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Tom Thorne 04 - Blutzeichen

Titel: Tom Thorne 04 - Blutzeichen
Autoren: Mark Billingham
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Gordon Rooker um die Ohren hätte schlagen können. Und nicht mal so viel, um die Zarif-Familie mit irgendetwas Nennenswertem in Verbindung zu bringen.
    Selbst wenn Thorne reinen Tisch machte – wenn er zu Brigstocke oder Tughan oder Jesmond ginge und ihnen sagte, was er wusste und wie er es erfahren hatte –, würde ihnen das nicht wirklich weiterhelfen. Er konnte zugeben, einen Zeugen gefoltert zu haben, und mit dem nächsten Atemzug erklären, dass dieser Zeuge nun verschwunden sei; der Zeuge sei höchstwahrscheinlich tot und begraben. Nur einer hatte dann mit unangenehmen Fragen zu rechnen, Thorne selbst.
    Und davon stellte er sich selbst bereits mehr als genug.
    »Mr. Rooker wurde gestern entlassen, wie ich gehört habe.«
    »Das wissen Sie …«
    »Das war eine Überraschung.« Zarif hob die buschigen Augenbrauen. »Sie wissen, dass er Ihnen einen Haufen Lügen erzählt hat, und entlassen ihn trotzdem aus dem Gefängnis.«
    Thornes Mund blieb strohtrocken. »Ich entschied mich dagegen, die nötigen Schritte zu unternehmen, die es hätten verhindern können.«
    Ich entschied mich dagegen, aufzudecken, was ich herausgefunden habe. Ich entschied mich dagegen, zu erzählen, dass ich einen Verdächtigen gekidnappt habe, ihn gegen seinen Willen gefangen hielt und nichts unternahm, als diese Informationen mit dem Einsatz brutaler Mittel aus ihm herausgeholt wurden. Ich entschied mich dagegen, die Brutalität Gordon Rookers sowie meine eigene aufzudecken.
    Ich entschied mich dafür, die Wahrheit auf sich beruhen zu lassen und mich selbst zu schützen …
    »Was Rooker wohl macht?«, fragte Zarif.
    »Wenn er einen Funken Verstand hat, passt er auf seinen Arsch auf. Sie haben anscheinend was gegen Unerledigtes.«
    Diese Bemerkung schien Zarif wirklich zu verletzen. »Sie irren sich. Rooker muss sich vor mir nicht fürchten. Wir haben eine Vereinbarung, wir haben gemeinsame Interessen.«
    »Genau. Er hilft Ihnen, mit Billy Ryan fertig zu werden, und Sie helfen ihm im Gegenzug, wenn er rauskommt. Wovon reden wir? Geld, nehm ich an. Schutz? Etwas, das über das hinausgeht, was wir liefern können …«
    »Eine Vereinbarung, die ich halten möchte, eine Frage der Ehre.«
    Thorne strich mit der Hand über den Tisch und wischte das Salz in die andere Hand. »Ehre, genau. Das ist wichtig, oder? Ich kann mich erinnern, wie wir auf die Ehre angestoßen haben. Wie viel Ehre gab es für Marcus Moloney? Als er in seinem Auto aufgeschlitzt und in den Kopf geschossen wurde.« Er ließ das Salz auf den Boden rieseln. »War das Ihrer Meinung nach ein ehrenhafter Tod?«
    »Hat er sich ehrenhaft verhalten?«, fragte Zarif. »Nach allem, was er getan hat?« Er klopfte mit dem Fingernagel gegen sein Glas. »Haben Sie das?«
    Eine weitere Frage, die Thorne sich in den letzten Tagen unzählige Male gestellt und beantwortet hatte. »Als ich mich auf Ihr Niveau begeben habe, nein.«
    Zarif sah auf. Seine Tochter rief ihm von der Treppe aus etwas zu. Er antwortete ihr und blickte ihr nach, bevor er sich wieder Thorne zuwandte. Er leerte die letzten Tropfen in sein Glas. »Zeit für Sie zu gehen.«
    Thorne griff über den Tisch, packte das Weinglas und stieß es dem Alten mit aller Kraft ins Gesicht. Er spürte das Glas zersplittern und drückte es fest in Zarifs weiche Schnurrbarthaare, drehte es, bis das Blut spritzte.
    »Wir müssen schließen.«
    Thorne blinzelte, und der Tagtraum war vorbei. Er stand auf und lehnte sich gegen den Tresen. »Sie haben die Nachricht erhalten, die ich Memet gab? Was eventuelle Racheaktionen wegen der Schießerei angeht?« Er ließ Zarif keine Zeit zu antworten. »Natürlich. Daher ja auch die prompte Antwort an meiner Tür.«
    Zarif breitete die Arme aus. Auf dem weißen Nylonhemd wurden dunkle Schweißflecken sichtbar. »Das tut mir wirklich Leid. Das war Hassan.«
    Das war eine echte Überraschung. »Hassan?«
    »Normalerweise ist er der zurückhaltendste von meinen Söhnen. Aber Sie haben ihn geärgert.«
    »Nun hat er mich geärgert.«
    »Ich werde es ihm ausrichten.«
    »Tun Sie das.«
    Zarif knurrte und rutschte die Bank entlang. »Haben Sie schon eine neue Tür?«
    Thorne schüttelte den Kopf.
    »Bitte« – Zarif deutete hinüber zum Tresen – »nehmen Sie sich etwas Geld aus der Kasse.«
    Als er stand, musterte er Thorne mit demselben leicht amüsierten Ausdruck, den gerade eben seine Tochter aufgesetzt hatte. »Nur zu, bedienen Sie sich …«
    Thorne fragte sich, ob das Angebot mehr beinhaltete als
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