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Türme Der Dämmerung

Titel: Türme Der Dämmerung
Autoren: L. E. Modesitt
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Angeblich verbrachte er einige Zeit in Westwind.«
    »Viele Musikanten hielten sich in Westwind auf. Die Marschallin liebt Musik. Aber ich erinnere mich nicht an einen Mann mit dem Namen Werlynn.«
    »Durchaus möglich. Er verschwand vor vielen Jahren im Schnee der Westhörner, doch die Alten sprechen noch immer von ihm. Er hatte silberne Haare wie du, was sehr selten vorkommt.«
    »Das stimmt«, bestätigt Creslin. »Wenn er silberne Haare hatte, habe ich vielleicht von ihm gehört. Seine Töne waren wahr.«
    »Wahr? Das ist eine seltsame Beschreibung. Vielleicht könntest du sie mir erklären.«
    Obgleich ihre Worte wie eine Aufforderung klingen, hört Creslin eine unbestimmte Drohung darin, als sei es nicht angebracht, an dieser Tafel über die Wahrhaftigkeit von Tönen zu sprechen. Er beherzigt die Warnung. Vielleicht würde eine solche Erklärung zuviel enthüllen. Lügen schmerzten jedoch noch mehr. Er heftet die Augen auf die Musikanten, die nun zu spielen beginnen.

 
V
     
    C reslin hat das Gefühl, seit dem Frühstück bereits zum hundertsten Mal auf die Prachtgärten geschaut zu haben. »Genug ist genug«, stößt er hervor.
    »Genug wovon?« fragt Galen.
    »Ich gehe aus.«
    »Creslin! Aber die Marschallin …«
    »Sie hat nicht gesagt, ich müsste in diesem Zimmer bleiben. Sie sagte nur, ich solle mich von jeglichem Ärger fernhalten. Ein Spaziergang in diesem Garten wird mir keinen Ärger einbringen. Er befindet sich innerhalb des Palasts.«
    »Lass mich dir wenigstens einen Führer holen.«
    »Ich brauche keinen Führer.«
    »Gewiss, doch ein Führer zeigt allen an, dass du ein Besucher bist.«
    »Ich gehe jetzt.«
    »Es dauert nur einen Augenblick.«
    »Mehr als einen Augenblick gebe ich dir auch nicht.«
    Galen verschwindet durch die Verbindungstür zu den Gemächern der Marschallin. Er kehrt zurück, ehe Creslin den Schwertgurt umgelegt hat.
    »Creslin, das Schwert …«
    Neben Galen steht der junge Page, der Creslin und die Marschallin am Vorabend geleitet hat.
    »Ohne Schwert fühle ich mich nackt. Es reicht schon, diese seidenen Bordell-Fetzen tragen zu müssen.« Creslin wendet sich an den Pagen. »Gibt es einen Grund, warum ich nicht in diesen Gärten Spazierengehen darf?«
    »Viele Männer in Eurer … Lage tun das, Euer Gnaden.«
    »Eine diplomatische Antwort, junger Mann. Nun, es ist niemand im Garten. Gehen wir.« Creslin ignoriert Galens besorgte Miene und geht hinaus. Die Eichentür fällt laut ins Schloss. Die Angeln sind gut geölt.
    Nach etlichen Schritten fragt der Page zaghaft: »Stimmt es, dass Ihr Kampfleder tragt, Euer Gnaden?«
    Creslin lacht. »Ich trage Leder wie jeder in Westwind. In solch dünner Seide würde man erfrieren. Unser Sommer ist kälter als euer Winter.«
    »Aber wie könnt Ihr dann etwas anbauen?«
    »Wir bauen nichts an. Wir haben Bergziegenherden für Milch, Käse und Fleisch. Den Rest bekommen wir durch Tauschhandel. Wir zahlen dafür, indem wir die westlichen Handelsstraßen von Banditen freihalten.«
    »Und Ihr verdingt Euch bei den westlichen Mächten, richtig?« fragte der Page. »Ist die Garde wirklich so gut, wie die Tyrannin behauptet?«
    »Wahrscheinlich«, sagt Creslin und folgt dem Pagen über die breite steinerne Treppe. »Aber ich weiß nicht, was die Tyrannin über die Garde gesagt hat.«
    »Sie meinte, nicht einmal die Magier in Fairhaven hätten sie besiegen können.«
    »Das weiß ich nicht. Magier mögen keinen kalten Stahl, aber die Magier im Osten vermögen angeblich Berge zu spalten.«
    »Man munkelt, sie kämen jedes Jahr ein wenig näher.«
    Creslin zuckt mit den Schultern. Probleme in einem Königreich, das von Magiern regiert wird und östlich der Osthörner liegt – zwei Bergketten von Westwind getrennt –, scheinen ihm nicht dringend zu sein. »Ist das der Eingang zu den Gärten?«
    »Das ist der Osteingang. Bei den Quartieren der Männer gibt es eine weitere Tür.«
    »Quartiere der Männer?« Creslin betritt den weißen Kiesweg.
    »Ja, dort wohnen die unverheirateten Prinzen … und andere männliche Gäste.«
    Creslin hebt die Brauen. »Geiseln als Garantie für gutes Benehmen? Söhne verdächtiger Häuser?«
    Der Page schlägt die Augen nieder.
    »Schon gut. Erzähle mir etwas über die Gärten.«
    »Sie sind so alt wie der Palast. Laut der Überlieferung hatte die zweite Tyrannin sie als Erinnerung an ihren verstorbenen Gemahl anlegen lassen. Er hieß Aldron, der letzte Gemahl, der in eine Schlacht geritten ist. Er starb bei
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