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Tom Thorne 04 - Blutzeichen

Titel: Tom Thorne 04 - Blutzeichen
Autoren: Mark Billingham
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recht keine. »Los, Wayne …«
    Brookhouse zuckte. Offensichtlich spürte er die Hitze des Bügeleisens, aber es berührte ihn noch nicht. »Er ist weg, er ist weg.« Er schrie, verhaspelte sich. »Er ist nicht mehr in England. Kapiert?«
    »Wohin?«, fragte Thorne.
    »Keine Ahnung. Ich schwör’s. Kann sein, nach Serbien. Ich glaube, er war Serbe …«
    »Ich brauch einen Namen.«
    »Ich weiß nicht, wie er heißt. Hab ihn nie getroffen …« Er verkrampfte sich, als das Bügeleisen noch ein Stück näher kam. »Ich hab ihn einmal im Café gesehen, das ist alles. Er saß allein in der Ecke und hat gelächelt. Dunkle Haare, wie sie dort alle aussehen. Ein Strahlegrinsen wie ein Filmstar, daran kann ich mich erinnern …«
    Thorne erinnerte sich an den Mann in dem Auto vor seiner Wohnung. An dieses Lächeln. Wie nahe er wohl dran gewesen war, eine Klinge im Nacken zu spüren, die scharfe Schneide, die über seinen Rücken streifte, bevor die Kugel allem ein Ende machte …?
    »Seit wann ist er weg, Wayne?«
    »Schon eine Weile. Er ist ein paar Wochen nach dem letzten Mord abgehauen, nachdem er den Bullen aufgeschlitzt hat.«
    Moloney …
    Also hatte Thorne sich geirrt, und Billy Ryan hatte mit dem Mord an Moloney nichts zu tun. Memet Zarif hatte tatsächlich den Auftrag dazu gegeben, ohne sich darüber im Klaren zu sein, dass er einen verdeckt ermittelnden Polizeibeamten umbringen ließ. Der Mord an Moloney war für Thorne ein Grund mehr gewesen, warum Ryan den Tod verdient hatte. Ein Grund mehr, mit dem Thorne es vor sich rechtfertigte, dass er Alison Kelly erzählt hatte, was er ihr erzählt hatte. Nun musste Thorne Moloneys Tod von dieser Liste streichen, was aber keinen großen Unterschied machte. Billy Ryan hatte genug auf dem Kerbholz …
    »Wenn er weg ist«, fragte Thorne, »wer hat dann das ›X‹ in meine Tür geschnitzt?«
    »Das kann jeder gewesen sein.« Als Brookhouse den Kopf drehte, kam ein Schweißfleck auf Thornes Betttuch zum Vorschein. »Sollte Ihnen nur ein bisschen Feuer unter dem Hintern machen, das ist alles.«
    »Wer gab die Morde in Auftrag?«, fragte Chamberlain. »War es Memet?«
    Brookhouse schüttelte den Kopf.
    »Heißt das ›nein‹?« Chamberlain nahm das Bügeleisen in die linke Hand und schüttelte die rechte etwas aus, bevor sie wieder wechselte. »Oder heißt ›nein‹ nur ›nein, kein Kommentar‹ …?«
    Thorne behielt das Gleichgewicht, als Brookhouse die Knie hochriss. Er gewann den Kampf, während er an die Toten dachte und an die, die gegen Geld ihren Tod arrangiert hatten. An die, deren Handwerkszeug Messer und Schusswaffen waren: den Schlächter, der Mickey Clayton ermordete, Marcus Moloney und die anderen; den Mann, der Muslum und Hanya Izzigil erschoss; an den, der Francis Cullen niederstreckte, und die bislang noch nicht identifizierten Immigranten, die sie zuvor aus dem Lastwagen gezerrt hatten und die um ihr Leben gelaufen waren.
    An die, die damit durchgekommen waren.
    Wie der Mann, dessen Handwerkszeug eine Flamme war und eine Dose Brennspiritus …
    Thorne musterte Brookhouse, fragte sich, wie nahe er und Gordon Rooker sich wohl standen. Rooker hatte ihm wahrscheinlich ein gutes Stück mehr vertraut als jedem anderen Polizisten. Wie viel Rooker wohl hatte preisgeben müssen, bis der Deal mit Memet Zarif stand? Er konnte ja fragen.
    »Wer zündete Jessica Clarke an, Wayne?«
    Da war ein kurzes Flackern in Brookhouse’ Augen. Ein Funke, ein Hinweis darauf, dass er etwas zu verbergen versuchte, wie ein kleiner Junge, der beim Stehlen ertappt wurde und seine Beute ganz tief in die Tasche rammte. Ein Seitenblick auf Chamberlain, und Thorne wusste, dass auch sie es bemerkt hatte.
    »Sie wissen es, stimmt’s?«, sagte sie.
    Thorne sah zu, wie Chamberlain das Bügeleisen tiefer senkte. Er sah, wie sich die Muskeln ihres Unterarmes anspannten, als sie es zu halten versuchte, sah die Konzentration in ihrem Gesicht, als sie es so langsam wie möglich senkte.
    »Das werden Sie nicht tun …«, sagte Brookhouse.
    Thorne beobachtete wie gebannt, als Chamberlain die Einstellung auf dem Bügeleisen auf die höchste Stufe drehte. Ein Tropfen Wasser fiel auf Brookhouse’ Brust. Er zuckte zusammen.
    »In Ihrer Vorstellung ist der Schmerz schnell vorbei«, sagte Chamberlain. »Ein kurzer quälender Schmerz, wenn ich das Bügeleisen niederdrücke und wieder hebe. Nur ein, zwei Sekunden Zischen, und dann ist es vorbei. So stellen Sie sich das doch vor? Gut, und nun möchte ich,
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