    Hab manch Gewitter schon erlebt ….“
Das kleine Wesen macht eine Pause, so als fehlten ihm die Worte. Er seufzte tief und fuhr dann fort:
    „ Doch in dieser Nacht, so glaubte ich,
    fänd ich den Tod! Ganz sicherlich.
    Meine Angst so groß,
    das Gewitter so nah….
    Koperian? Was war das bloß?
    Kann ich glauben, was ich da sah?"
    Der kleine Gambur, eine Koboldunterart, fröstelte bei den Gedanken an die letzte Nacht. Das ellenlange Kerlchen begann sein dunkles, silbergraues Fell zu putzen. Dann legte er, wie es sonst bei Katzen üblich ist seinen ebenso langen und buschigen Schwanz um sich herum und stocherte mit seinem dürren, langen Fingern im Frühstück.
    Der Gambur hatte die Statur eines jungen schlanken Halbaffen. Sein Fell war am Körper kurzhaarig und am Schwanz lang und buschig. Er hatte spitze lange Ohren, an deren Enden jeweils ein Büschel langer schwarzer Harre wegstand. Sein Gesicht glich dem eines Koboldes und er hatte riesige schwarze kugelige und warme Augen. Gamburen waren sehr intelligent und konnten sprechen. Allerdings hatten sie von Natur aus eine etwas, hm, man könnte sagen - extrem poetische Aussprache.
    Obwohl mit Kobolden verwandt, waren die Gamburen mit weniger Boshaftigkeit und einem ausgeprägt gutmütigen und treuseligen Charakter ausgestattet. Zudem schlummerten in ihnen bestimmte magische Fähigkeiten, die erst zu Beginn ihrer Reifung zum Erwachsenen anfingen zu wirken und ihnen somit erst während dieser Zeit langsam bewusst wurden.
    Indo schob die Holzschale mit Früchten und Haferflocken, die vor ihm stand von sich weg. Er hatte keinen Hunger. Zu tief steckte ihm der Schrecken der Nacht noch in der Seele:
    „ Hier stimmt `was nicht, das spüre ich."
    Koperian, sein Gegenüber sah nicht auf. Der im Gesicht sehr fein und zierlich geschnittene Elf mit den grünen und intensiven Augen war tief in Gedanken versunken. Auch er schien keinen Hunger zu haben und rührte träge in seinem Holzschälchen herum, als eine seiner rötlichen und langen Locken, die er eher vergeblich zu einem lockeren Zopf zusammen hielt, herabviel und sich um seinen Löffel wickelte.
    Es herrschte eine gedrückte Stimmung in der Höhle.
    Indo rutschte unruhig auf seinem Stuhl hin und her und betrachtete seinen „Ziehvater“.
    Koperian schreckte hoch, entwirrte langsam Löffel und Locke, blickte hoch und sagte freundlich:
    „ Komm Indo, lass uns gehen."
    Mit eleganten Bewegungen nahm er die zwei Holzschalen auf und warf das Frühstück in das Feuer des Steinherdes, der hoch gemauert im Zentrum der Räumlichkeit der Beiden stand.
    Ihr zu Hause, eine große runde und behaglich mit Fellen, Webteppichen und vielen verschiedenen Bündeln zu trocknender Kräuter eingerichtete Höhle, hatte Koperian vor langer Zeit aus einer natürlichen Ausbuchtung des massiven Felsens des Obanisch-Gebirges geschlagen. Die offene Vorderfront hatte der Elf dann mit dicken und stabilen Holzbalken geschlossen und mit einer massiven und gut verschließbaren Holztür und einer ebenso kleinen und mit Klappe
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