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BY704 - Der Rächer aus Sing-Sing

BY704 - Der Rächer aus Sing-Sing

Titel: BY704 - Der Rächer aus Sing-Sing
Autoren: Der Rächer aus Sing-Sing
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Deshalb dachte ich auch nicht daran, mich zu verkriechen. Mir genügte der beruhigende Druck des 38er Special in meiner Schulterhalfter und die Gewißheit, in der Empfangsloge des Apartmenthauses, in dem ich wohne, meinen Freund und Kollegen Phil Decker als Portier zu wissen.
    Fünf Minuten vor Mitternacht fuhr ich den roten Jaguar in die Garage, stieg aus und schloß die Schwingflügel des Tores hinter mir.
    Mein Mörder wartete bereits.
    Aber er hatte sich einen ungünstigen Zeitpunkt ausgesucht. Die Nacht war hell.
    Langsam, alle Sinne aufs äußerste gespannt, legte ich den Weg zwischen dem Garagenkomplex und den Apartmenthäusern zurück.
    Kurz vor dem Eingang parkte ein schweres Motorrad. Ich runzelte die Stirn. Wenn die Maschine meinem Mörder gehörte, war sie ausgesprochen schlecht getarnt. Dieser Killer benahm sich merkwürdig. Auf einen Überraschungseffekt jedenfalls konnte er kaum noch rechnen.
    Ich ging noch langsamer, bereitete mich aber darauf vor, jeden Augenblick blitzschnell zur Seite zu springen und den 38er herauszureißen.
    »Guten Abend, G-man!« sagte eine gedämpfte Stimme.
    Schon beim ersten Wort wirbelte ich herum und hechtete in die Deckung der Hauswand. Noch im Sprung hatte ich meinen Revolver freibekommen. Mit angehaltenem Atem preßte ich mich gegen die Mauer und lauschte.
    Ein schabendes Geräusch sagte mir, daß mein Mörder ebenfalls an der Wand lehnte, keinen Schritt von mir entfernt. Ich hätte ihn berühren können, so nah hörte ich seinen Atem. Zwei Sekunden blieben wir stehen, nur durch die Mauerecke getrennt.
    »Sie können die Kanone getrost wieder wegstecken, G-man«, sagte der Mann halblaut, »ich komme heraus.«
    Dann trat ein Mann aus dem dunklen Hauseingang.
    Ich sah auf den ersten Blick, daß er keine Waffe in der Hand hielt. Er trug eine schwarze Lederjacke, einen Sturzhelm und hatte eine Motorradbrille in die Stirn zurückgeschoben.
    »Ballern Sie nicht unnötig in der Gegend rum, G-man!«, sagte er. »Ich bin ein harmloser Straßenpassant. Oder können Sie mir das Gegenteil beweisen?«
    Ich stand immer noch an der Hauswand und sah vermutlich nicht gerade geistreich aus. Das Verhalten des Mannes wurde immer rätselhafter. Wenn ich tatsächlich einen Killer des Syndikats vor mir hatte, dann war der Bursche entweder unvorstellbar dämlich, oder er führte etwas im Schilde, das ich nicht erahnen konnte.
    »Was wollen Sie?« fragte ich scharf.
    »Was ich hier will?« antwortete er lachend. »Das ist uninteressant. Interessant ist lediglich, was ich hier soll. Ich soll Ihnen das Lebenslicht ausblasen, G-man. Aber das wissen Sie ja, oder? Wahrscheinlich kennen Sie die Herren, die an Ihrem Tod interessiert sind, besser als ich.«
    »Wer sind Ihre Auftraggeber?« wollte ich wissen.
    Diesmal lachte er lauter. »Keine Ahnung, G-man, ich kenne sie nicht. Ich weiß nur…« dabei verzog sich sein Gesicht zu einem häßlichen Grinsen, »ich weiß nur, daß sie anständig bezahlen. Die Herren müssen mächtig Angst vor Ihnen haben, G-man.«
    Ich machte eine unmißverständliche Geste mit dem 38er. Wenn der Bursche glaubte, durch schöne Reden meine Aufmerksamkeit ablenken zu können, dann war er an der falschen Adresse.
    »Nicht doch! Nicht doch!« tönte es spöttisch. »Hören Sie auf, mit dem Schießeisen herumzufuchteln!« Dann wurde seine Stimme wieder leiser. »Ich denke nicht daran, mir an einem G-man die Finger zu verbrennen«, flüsterte er. »Sagen Sie das den Herrschaften, wenn sie sich wieder bei Ihnen melden! Sagen Sie ihnen, daß sie in Zukunft ihre Kastanien selbst aus dem Feuer holen müssen! Ich nehme keine Aufträge an. Sagen Sie ihnen das!«
    »Wäre es nicht richtiger, wenn Sie den Auftraggebern das selbst sagen würden?« warf ich ein.
    Der Mann lachte meckernd.
    »Warnen Sie doch die Kerle, die Ihnen ans Leben wollen! Sagen Sie ihnen, daß Harry Schreiber einen neuen Job hat! Und daß er deshalb schon gar nicht gegen einen G-man vorgeht. Sagen Sie ihnen, daß sie noch von mir hören werden!«
    »Wer sind Sie?« unterbrach ich ihn hart.
    »Das tut nichts zur Sache.« Er wich zwei Schritte zurück, den Blick auf meinen 38er gerichtet. »Ich bin ein harmloser Straßenpassant. Nur für den Fall, daß Sie daran denken sollten, mich festzunehmen. Mein Name steht bestimmt nicht in eurer Kartei. Harry Schreiber ist ein unbeschriebenes Blatt.«
    Er zog sich langsam in Richtung auf das Motorrad zurück, immer noch mit diesem undurchsichtigen Lächeln auf den Lippen. Ich
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