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Tore nach Thulien 3 : Ferner Donner (German Edition)

Tore nach Thulien 3 : Ferner Donner (German Edition)

Titel: Tore nach Thulien 3 : Ferner Donner (German Edition)
Autoren: Jörg Kohlmeyer
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drückte. Selbst die Art, die der Hüne von sich aus nur allzu gern an den Tag legte, nämlich ehrlich und frei heraus zu sagen, was man dachte, hatte nicht den gewünschten Erfolg gebracht.
          Tristan gab es für heute auf, sich den Kopf darüber zu zerbrechen. Eigentlich sollte Berenghor alt genug sein, um zu wissen, wann ein Spiel verloren war. Der Meister war entwischt und zumindest dieses Spielchen hatte er zu seinen Gunsten entschieden. Mehr fiel ihm dazu im Moment nicht ein, und genau genommen ärgerte er sich ja mehr über sich selbst. Eigentlich hatte er die schwarzen Skorpione nicht wieder zum Thema machen wollen, doch genau das war geschehen. Natürlich wusste er, dass sich Berenghor am liebsten noch in Leuenburg um deren Anführer gekümmert hätte, doch ihm war daran gelegen, so schnell wie möglich aufzubrechen. Der Frühling ließ sich in diesem Teil des Reiches zwar noch ein bisschen, doch der Weg ins Wilderland war weit und der Sommer würde schneller vergehen, als ihnen allen lieb war. Sie mussten rasch und zielstrebig vorankommen, und ein dauerhafter Bruch innerhalb der Gruppe würde das sicher nicht einfacher machen. Noch konnte davon keine Rede sein, doch bahnte sich hier schon jetzt eine echte Busenfreundschaft an und er wusste nicht, ob er froh oder unglücklich darüber sein sollte. Der Herrin sei Dank, nahm ihm Linwen die Entscheidung im nächsten Moment ab. Zumindest vorübergehend.
          Die Gruppe steuerte gerade auf den Rand eines den Weg säumenden Wäldchens zu, als die Priesterin plötzlich wild gestikulierend auf sie zu gestolpert kam. Sie war nicht allein und schien jemanden zu stützen. Ihre Begleitung war offensichtlich in schlechter Verfassung. Linwen musste ihr immer wieder aufhelfen und sie mehr als nur einmal am Fallen hindern. Tristan konnte zwar noch nicht alle Einzelheiten erkennen, war aber sofort alarmiert.
          >> Was ist da los? << , wollte Odoak wissen, als er die Pferde halten ließ und mit einem Ruck die Feststellbremse zog.
          >> Das werden wir gleich erfahren. << , antworte Tristan, sah über die Schulter und rief nach Jorek. Kurz darauf öffnete sich eines der verstärkten Seitenfenster des Wagens und ein hageres, mit wilden Bartstoppeln übersätes Gesicht kam zum Vorschein. Tristan deutete stumm auf das Dach des Wagens und Jorek nickte. Einen Augenblick später war das Fenster wieder geschlossen und die hölzerne Luke, oben auf dem Wagen, öffnete sich quietschend. Rasch zwängte sich der Wachmann in die Kanzel und nahm die Plane vom Mantikor. Der Anblick der schweren Kriegsschleuder wirkte auf Tristan sofort beruhigend. Mit einem Wink gab er Jorek zu verstehen, die Maschine im vorgespannten Zustand zu belassen.
          Inzwischen war auch Berenghor auf Linwen aufmerksam geworden. Er richtete sich im Kutschbock auf, stieg runter und trat neben Tristan. Von Shachin fehlte jede Spur. >> Das riecht nach Ärger. << , stellte der hünenhafte Söldner fest, drehte sich um und ging zum Wagen. Sein Zweihänder wartete wohl schon auf ihn.
          Linwen und ihre augenscheinlich kranke oder verletzte Begleitung waren noch ein gutes Stück entfernt und Tristan rannte den beiden entgegen. Odoak fixierte die Zügel kurzerhand am Kutschbock und lief seinem Leutnant hinterher. Der hatte die Priesterin inzwischen erreicht und konnte gerade noch verhindern, dass sie vor Erschöpfung der Länge nach zu Boden fiel.
          >> Was ist los Linwen? Wer ist das? << , rief er und griff der unbekannten Gestalt sofort unter die Arme. Es war eine junge Frau, deren Alter er aber nur schwer abschätzen konnte. Das flachsblonde Haar hing ihr in wirren, verfilzten Strähnen ins Gesicht und die Haut starrte vor Dreck und verkrustetem Blut. Ihr Kleid war zerrissen und hatte mehr mit Lumpen denn mit Kleidung gemein. Sie war barfuss und viele der Nägel an Finger und Zehen waren abgebrochen oder fehlten ganz. Alles in allem bot die junge Frau einen erschreckenden Anblick, und ihre abgemagerten und ausgezehrten Gesichtszüge unterstrichen den armseligen Eindruck noch. Tristan nahm die halb verhungerte, kümmerliche Gestalt kurzerhand auf die Arme.
          Linwen, von der Last befreit, beugte sich vornüber, stützte sich mit den Händen auf den Knien ab und schüttelte den Kopf. Sie war jetzt offensichtlich nicht in der Lage zu sprechen. Ihr Atem ging schnell und stoßweise, und sie schnappte immer wieder nach Luft. Erst als auch Odoak die Gruppe
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