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Die Macht des Lichts

Die Macht des Lichts

Titel: Die Macht des Lichts
Autoren: Robert Jordan , Brandon Sanderson
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KAPITEL 1
    Ein Riss im Stein
    A viendha betrachtete das Gelände des Anwesens, auf dem Leute umhereilten und sich auf die Abreise vorbereiteten. Für Feuchtländer waren Basheres Männer und Frauen gut ausgebildet, und sie verstauten ihre Habe umsichtig und kümmerten sich um ihre Ausrüstung. Verglichen mit den Aiel waren die anderen Feuchtländer, jene, die nicht zu den Soldaten gehörten, jedoch eine Katastrophe. Lagerfrauen eilten hin und her, als wären sie davon überzeugt, etwas zu vergessen. Die Botenjungen rannten mit ihren Freunden und bemühten sich, beschäftigt auszusehen, damit sie nichts tun mussten. Zelte und Ausrüstung der Zivilisten wurden nur langsam eingepackt und verstaut, und sie würden Pferde, Wagen und Kutscher brauchen, um alles dorthin zu schaffen, wo sie hingehen mussten.
    Aviendha schüttelte den Kopf. Aiel nahmen nur das mit, was sie tragen konnten, und ihre Kriegergruppe schloss nur Soldaten und Weise Frauen ein. Und wenn für einen längeren Feldzug mehr als nur die Speere gebraucht wurden, wussten die Arbeiter und Handwerker, wie sie sich schnell und effizient auf den Aufbruch vorzubereiten hatten. Darin lag Ehre. Ehre, die verlangte, dass ein jeder fähig war, für sich selbst und seine Familie zu sorgen und den Clan nicht aufzuhalten.
    Sie schüttelte erneut den Kopf und wandte sich wieder ihrer Aufgabe zu. Die Einzigen, denen es an einem solchen Tag an Ehre mangelte, waren die, die nicht arbeiteten. Sie tauchte einen Finger in den kleinen Eimer vor ihr, dann hob sie die Hand und hielt sie über einen zweiten Eimer. Ein Wassertropfen löste sich. Sie wiederholte das Ganze.
    Es handelte sich um die Art von Bestrafung, die kein Feuchtländer verstanden hätte. Sie hätten es für eine lächerliche Aufgabe gehalten, dort auf dem Boden zu sitzen und mit dem Rücken an der Holzwand des Herrenhauses zu lehnen. Die Hand hin und her zu bewegen, den einen Eimer zu leeren und den anderen zu füllen. Und zwar einen Tropfen nach dem anderen. Für sie hätte das kaum eine Bestrafung dargestellt.
    Aber das lag nur daran, dass Feuchtländer oft faul waren. Sie würden lieber Wasser in Eimer tröpfeln statt Steine zu schleppen. Steine zu schleppen erforderte Aktivität - und Aktivität war gut für Körper und Seele. Wasser zu bewegen war bedeutungslos. Sinnlos. Es erlaubte ihr weder, die Beine zu strecken, noch ihre Muskeln zu bewegen. Und sie tat es, während der Rest des Lagers die Zelte für den Marsch verpackte. Das machte die Bestrafung zehnmal so beschämend! Sie verdiente Toh für jeden Augenblick, den sie nicht mithalf, und es gab nicht das Geringste, was sie daran ändern konnte.
    Außer Wasser zu bewegen. Tropfen um Tropfen um Tropfen.
    Es machte sie wütend. Dann schämte sie sich wegen der Wut. Weise Frauen ließen sich niemals auf diese Weise von ihren Gefühlen beherrschen. Sie musste geduldig bleiben und den Grund für ihre Bestrafung herausfinden.
    Allein schon der Versuch, sich dem Problem zu nähern, hätte sie am liebsten schreien lassen. Wie oft konnte sie dieselbe Lösung in Gedanken durchgehen? Vielleicht war sie ja einfach zu beschränkt, um es zu verstehen. Vielleicht verdiente sie es auch nicht, eine Weise Frau zu sein.
    Sie steckte die Hand in den Eimer, dann bewegte sie den nächsten Tropfen Wasser. Ihr gefiel nicht, was diese Strafen mit ihr machten. Sie war eine Kriegerin, auch wenn sie keinen Speer mehr trug. Sie fürchtete weder Strafen noch Schmerz. Aber in ihr wuchs die Furcht, dass sie ihren Mut verlieren und völlig nutzlos sein würde.
    Sie wollte eine Weise Frau werden, wollte es sogar unbedingt. Diese Erkenntnis hatte sie überrascht, denn sie hätte niemals gedacht, jemals etwas mit der Leidenschaft anzustreben, mit der sie vor langer Zeit die Speere gewollt hatte. Aber während der vergangenen Monate hatte sie die Weisen Frauen studiert, und ihr Respekt für sie war gewachsen; sie hatte sich selbst als eine Gleichgestellte akzeptiert, die dabei helfen würde, die Aiel durch diese gefährlichste aller Zeiten zu führen.
    Die Letzte Schlacht würde eine Prüfung sein, wie sie ihr Volk noch nie zuvor erlebt hatte. Amys und die anderen versuchten mit aller Macht, die Aiel zu beschützen, und sie saß da und bewegte Wassertropfen!
    »Geht es dir gut?«, fragte eine Stimme.
    Aviendha zuckte zusammen, schaute auf und griff so abrupt nach dem Messer, dass sie beinahe die Eimer umstieß. Ein kurzes Stück entfernt stand eine Frau mit kurzem dunklen Haar im Schatten
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