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0585 - Unterwelt

0585 - Unterwelt

Titel: 0585 - Unterwelt
Autoren: Jason Dark
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Schaukeln, da wurden die Stoßdämpfer einem regelrechten Härtetest unterzogen.
    Linkerhand lag die Gartenanlage. Weiter geradeaus hätte er bei Tageslicht den breiten Waldsaum sehen können, der jedoch verschwand in der Dunkelheit und dem fließenden Regen.
    Hier brannte keine Laterne, es leuchteten allein die Glotzaugen der Scheinwerfer und ein Paar Diamantaugen. Harold wußte Bescheid.
    Er hatte lange genug eine Katze besessen, um zu wissen, daß dieses Hindernis vor ihm eine Katze war.
    Sie starrte in das Licht, das ihren klatschnassen Körper regelrecht überschwemmte, und Harold erkannte anhand des pechschwarzen Fells, um wen es sich handelte.
    Es war Mickey, ihr Kater!
    Er schluckte und spürte, wie sein Gesicht blutleer wurde. Automatisch holte er das geweihte Holzkreuz hervor. Er wußte nicht, was der Kater von ihm wollte und weshalb er sich mitten auf den schmalen Weg gesetzt habe, aber er wollte gewappnet sein.
    Noch blieb er im Wagen sitzen. Der Motor lief ebenso wie das Gebläse, das eigentlich zu laut eingestellt worden war. Die Aufregung verursachte bei ihm Herzklopfen. Auch im Nacken zog sich die Haut zusammen, obwohl sich die Katze bisher nicht gerührt hatte und wie eine Figur auf dem Weg hockte.
    Harold Child stieg nicht aus, aber er sah, wie sich Mickey bewegte und sein Maul öffnete.
    Als wollte er gähnen oder zeigen, wie sehr er sich langweilte, denn er öffnete das Maul ungewöhnlich langsam.
    Dann aber sah Harold die beiden gefährlichen Zähne im Oberkiefer. Gefährliche Vampirhauer, grausam anzuschauen, ein Zeichen des Bösen inmitten eines normalen Katzenmauls.
    Auch die Augen blickten anders. Sie kamen ihm vor, als würden sie metallisch schimmern.
    Child wollte die Tür öffnen. Mit der anderen Hand umklammerte er das mit Weihwasser besprenkelte Kreuz.
    Vielleicht war das die Chance. Aussteigen, sich auf die Katze stürzen und sie mit dem Kreuz vernichten, auch wenn es sich dabei um Mickey handelte, der zur Familie der Childs gehörte.
    Vorsichtig öffnete er den Wagenschlag. Sofort peitschte Regen durch die Lücke und näßte seine Hosenbeine. Er duckte sich, sprang aus dem Wagen, rutschte fast noch aus und warf sich herum.
    Genau in das Fauchen hinein, das ihm wie ein böser Gruß aus dem Katzenmaul entgegenwehte.
    Er stürzte vor, um Mickey zu packen. Das Kreuz hielt er sichtbar fest, aber der Kater war schneller.
    Bevor ihn Harold erreichte, wischte er zur Seite und verschwand mit langen Sätzen.
    Er setzte über den Straßengraben hinweg, tauchte ein in das hohe Gras, das sich noch zitternd bewegte und dabei seinen weiteren Weg nachzeichnete.
    Dann war er weg.
    Harold stand im Regen. Er merkte kaum, wie die Tropfen kalt auf seinen Kopf fielen.
    Er hatte Mickey gesehen. Der Kater war nicht verändert, und Harold Child wußte, daß er sich genau richtig verhalten hatte.
    Langsam hob er den rechten Arm an, sah die nasse Faust und das Kreuz daraus hervorragen.
    »Ja«, flüsterte er. »Ja, das war gut. Es wird uns schützen, du Teufel. Es wird uns schützen.«
    Hastig stieg er ein und fuhr davon. Er hatte es jetzt eiliger, nach Hause zu kommen…
    ***
    Eine halbe Stunde war vergangen, als Lorna Child noch einmal aufstand und zum Zimmer ihrer Tochter ging, weil sie nachschauen wollte, ob das Mädchen tatsächlich schlief.
    Wie immer brannte die kleine Nachttischleuchte. Das Gesicht des Kindes war in dem Lichtkegel deutlich zu erkennen.
    Lorna schüttelte den Kopf, als sie das Lächeln auf den Lippen ihrer Tochter sah. Selbst im Schlaf war es nicht verschwunden. Cathy mußte entweder sehr angenehme Träume haben oder an Mickey denken, der für sie das Größte überhaupt war.
    Lorna verstand überhaupt nichts mehr. Ihre heile Welt hatte plötzlich einen Riß bekommen. Nichts war mehr so, wie es noch vor einigen Tagen gewesen war. Durch Mickeys Veränderung hatte es auch in ihrem Leben einen tiefen Einschnitt gegeben.
    Cathy wartete auf ihn. Sie war davon überzeugt, daß er zurückkommen würde, um sie zu holen. In die Kehle beißen, das Blut trinken, das Kind zu einem Wiedergänger machen…
    Vorstellungen, die Lorna als Mutter fast wahnsinnig machten und über die sie nicht nachdenken wollte und konnte, weil sie einfach zu unfaßbar waren.
    Noch einen letzten Blick gönnte sie ihrer Tochter. »Nein, Cathy, nicht mit dir. Man wird dir kein Leid antun, das verspreche ich dir hoch und heilig. Nicht, solange wir in deiner Nähe sind.«
    Sie nickte zu ihren eigenen Worten und warf einen
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