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Peter Neururer - Aus dem Leben eines Bundesliga-Trainers

Peter Neururer - Aus dem Leben eines Bundesliga-Trainers

Titel: Peter Neururer - Aus dem Leben eines Bundesliga-Trainers
Autoren: Thomas Lötz , Peter Neururer
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Alles auf null - Die Pleite
    Das zweite Leben des Peter Neururer beginnt mit einer Nacht im Jahre 1983. Neururer sitzt in einem Taxi, er ist angetrunken. Er lässt sich von Aachen nach Köln fahren, wo er wohnt und studiert. In Aachen hat er im Casino Blackjack und Roulette gespielt. Im großen Stil zu zocken, ist normalerweise nicht Neururers Sache. Hier und da mal auf den Ausgang eines Fußballspiels wetten, mit Kumpels auf dem Tennisplatz um den ein oder anderen Schein spielen, in Ordnung. Aber ein Spieler, das ist Peter Neururer nicht. An diesem Abend ist er überhaupt erst zum dritten oder vierten Mal in so einer Spielbank gewesen. Und das, so kommt es ihm vor, mit gutem Grund.
    Der Lehramtsstudent Neururer hasst sein Leben. Zwar verdient er mit seinen beiden sehr gut gehenden Tennisschulen im Ruhrgebiet eine Menge Geld, 240 Schüler unterrichtet er an den Standorten Gelsenkirchen und Recklinghausen. Aber die gerade gescheiterte Beziehung zu einer jungen Frau, einer »Zaubermaus«, wie Neururer sie nennt, nagt an ihm. Auch im Fußball geht es für ihn zu dieser Zeit nicht weiter. Statt auf der großen Bühne Bundesliga seine Regiekünste vorzuführen, steckt die aktive Karriere Neururers zwei Klassen tiefer beim ASC Schöppingen in der Oberliga Westfalen fest.
    Neururer hat entschieden, seinem persönlichen Elend an diesem Abend mit etwas Glamourösem entgegenzutreten. Er sucht Zerstreuung, Ablenkung, Alkohol, er sucht den Thrill.
    Deswegen hat er sich ins Aachener Casino fahren lassen. Der Abend allerdings verläuft alles andere als glamourös. 90 000 Mark in ein paar Stunden an Spieltischen zu verlieren, mag eine für James Bond glamouröse Sache sein, für den Sportstudenten Peter Neururer ist der Verlust einer solchen Summe eine Katastrophe.
    120 000 Mark hat er von den Schülern seiner Tennisschulen in den Tagen zuvor eingesammelt - die komplette vierteljährliche Vorauszahlung, in bar. Sein Honorar für die kommenden Trainerstunden. Als er Köln erreicht, trägt Neururer noch 30000 Mark Bargeld bei sich. Vom Taxifahrer lässt er sich in der Piusstraße im Stadtteil Ehrenfeld absetzen. In dem Arbeiterviertel wohnt Neururer günstig zur Miete. Vor dem Gang ins Bett entscheidet er, in einer nahe gelegenen Eckkneipe noch ein letztes Bier, einen Schnaps oder was auch immer zu sich zu nehmen. Das Geld weg - scheiße. Die Frau weg - scheiße. Und mit dem Fußball - auch scheiße. Einfach alles läuft scheiße. Das Leben hat in diesem Augenblick für Neururer nur einen einzigen Sinn, den, einen weiteren Drink zu ordern.
    Während Neururer an der Theke vor seinem Glas sitzt, nimmt er wahr, dass im Hinterzimmer der Kneipe Interessantes vor sich zu gehen scheint. Er geht zu der verschlossenen Tür. Er klopft. Die Tür wird geöffnet. Der Mann an der Tür will ihn zunächst nicht eintreten lassen. Als Neururer ihm daraufhin sein üppiges Geldscheinbündel zeigt, gibt der Mann den Weg frei. Neururer blickt auf eine Szenerie, die ihm in der Rückschau vorkommt wie die Kopie eines schlechten deutschen Fernsehfilms. Klischee pur.
    In dem Raum sitzen vier Männer um einen Tisch, auf dem Karten und Bargeld liegen. Männer, die, das erkennt Neururer trotz seines Pegels, nicht aus dem ganz sauberen
    Geschäft kommen. Gläser auf dem Tisch, volle Aschenbecher, gedimmte Beleuchtung, Rauchschwaden. Das Spiel des Abends ist Poker. Die Einsätze sind stattlich.
    Zunächst wird Neururer von den Männern angefüttert. Sie lassen ihn ein paar Partien gewinnen, ein paar Scheine wandern über den Tisch in die Tasche des Gastes. Doch Spiel um Spiel wendet sich das Blatt. Neururer verliert, verliert, verliert. Zu spät merkt er, dass er nach allen Regeln der Kunst auseinandergenommen wird. Am Ende ist die ganze Kohle weg. 120 ooo Mark Bares in einer Nacht auf den Kopf gehauen, das dürfte nicht allzu vielen Studenten in ihrem Leben gelungen sein.
    Als Peter Neururer am Morgen danach aufwacht, wird ihm das Ausmaß seines abendlichen Ausflugs in etwa bewusst. Aber Neururer ist schon damals kein Mensch, der sich mit schlechten Gedanken lange aufhält. Das viele Geld futsch, unschön, sagt er sich, ein Problem, sicher, aber kein allzu großes. Derfn er kann ja weiterhin als Tennislehrer arbeiten und damit Geld verdienen. In seiner ersten Analyse lässt er großzügig außer Acht, dass er soeben schlichtweg pleite ist.
    Als er sich dann noch beim Fußballtraining eine schlimme Verletzung zuzieht - der Mittelfußknochen und das Wadenbein sind
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