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0585 - Unterwelt

0585 - Unterwelt

Titel: 0585 - Unterwelt
Autoren: Jason Dark
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du? Noch nicht…«
    »Wir werden auf dich achtgeben, Cathy. In dieser Nacht wird dir nichts geschehen, das schwöre ich. Außerdem kommt Daddy bald zurück. Der wird die Sache richten.«
    »Nein, Mickey ist stärker. Er muß überleben. Er ist ein Vampir-Kater. Er braucht Blut.«
    »Cathy, bitte!« Lorna wurde ärgerlich. Auf ihrer glatten Stirn erschien eine dicke Unmutsfalte. »Jetzt ist es aber gut. Man kann ja direkt Angst vor dir bekommen.«
    Das Mädchen hob die Schultern. »Ich habe auch keine Angst vor Mickey. Vielleicht hat er Angst und sucht bei mir Schutz. Er will bestimmt, daß wir zusammenbleiben.«
    »Als Vampire, wie?« Die Bemerkung sollte spöttisch klingen, was Lorna aber nicht schaffte.
    »Ja, Mummy. Tot und doch nicht tot sein. Ich weiß, was auf mich zukommt. Ich habe schon alles vorausgesehen.«
    Lorna Child nickte. »Und ich sehe voraus, daß du jetzt in dein Bett gehst. Es ist spät genug.«
    »Gern.« Cathy stand auf. Sie lächelte dabei freudig, was Lorna verwunderte. So freiwillig war ihre Tochter selten ins Bett gegangen.
    Da mußte sich tatsächlich etwas ereignet haben, wovon sie keine Ahnung hatte. Sie wollte auch nicht an die Worte ihrer Tochter glauben. Erst mal nicht aus rein rationalen Gründen, dann hatten ihr die Reden auch noch Angst eingejagt.
    An der Tür zum Flur blieb Cathy stehen. »Kommst du mit in mein Zimmer, Mummy?«
    »Selbstverständlich, Kind.«
    Cathy ging vor. Im Zimmer schaltete sie die Nachttischleuchte ein und streifte den Bademantel ab. Ihr Blick fiel dabei auf die zahlreichen Stofftiere, die sich auf dem Boden verteilten.
    Unter ihnen befanden sich auch zahlreiche Katzen. Es gab kein anderes Tier auf der Welt, das Cathy dermaßen liebte wie eine Katze.
    Sie mußte noch einmal in das schmale Bad, um sich die Zähne zu putzen und sich zu waschen. Lorna blieb an der offenen Tür stehen.
    Sie beobachtete ihre Tochter, die sich selbst im Spiegel sah, den Mund ausspülte und dann etwas sagte, das Lorna nicht so recht begriff.
    »Bald werde ich mich nicht mehr im Spiegel sehen können.«
    »Ach ja. – Weshalb denn nicht?«
    »Weil Vampire kein Spiegelbild haben, Mum!«
    Lorna Child schrak zusammen. Ihr lag eine scharfe Erwiderung auf der Zunge, die sie jedoch herunterschluckte. Sie hatte sich vorgenommen, an diesem Abend nicht mehr länger mit ihrer Tochter zu diskutieren. Außerdem sollte Harold dabei sein. Der würde schon die richtigen Antworten parat haben.
    »Fertig?« fragte sie.
    »Ja.« Cathy reckte sich vor dem Spiegel und wühlte noch einmal ihr Haar auf. Es kam Lorna vor, als wollte sie sich zum letzten Mal auf der glatten Fläche sehen.
    »Bitte, Cathy, komm jetzt ins Bett.«
    »Gern, Mummy.«
    Die Antwort klang so fröhlich, daß sie Lorna Child regelrecht erschreckte…
    ***
    Der Pfarrer öffnete die schmale Seitentür der Sakristei und zuckte zurück, als ihm der kalte Regen gegen das Gesicht peitschte. »Ist das ein Sauwetter«, sagte er nicht gerade fromm. »Wirklich, Mr. Child, einen anderen Ausdruck kann man dafür nicht finden.«
    »Stimmt, Herr Pfarrer.« Harold Child stand hinter dem Geistlichen und schob die Kapuze seiner Parkajacke in die Höhe. Bis zu seinem Wagen waren es zwar nur einige Schritte, bei dem Regen aber wurde man auch auf kurzen Strecken naß.
    Der Pfarrer drehte sich um. Sein faltiges Gesicht verzog sich zu einem Lächeln. »Ich hoffe nur, daß ich Sie zufriedengestellt habe, Mr. Child.«
    »Ja«, bestätigte der hochgewachsene, kräftige Mann, dem anzusehen war, daß er körperlich arbeitete. »Sie haben mir sogar einen sehr großen Gefallen getan. Ich danke Ihnen sehr dafür.«
    »Nun ja, es war ein ungewöhnlicher Wunsch.«
    »Wirklich?«
    »In der heutigen Zeit ja. Früher war das anders. Da gab es so etwas in jeder Familie. Die Menschen sind zu egoistisch geworden. Sie haben die alten Werte vergessen, das ist manchmal nicht gut. Denken Sie daran, daß die Kirche als einzige Institution die beiden Jahrtausende überlebt hat. Regierungen wurden gestürzt, Reiche vergingen, Kaiser und Könige verloren ihre Macht, aber die Kirche und ihre Werte gibt es trotz aller Widerstände noch immer. So schlecht kann sie also nicht sein, Mr. Child.«
    »Das denke ich auch.« Er reichte dem Geistlichen die Hand. »So, für mich wird es Zeit. Nochmals herzlichen Dank dafür, daß Sie Zeit gehabt haben.«
    »Deshalb bin ich da, Mr. Child. Und lassen Sie mal wieder etwas von sich hören.«
    »Darauf können Sie sich verlassen, Herr
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