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Das letzte Gericht - was berühmte Menschen zum Schluss vespeist haben

Das letzte Gericht - was berühmte Menschen zum Schluss vespeist haben

Titel: Das letzte Gericht - was berühmte Menschen zum Schluss vespeist haben
Autoren: Richard Fasten
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Vorspeise
    Man ist, was man isst, behauptet ein geläufiges Sprichwort. Aber stimmt das wirklich? Lässt auch die letzte Mahlzeit, die ein Mensch vor seinem Ableben zu sich genommen hat, Rückschlüsse auf seine Lebensweise oder seinen Charakter zu? Das vorliegende Buch geht dieser Frage nach: sechzig Prominente und ihre letzten Gerichte. Was aß Lady Diana, bevor ihr Leben bei dem Unfall in einem Pariser Straßentunnel endete? Welches Gericht ließ sich Rudolph Moshammer zubereiten, ehe er ermordet wurde? Welche Henkersmahlzeiten wünschten sich Maria Stuart und Marie Antoinette?
    Den meisten Prominenten war allerdings keine »klassische« Henkersmahlzeit vergönnt. Das Ende ihrer Tage kam plötzlich und unerwartet. Deshalb verraten gerade die letzten lukullischen Genüsse ihres Lebens oftmals mehr über die Porträtierten, als sie selbst der Öffentlichkeit freiwillig preisgegeben hätten. Der Tod ist ein verlässlicher Berichterstatter.
    Darf man darüber ein Buch machen?, mag sich mancher fragen. Ich denke ja. Gerade weil man in unserer Gesellschaft immer noch ungern über das Thema Tod und Sterben spricht, vermitteln die folgenden Geschichten einen konkret-sinnlichen Zugang zu dieser definitiv letzten Lebensphase. Die Unsicherheit im Angesicht des Endes zeigt sich auch bei jenen Prominenten, die von ihrem nahenden Ende wussten und mit diesem Wissen höchst unterschiedlich umgingen. Den einen verhagelte die düstere Aussicht ihrer irdischen Endlichkeit vollkommen den Appetit, die anderen schöpften noch einmal aus dem Vollen und verwöhnten ihre Gaumen mit den erlesensten Genüssen und Aromen. Ganz so, wie man es von ihnen erwartet hätte. Oder eben gerade nicht. Manchmal wandelten sich lebenslange Asketen in ihrer letzten Stunde zu schlemmenden Leckermäulern. Und manchmal brachten erwiesene Gourmets im Angesicht des wartenden Sensemanns nicht mehr als ein Glas Wasser hinunter.
    Die Informationen über die letzten Stunden und Mahlzeiten der porträtierten Prominenten entstammen unzähligen Biografien, Augenzeugenberichten, Zeitungsartikeln und Obduktionsberichten. Auch das Internet hat als Informationsquelle bei der Recherche hilfreiche Dienste geleistet.
    Besonders gedankt sei an dieser Stelle dem Küchenchef des Berliner Restaurants ‚Noiquattro’, Andreas Staack, der alle in diesem Buch aufgeführten Rezepte auf ihre »Verträglichkeit«, ja auf den Genussfaktor hin geprüft hat.
    Berlin im Februar 2007
    Richard Fasten

Alexander Aljechin
1892 – 1946
    Seit Wochen vegetiert Alexander Aljechin bereits wie ein eingesperrtes Tier im »Park Hotel« von Estoril. Das Hotel in dem portugiesischen Ferienort ist in den Wintermonaten nahezu leer. Außer Aljechin ist höchstens noch eine Handvoll anderer Gäste in den staubigen Zimmern einquartiert. Doch Aljechin vermeidet jeden Kontakt zu seinen Zimmernachbarn. Der ehemalige Schachweltmeister ist Anfang 1946 gesellschaftlich isoliert und verfällt zunehmend seinen Depressionen. Durch antisemitische Äußerungen und Artikel in deutschen Zeitungen während der Nazi-Diktatur hat sich der gebürtige Russe ins politische Abseits manövriert. Es gibt nicht mehr viele, die mit dem einstigen Schachgenie noch etwas zu tun haben wollen. Aljechin rechtfertigt sich zwar, von den Deutschen gezwungen worden zu sein, die Schmähartikel zu schreiben, doch es wird ihm kein Glauben geschenkt. Immerhin war er ohne Not als französischer Staatsbürger noch Anfang der 40er Jahre freiwillig nach Nazi-Deutschland gereist, um an Schachturnieren teilzunehmen. In Hans Frank, dem berüchtigten Generalgouverneur des besetzten Polen, einem Hauptkriegsverbrecher, der nach Ende des Zweiten Weltkriegs wegen Verbrechens gegen die Menschlichkeit zum Tode verurteilt wird, fand Aljechin dabei einen besonderen Freund und Gönner seiner Kunst.
    In Portugal hat der Ex-Schachweltmeister Anfang 1946 Zeit, über die jüngste Vergangenheit und sein wenig couragiertes Verhalten nachzudenken. Doch Einsicht bringen dem 53-Jährigen seine Grübeleien nicht. Im Gegenteil, er fühlt sich ungerecht behandelt und ertränkt sein Selbstmitleid mit Hochprozentigem. Seine Alkoholabhängigkeit kostete ihn bereits zehn Jahre zuvor den Weltmeistertitel. Danach trank er eine Zeit lang nur noch Milch und erkämpfte sich die Krone am Schachbrett zurück. Doch inzwischen braucht Aljechin den
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