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Verdammte Liebschaften

Verdammte Liebschaften

Titel: Verdammte Liebschaften
Autoren: Divina Michaelis
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Neue Möglichkeiten und alte Gewohnheiten
    Denise
    Aufgebrachte Stimmen brachten mich an diesem Donnerstagabend dazu, mich von meinem Wagen abzuwenden und einen Blick nach oben zu werfen.
    Ich war gerade auf dem Weg nach Hause und befand mich zurzeit in einem P+R-Parkhaus am Bahnhof. Auf dem Zwischendeck über mir standen drei Männer in Anzug und Krawatte um ein Auto mit geöffneter Motorhaube herum. Genaueres konnte ich nicht sehen, also ging ich ein paar Schritte weiter vor, um ein besseres Sichtfeld zu haben.
    Einer der drei Männer hatte zwei Starthilfekabel in der Hand und blickte hilflos in den Motorraum, während die anderen beiden darüber diskutierten, was zu tun wäre.
Für mich war die Sache klar.
    Ich stieg in mein Auto, ließ es an und fuhr es genau bis zu dem Wagen vor, der offensichtlich das Objekt des Ärgernisses war.
Mich bemerkten die drei erst, als ich die Scheibe herunterkurbelte und laut fragte: „Kann ich Ihnen helfen?“
    Die beiden Männer verstummten und sahen mich an. Der dritte mit den Kabeln hob sie mir entgegen und meinte: „Nur wenn Sie wissen, wie man das macht.“
Klar wusste ich!
    Ich lenkte mein Wägelchen so neben das andere Gefährt, dass die Kabellänge ausreichen würde, und schaltete den Motor ab. Dann stieg ich aus, wobei die Blicke der Männer doch einen starken Zweifel ausdrückten, als sie den Rest meiner Erscheinung sahen.
     Natürlich, mit weißer Bluse, schwarzem Rock und ebensolchen Pumps sah ich nicht gerade so aus wie die Mechanikerin einer Autowerkstatt, aber ich war schließlich auch keine.  Letztendlich hatte ich mein Wissen von meinem vorletzten Ex, der immer viel an Autos herumbastelte. Wenigstens in diesem einen Punkt hatte die ehemalige Beziehung etwas Gutes, wenn sie auch ansonsten nur enttäuschend war.
     Leider hatte ich beim Türzuschlagen nicht darauf geachtet, dass noch ein Teil meines Rockes in der Tür hing, weshalb ich schon kurz nach dem Aussteigen gestoppt wurde.
Die drei Männer warfen sich vielsagende Blicke zu, während ich mit hochrotem Kopf meinen Rock aus dem Türspalt zog.
Dass immer mir so etwas passieren musste.
    Ich atmete tief ein und konzentrierte mich auf mein ursprüngliches Vorhaben. Schließlich hatte ich einen miesen ersten Eindruck wettzumachen.
     Mit einem Handgriff öffnete ich die Motorhaube meines Vehikels, ging dann mit festem Schritt auf den Mann mit den Starthilfekabeln zu und nahm sie ihm aus der Hand. Dann wandte ich mich dem Motorblock zu und befestigte das eine Ende des roten Kabels am Pluspol der zu schwachen Autobatterie. Mit dem anderen Ende wanderte ich zu meinem Motorraum und befestigte es dort ebenfalls an Plus.
    Interessierte Blicke verfolgten meine Aktion.
    Als Nächstes klemmte ich das schwarze Kabel an den Minuspol meiner Batterie und das andere Ende an die Karosserie des anderen Wagens.
    „Entschuldigen Sie, aber muss das nicht an den anderen Teil der Batterie?“, fragte mich der ‚Kabelhalter‘ mit schiefem Blick aus seinen blauen Augen.
Ich schüttelte den Kopf.
„Nein, sonst kann es zur Funkenbildung kommen. Das ist nicht wirklich sinnvoll“, antwortete ich.
Die Männer guckten zwar verwundert, nahmen es aber so hin. Also stieg ich in mein Auto und ließ es an.
    „Sie können Ihren Wagen jetzt starten!“, rief ich nach draußen und sah, wie sich der, von dem ich die Kabel hatte, in Bewegung setzte.
    Kurz darauf erklang das Motorengeräusch des anderen Fahrzeugs – es hatte geklappt, was mich allerdings überhaupt nicht wunderte, immerhin hatte ich alles richtig gemacht. Zwar war ich in meinen Bewegungen manchmal etwas ungeschickt, wenn ich aber wusste, wie etwas gemacht wurde, dann tat ich es auch präzise. Darin war ich gut.
    Ich stieg aus und wartete etwas, bevor ich die Kabel in umgekehrter Reihenfolge wieder abklemmte und sie einem der beiden anderen in die Hand drückte.
„Jetzt nur nicht mehr ausmachen. Die Batterie muss sich erst einmal aufladen“, sagte ich dazu, und ich konnte mich nur schwer beherrschen, meinen Stolz nicht heraushören zu lassen.
Wenigstens konnte ich so den ersten Eindruck des ungeschickten Weibchens wiedergutmachen, den ich bei den Herren hinterlassen haben musste. Andererseits – vielleicht kam es auch gar nicht so gut an, dass ich den Männern ihre Schwächen vor Augen geführt hatte, überlegte ich.
    Dem Fahrer des Wagens schien es allerdings nichts auszumachen, dass er keine Ahnung hatte. Er stieg aus, während der Motor weiterlief, und drückte mir etwas
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