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Tom Thorne 04 - Blutzeichen

Titel: Tom Thorne 04 - Blutzeichen
Autoren: Mark Billingham
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was dieser Arsch Jessica angetan hat? Wir können nicht zulassen, dass er rauskommt …«
    Thorne war mit den Gedanken woanders. Er versuchte ein Wort einzuordnen, sich daran zu erinnern, wo genau er es gelesen hatte. Nein, er hatte es nicht auf Papier gelesen, es war auf einem Monitor …
    Brookhouse hatte keinen Blödsinn gequatscht.
    Thorne hatte das Wort vor einem Monat auf der Website des National Criminal Intelligence Service gesehen. In einer schlaflosen Nacht, die er an seinem Computer damit verbracht hatte, sich in das Elend des Menschenschmuggels einzulesen. In dieser Nacht hatte er seitenweise Informationen über das organisierte Verbrechen in Großbritannien und der Türkei überflogen, hatte sich dicht gepackte Texte über den Aufbau türkischer Banden, die Traditionen und Hierarchien der mächtigsten Familien in Ankara und Istanbul reingezogen …
    Ein Wort, das für englische Augen wirkte, als hieße es Baby oder Kind, und dabei das genaue Gegenteil bedeutete.
    »Tom? Wegen Rooker …?«
    Baba …
    Thorne spürte seine Haare im Nacken. Gordon Rooker war nicht der Einzige, den er falsch eingeschätzt hatte.

Zweiunddreißigstes Kapitel
    Thorne wartete beinahe eine Woche, bevor er erneut die Green Lanes aufsuchte.
    Er verbrachte die Tage im Büro mit Routinearbeit, schob die Papierstapel auf seinem Schreibtisch umher, je nachdem, welcher Fall gerade in die Gänge kam oder nicht. Dabei wog er die ganze Zeit ab, was er darüber erfahren hatte, wer was getan hatte und wer wofür bezahlen sollte. Und das Deprimierendste daran war, er konnte nichts dagegen tun.
    Es war kurz nach halb zwölf an einem warmen Donnerstagabend. Das Café hatte noch nicht lange geschlossen, als Thorne das Gesicht gegen die Glastür drückte. An einem der Tische hinten war gerade noch Arkan Zarif zu erkennen. Zarifs Tochter Sema machte sich hinter dem Tresen zu schaffen.
    Thorne schlug an die Tür.
    Zarif blickte auf, um zu sehen, wer das war. Thorne konnte von außen den Ausdruck auf dem Gesicht des Alten nicht erkennen, als er ihn entdeckte. Zarif nickte seiner Tochter zu, und das Mädchen kam hinter dem Tresen vor, entriegelte die Tür und hielt sie Thorne wortlos auf.
    Die Hauptlampen waren ausgeschaltet, nur ein paar Schirme an der Decke leuchteten, verströmten oranges und rotes Licht durch buntes Glas und Metallschlitze. Leise Musik war zu hören, eine Frau, die auf Türkisch sang. Thorne war sich nicht sicher, ob sie verliebt klang oder verzweifelt.
    Zarif hob sein Glas, rief seiner Tochter etwas zu, als Thorne an seinen Tisch trat. Thorne wandte sich zu dem Mädchen um und schüttelte den Kopf. Sie ging zurück hinter den Tresen, zu den aufgereihten Tassen und Gläsern.
    »Wein?«, sagte Zarif. »Vielleicht Kaffee?«
    Ohne zu antworten, setzte sich Thorne an den Tisch.
    Ein paar Augenblicke lang fixierten sie einander mit Blicken, dann leerte Zarif sein Weinglas. An dem Stiel des Glases wirkten seine Hände riesig. Er griff nach der Flasche und schenkte sich nach.
    »Merhaba, Baba«, sagte Thorne. Hallo …
    Lächelnd hob Zarif sein Glas. »Merhaba …«
    »Vor einiger Zeit haben wir hier zusammen gesessen und haben uns über Namen unterhalten, können Sie sich daran erinnern?«
    Zarif schwieg.
    »Wir haben uns darüber unterhalten, dass ein Name mehrere Bedeutungen haben kann. Wie das Wort baba …«
    »Das ist ein einfaches Wort«, sagte Zarif.
    »Ich weiß, was das Wort bedeutet, und ich weiß auch, in welchem Zusammenhang es verwendet wird. Ich weiß, welchen Respekt es in der Türkei gebietet. Und welche Angst.«
    »Baba bedeutet ›Vater‹, das ist alles.«
    »Vater wie ›Familienoberhaupt‹, richtig? Vater für die Kinder und für die Freunde und für die, die das Geld verdienen. Vater für die, die töten, und Vater für die, an deren Tod man keinen weiteren Gedanken verschwendet, wenn sie aufmucken.«
    »Ich kümmere mich um meine Frau und meine Kinder …«
    »Aber natürlich. Sie führen nur ein kleines Familienunternehmen, während die anderen draußen unterwegs sind mit den Schusswaffen und den Messern, die Sie ihnen geben. Wie läuft es, Baba? Führen Sie den Laden, bis Sie keinen Laut mehr rauskriegen oder in die Grube fallen, und übernehmen ihn dann die Jungs?«
    Zarif schwenkte den Wein im Mund, bevor er ihn hinunterschluckte. »Wenn mich das Geschäft nicht mehr interessiert, zieh ich mich zurück. Jetzt ist es noch interessant. Es ist gut so, wie es ist.«
    »Es ist fantastisch. Memet und seine
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