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0585 - Unterwelt

0585 - Unterwelt

Titel: 0585 - Unterwelt
Autoren: Jason Dark
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Der Regen fiel wie ein Meer nach unten. Hinzu kam der steife Wind, der die Tropfen in schrägen Bahnen gegen die Bäume wehte, in deren Geäst die jungen Blätter hingen. Sie sahen aus, als wären sie lackiert worden.
    Wieder gähnte Long. Diese ewigen Wetterwechsel machten ihn kaputt. Er war von Sheffield heruntergekommen, eine verdammt lange Strecke bis London, und das bei einem Wetter, bei dem man keinen Hund vor die Tür jagte.
    Einen Hund wohl nicht, dafür eine Katze.
    Es geschah in einem der wachen Augenblicke, die Jerry Long auch hatte. Von der rechten Seite her, irgendwo aus der Tiefe des schmalen Straßengrabens, löste sich der Schatten. Er sprang und streckte sich dabei, so daß er fast auf das Doppelte wuchs.
    Plötzlich erfaßten ihn die Scheinwerfer. Die schwarze Katze fiel förmlich in die Helligkeit hinein. Sie hatte zudem den Kopf gedreht, so daß der Fahrer ihr Gesicht erkennen konnte.
    Dort fielen ihm besonders die Augen auf. Sie glänzten facettenreich wie farbige Diamanten, ein Licht, das Jerry Long zugleich irritierte und ihn in einem Reflex auf die Bremse treten ließ.
    Der Wagen rutschte auf dem glatten Belag noch ein Stück weiter.
    Als er endlich stand, wußte Jerry aber immer noch nicht, ob die Katze noch einmal mit dem Leben davongekommen war.
    Jerry fuhr nicht weiter. Er öffnete den Wagenschlag und stieg aus.
    Der Regen und die Kälte würden ihm guttun, vielleicht machten sie ihn wach. Die Wassertropfen trommelten auf seine Lederjacke und rannen als lange Bahnen nach unten.
    Wenn ihn nicht alles täuschte, mußte die Katze an der linken Seite liegen.
    Er ging hin, bückte sich, schaute nach und sah das Tier nicht.
    Long hob die Schultern. »Glück gehabt«, murmelte er und wischte das kalte Regenwasser aus seinem Gesicht. Kalt war das Zeug wirklich, denn dazwischen zeichneten sich einige Schneeflocken ab.
    Schneeregen Ende April, das war mal wieder superverrückt.
    Er wollte einsteigen, als er die Bewegung innerhalb des nassen Schleiers sah.
    Genau am anderen Straßenrand zeichnete sich der Schatten ab, fast noch im Bereich der Scheinwerfer.
    Das war die Katze!
    Sie mußte es geschafft haben, bis dorthin zu springen und sich in Sicherheit zu bringen.
    Jetzt kletterte sie hervor, kam jedoch nicht auf den Mann zu, sondern blieb geduckt hocken.
    Er sah wieder die Augen, die aus zahlreichen Farben zu bestehen schienen.
    Long ging auf das Tier zu. Er schalt sich selbst einen Narren, daß er dies tat, aber es herrschte kein Verkehr. Weit und breit war auf der Nebenstraße niemand zu sehen.
    Die Katze rührte sich nicht. Das Fell lag klatschnaß auf ihrem Körper.
    »Na komm!« sagte Long. »Ich will dich wenigstens streicheln, wenn ich dir schon das Leben gerettet habe.«
    Die Katze reagierte tatsächlich, was er wiederum nicht für möglich gehalten hätte.
    Sie kam vor und bewegte sich in den Lichtteppich hinein, wobei sie an dessen Rand stehenblieb und nur die vordere Hälfte ihres schwarzen Körpers erfaßt wurde.
    Plötzlich öffnete sie den Mund!
    Es geschah langsam, als wollte sie gähnen. Jerry Long schaute auch nicht weg, er konnte es nicht, denn er sah die Zahnreihen im bleichen Licht glänzen.
    Und er sah noch mehr!
    Es waren die beiden messerartigen Zähne, die aus dem Oberkiefer wuchsen und vorn so spitz waren, als hätte man sie angefeilt. Unnatürliche Zähne, wie man sie bei einem normalen Tier nicht sah.
    Höchstens bei einem Vampir, und der Fahrer erinnerte sich wieder an die zahlreichen Gruselfilme, die er gesehen hatte.
    Ja, derartige Zähne besaßen Vampire!
    Etwas wehte ihm entgegen. Es durchdrang sogar das Klatschen der Regentropfen auf den Asphalt. Ein wütendes, ein gefährlich klingendes Fauchen, sehr böse und aggressiv.
    Jerry Long spürte die Gänsehaut auf dem Rücken. Und die entstand nicht nur wegen der Kälte. Sie war durch das verdammte Fauchen entstanden, das sich so gefährlich anhörte.
    Long bekam es mit der Angst zu tun. »Verflucht!« flüsterte er, »das darf nicht wahr sein. Das ist ein kleines Monstrum.« Er ging sicherheitshalber zurück und erreichte die noch offenstehende Tür des Fahrerhauses. So schnell wie möglich stieg er ein. Der Motor lief noch. Aus dem Auspuff quollen graue Wolken in die Regenschleier.
    Mit einem lauten Krach hämmerte er die Tür zu, wollte starten, als sich der Schatten wieder bewegte.
    Abermals sprang er schräg durch das Licht der beiden Lampen und erreichte die Kühlerhaube.
    Klatschend landete die Katze auf der
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