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Tore nach Thulien 3 : Ferner Donner (German Edition)

Tore nach Thulien 3 : Ferner Donner (German Edition)

Titel: Tore nach Thulien 3 : Ferner Donner (German Edition)
Autoren: Jörg Kohlmeyer
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erreichte und ihr unter die Arme griff bekam Tristan endlich seine Antwort. Zwar rang Linwen immer noch nach Luft, doch kehrte die Farbe bereits in ihr Gesicht zurück.
          >> Ich sammelte Kräuter, dort, hinter dem Wäldchen, am Fuß einer kleinen Anhöhe, und da sah ich sie im Schatten eines großen Findlings liegen << , hauchte die Priesterin und richtete sich wieder auf. >> Sie lag einfach da, war halb apathisch und starrte Löcher in den Himmel. << Wieder holte Linwen tief Luft.
          Tristan spürte, dass sie gerade erst mit ihrer Geschichte begann. Er wollte alles hören, doch war ihm der Ort hier nicht sicher genug. Das Wilderland war nicht mehr fern und die halbtote Frau in seinen Armen Beweis genug für die Gefahren, die hier lauerten. >> Erzählt mir alles, Linwen! Doch jetzt sehen wir erstmal zu, dass wir zurück zum Wagen kommen. << Die Priesterin nickte und rasch machten sie sich auf den Weg zurück. Linwen konnte alleine laufen und Tristan schickte Odoak voraus, um Wasser und saubere Tücher vorzubereiten.
          >> Berenghor! Du bleibst draußen und hast ein Auge auf das Wäldchen und die Anhöhe. << , rief er, als sie zur Gruppe zurückkehrten. Das Nicken des Hünen reichte ihm als Antwort. >> Odoak, wenn du fertig bist, bringst du den Wagen von der Straße runter und versteckst ihn dort drüben am Waldrand. Linwen und ich werden uns um das Mädchen kümmern. Verdammt! Wo steckt nur Shachin? << Hastig sah sich Tristan noch einmal um, bevor er auch schon das Ende des Wagens erreichte. Jorek schüttelte nur den Kopf und Berenghor sagte gar nichts. Schnell war die Luke ins Wageninnere geöffnet und die Unbekannte auf eines der Lager gebettet. Ein Ruck zeigte Tristan, das Odoak seinen Befehl befolgte und den Wagen von der Straße lenkte. Die junge Frau zuckte zusammen und schnell legte ihr Linwen eine Hand auf die Stirn. Mit der anderen befeuchtete sie eines der Tücher und begann damit, den Dreck von Armen und Beinen zu lösen.
          >> Bei der Herrin, wer ist das? Was ist mit ihr geschehen? << Tristan beugte sich über die Unbekannte und suchte in ihrem ausdrucklosen Gesicht nach Antworten. Vorsichtig berührte er die junge Frau an der Schulter. >> Könnt Ihr mich hören? Wer seid Ihr? << Keine Reaktion. Die Augen standen offen, doch der Blick lag abwesend und starr auf der Decke des Wagens. Als er keine Antwort bekam, trat er zurück und setzte sich ans andere Ende des Lagers.
          Linwen breitete eine Wolldecke über der Unbekannten aus und beschränkte sich beim Waschen auf die Wangen und den Hals. Sie sah kurz auf und schüttelte den Kopf. >> Sie steht unter Schock. << , erklärte sie leise. >> In diesem Zustand werdet Ihr keine Antwort von ihr bekommen. Was sie jetzt braucht ist Ruhe und Wärme. << Linwen legte das Tuch beiseite und strich der jungen Frau zärtlich über die Stirn.
          Jetzt, da der gröbste Dreck beseitigt und der Blick auf das darunterliegende Gesicht frei war, offenbarte sich Tristan erst die Schönheit der Unbekannten. Und er musste sich augenblicklich korrigieren. Sie war noch mehr Mädchen als Frau. Vielleicht gerade an der Schwelle zum Erwachsenwerden, aber eben noch ein Mädchen. Vierzehn, vielleicht fünfzehn Winter mochte sie alt sein und er fragte sich sofort, welch grausamer Zug des Schicksals sie in diesen rauen Teil der Welt verschlagen hatte. Ihr wurde Gewalt angetan, so viel stand fest, doch irgendwie war es ihr gelungen, ihren Peinigern zu entkommen. Sicher war sich Tristan auch, dass ein Mädchen in ihrem Alter nicht alleine reiste. Es musste also mindestens noch eine weitere Person geben, die entweder Tod war oder sich noch immer in der Gewalt der Täter befand.
          >> Kümmert Euch um sie und lasst mich wissen, sobald ich mit ihr sprechen kann. << Tristan erhob sich und Linwen nickte. Hier konnte er im Moment nichts ausrichten und er wollte nach draußen und mit den Anderen sprechen, allen voran Berenghor und Shachin. Beide besaßen ihre ganz eigenen Qualitäten, und womöglich hatten sie sie doch eher unter Beweis zu stellen als gedacht.
          Tristan kletterte durch die Öffnung nach draußen, und gerade als er die Luke wieder schließen wollte, fiel sein Blick noch einmal auf Linwen. Die Priesterin war neben dem Mädchen auf die Knie gegangen und hielt eine Hand ganz nahe über ihr schmales, bleiches Gesicht. Die andere führte sie unter die Kutte. Tristan konnte sehen, dass sie etwas Kleines krampfhaft
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