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Tom Thorne 04 - Blutzeichen

Titel: Tom Thorne 04 - Blutzeichen
Autoren: Mark Billingham
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die Kosten einer neuen Tür. Zarif hatte bereits zugegeben, dass Thorne nicht der Mann war, für den er ihn gehalten hatte. Versuchte er nun mit etwas Nachdruck herauszufinden, was für ein Mann Thorne wirklich war?
    Er erwiderte Zarifs Lächeln und setzte noch eins drauf. »Mir ist es lieber, wenn Sie mir etwas schuldig bleiben.«
    Mit einem Schulterzucken trat Zarif an die Tür. Mit ausgestrecktem Arm forderte er Thorne zum Gehen auf. Thorne stieß sich vom Tresen ab und ging langsam denselben Weg zurück, auf dem er hereingekommen war. Er verspürte einen Anflug von Stolz, war sich jedoch gleichzeitig klar, dass er sich etwas vormachte. Wahrscheinlich war das Gefühl verflogen, bevor er nur die Straße betrat.
    »Blut und Geld«, sagte Thorne.
    »Was?«
    »Sie sagten mir, Sie seien in dieses Land gekommen auf der Suche nach Brot und Arbeit. Blut und Geld. Das trifft’s wohl eher …«
    Zarif trat an Thorne vorbei und öffnete die Tür. Der Luftzug setzte die Laternen über ihren Köpfen in Bewegung. Farbenprächtige Diamanten und Sterne tanzten sanft über die Wände. »Als wir uns damals über Namen unterhalten haben, was sie bedeuten, haben wir auch über Ihren Namen gesprochen«, sagte Zarif. »Thorne. Klein und stachelig, etwas, das man nur schwer wieder loswird.«
    Thorne erinnerte sich an das Gespräch. »Das kommt drauf an, wie ernst man so was nimmt.«
    »Ich nehme mein Geschäft sehr ernst.«
    »Gut, denn ich möchte Ihr Gesicht nicht mehr sehen, es sei denn vor Gericht. Ich komme nicht mehr hierher, so gut das Essen auch ist.«
    Zarif nickte. »Wir verstehen uns.«
    »Nein«, sagte Thorne. Er fing Zarifs Blick auf und hielt ihm stand. »Wir werden uns nie verstehen.«
    Thorne trat auf die Straße und öffnete den Mund, um die frische Luft einzusaugen. Ein paar Sekunden später hörte er, wie die Tür hinter ihm mit einem sanften Klicken geschlossen wurde.
    Er behielt Recht, der Stolz hielt nicht lange vor. Die Nacht war warm, doch Thorne fröstelte auf dem Weg zu seinem Auto.
     
    Er stellte es sich vor … spürte es, ein dichtes Drahtgewirr, das tief in seinem Inneren saß. Jedes Mal, wenn es ihm gelang, ein Stück davon zu lockern, zog er so verzweifelt daran, dass das Knäuel nur fester wurde und noch schwerer aufzudröseln war …
    Zu Hause legte Thorne Musik ein und drehte die Lautstärke leise. Er öffnete eine Flasche Wein und trank nichts davon. Nichts machte es leichter. Nichts half ihm, einen Sinn in dem Chaos zu finden oder zu verstehen, wie weit er dazu beigetragen hatte. Es gab so viele Tote und so viel Leid und wofür?
    Er fragte sich, was er eigentlich erwartet hatte. War ihm nicht schon immer klar gewesen, dass man Leuten wie Baba Arkan Zarif nichts anhaben konnte? Sie schützten sich mithilfe komplexer Mechanismen, hatten Soldaten, die sich für sie opferten, und genug Männer und Frauen auf der richtigen Seite des Gesetzes, die für ihren makellosen Ruf sorgten. Und doch war die Gewissheit, dass niemand dafür zur Verantwortung gezogen, niemand auch nur für einen Bruchteil dieses Gemetzels bezahlen würde, entsetzlich demoralisierend.
    Ein paar von Ryans Leuten waren tot und ein paar von Zarifs Leuten. Das Geschäft hatte auf beiden Seiten gelitten. Das Leben lief fröhlich weiter, aber nicht für Yusuf Izzigil, der beide Eltern verloren hatte. Nicht für die Familie von Francis Cullen, nicht für Marcus Moloneys Witwe, nach deren Namen Thorne sich nie erkundigt hatte …
    Und die anderen Toten, für deren Schicksal sich Thorne für alle Zeit verantwortlich fühlen würde.
    Billy Ryan und Wayne Brookhouse.
    Thorne spürte, wie sich das Knäuel etwas fester zusammenzog. Er dachte über das Ziehen von Grenzen nach. Fragte sich, ob die Grenze, die er sich selbst gezogen hatte, verrutscht war oder ob er sie längst überschritten hatte und nun weitermarschierte. An einen sehr viel dunkleren Ort, wo niemand sein Gesicht mehr erkannte und die Grenzen endgültig verschwunden waren.
    Er sah zum Telefon.
    Er schloss die Augen, und Gordon Rookers Gesicht tauchte auf. Die Farbe darin kehrte zurück, die Wangen wurden in der frischen Luft wieder rot vor Selbstgefälligkeit. Der Goldzahn blitzte auf, als Rooker sich Obst an einem Marktstand kaufte. Als er mit anderen an einem Tisch im Pub saß. Als er über einen Artikel in der Zeitung schmunzelte.
    Und immer war da das brennende Mädchen.
    Ihre Arme kreisten, als sie durch das Dunkel auf die Straße torkelte.
    Ihr Gesicht auf dem Foto, das er
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