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Geliebte Betrügerin

Geliebte Betrügerin

Titel: Geliebte Betrügerin
Autoren: Christina Dodd
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Kapitel 1
    Miss Pamela Lockhart und Miss Hannah Setterington,
    die stolzen Inhaberinnen der
    Vornehmen Akademie der Gouvernanten
    (mühen sich verzweifelt
    ihr Unternehmen zum Erfolg zu führen und)
    vermitteln die allerbesten
    Gouvernanten, Gesellschafterinnen
    und Lehrerinnen für jeglichen Bedarf.
    (ohne mit der Einzelheiten der Anstellung
    allzu pingelig zu sein,
    auch wenn sie natürlich
    nichts Unmoralisches oder Illegales tun würden)
    Der vornehmen Gesellschaft auch heute wieder
    zu Diensten.
    1. Juli 1840
    Es war der schönste Tag im Monat – Zahltag.
    Miss Pamela Lockhart tat auf dem Nachhauseweg einen unbeschwerten Hopser. Der Regen verdunkelte schon früh am Tag die Straßen des Londoner Wohnviertels, Pamela fror elend. Wieder einmal hatte sie sich damit abgeplagt, der unmusikalischen kleinen Lorraine Dagworth »Twinkle, Twinkle Little Star« auf dem Planoforte beizubringen. Aber immerhin hatte Lorraines Mutter Pamela ohne weiteres ihr monatliches Entgelt ausbezahlt. Nach einigem Zaudern hatte die vornehme Lady Phillips ebenfalls bezahlt. Und schließlich hatte Pamela dem Sohn Lord Haggertys seinen Tanzunterricht gegeben und – nachdem sie die Fummeleien des jüngeren und die schimpflichen Avancen des älteren Mannes abgewehrt hatte – ihren Monatslohn eingestrichen, ohne die beiden widerwärtigen Gentlemen zu vergraulen.
    Ja, die Arbeit als Gouvernante war schwierig und gelegentlich abscheulich, aber am Zahltag, am herrlichen Zahltag waren alle Mühen vergessen. Pamela überquerte die dreckige, unratbedeckte Straße, hob das Gesicht den Regentropfen entgegen, lachte laut – und blieb stolpernd stehen.
    Irgendetwas zupfte an ihrem Rock. Ein vorstehender Balken vielleicht oder ein …
    Eine scharfe Spitze bohrte sich in ihren Rücken, und eine barsche Stimme schnarrte: »Her mit dem Geldbeutel, den Sie im Ausschnitt versteckt haben, Miss, dann lass ich Sie am Leben.«
    Pamela erstarrte mit pochendem Herzen. Das Ding war … ein Messer! Ein Dieb hielt ihr ein Messer an den Rücken. Er würde sie möglicherweise erstechen. Sie musste vielleicht sterben.
    Die Messerspitze piekste noch mehr. Der Mann knurrte ihr direkt ins Ohr, sein fauliger Atem stank nach Tabak und Gin. »Den Geldbeutel her, hab ich gesagt. Ich weiß, dass Sie einen haben, Miss. Ich hab gesehen, wie Sie beim Gemüsehändler die hübschen Erdbeeren da bezahlt haben.«
    Pamela umklammerte die Tasche mit ihren Einkäufen. Es schüttete wie aus Kübeln. Nirgends war eine Menschenseele zu sehen. jeder, der ein bisschen Verstand hatte, war nach Hause geeilt und prostete vorm Kaminfeuer den eigenen Zehenspitzen zu. Bis auf Pamela, die nun den Köder für einen Straßenräuber abgab, der sie um ihr schönes, schwer verdientes, gerade kassiertes Geld erleichtern wollte.
    Das Messer zuckte erneut, und der diebische Unhold packte sie so heftig am Arm, dass sie einen Kratzer abbekam. »Sind Sie blöde, Miss? Ich hab gesagt, her mit dem Geld, oder ich bring Sie um.«
    Pamela packte das Entsetzen. Entsetzen, Wut und Verzweiflung.
    Das Messer bohrte sich tiefer in ihren Rücken. Sie fühlte, wie die Schnürung ihres Mieders aufsprang als die Klinge Kleid und Unterkleid zerschnitt.
    »Lassen Sie mich kurz nachdenken«, stieß sie hervor.
    Miss Hannah Setterington lächelte das aufgeregte achtzehnjährige Mädchen an, das ihr im Arbeitszimmer am Schreibtisch gegenüber saß. »Ich kann für Sie eine Anstellung finden«, sagte Hannah. »Darauf sind wir von der Vornehmen Akademie der Gouvernanten schließlich spezialisiert. Aber da wir der feinen Gesellschaft nur die allerbesten Kräfte vermitteln und Sie bislang über keinerlei Erfahrung verfügen, müssen Sie zuerst unsere strenge einmonatige Ausbildung absolvieren, damit Sie auf all das vorbereitet sind, was Ihnen im Umgang mit den Kindern und Ihren Arbeitgebern widerfahren könnte.«
    Das Mädchen war noch nass vom Regen, es zitterte ein wenig und schaute sehnsüchtig zu den Flammen hinüber, die im Kamin loderten. »Danke, Miss Setterington, aber ich bin gerade erst vom Land eingetroffen. Ich habe noch keine Unterkunft und … ich kann auch nicht … für irgendwelchen Unterricht zahlen.«
    Ihre erstickte, verschreckte Stimme trieb Hannah fast die Tränen in die Augen. Sie war einmal ebenso jung gewesen, unsicher, verzweifelt … von zu Hause fortgelaufen. Mittlerwelle war sie älter und klüger. Sie hatte ihr Leben im Griff, aber sie hatte die Erinnerungen an damals nie wirklich hinter sich gelassen.
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