Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ein Jahr - eine Chance

Ein Jahr - eine Chance

Titel: Ein Jahr - eine Chance
Autoren: Christine Lenke
Vom Netzwerk:
1
    „Du musst mir helfen, Madeleine. Ich kann mich doch in deiner Wohnung verstecken. Sie dürfen mich nicht finden!“
    Pia sank weinend auf den Küchenstuhl.
    Madeleine stand an ihre Spüle gelehnt und sah ihre Schwester verzweifelt an. Schon so oft hatte sie ihr aus der Klemme geholfen, ihr Geld geliehen oder sie nachts aus irgendwelchen dunklen Straßenecken abgeholt.
    Laut stöhnte Madeleine auf. Sie liebte ihre kleine Schwester wirklich über alles, aber so langsam hatte sie keine Kraft und eigentlich auch keine Lust mehr dazu.
    „Wann wirst du endlich erwachsen?“
    Madeleine wollte hart, verärgert und böse klingen, aber irgendwie schaffte sie das wieder nicht.
    „Warum gehst du nicht ganz normal arbeiten, wie andere Menschen auch?“
    „Ich bin nun mal nicht so schlau wie du!“
    Pias Worte klangen verzweifelt und patzig zugleich.
    Eine Leuchte war sie in der Tat nie in der Schule gewesen. Während Madeleine eine Klasse übersprungen hatte, drehte Pia eine Ehrenrunde und ging nach der zehnten Klasse ab. Danach wechselte sie von einem Kellnerjob zum nächsten. Das verdiente Geld wurde sogleich in Make-up und Klamotten umgesetzt.
    Wieder seufzte Madeleine schwer auf und ließ sich auf den Stuhl neben ihrer Schwester sinken.
    Gegensätzlicher konnten die Schwestern kaum sein, sowohl vom Äußeren, als auch vom Wesen her. Pia war eine gut aussehende echte Blondine, die ihre weibliche Figur bestens einzusetzen wusste. So war es ihr in den letzten drei Jahren auch gelungen, sich von einer Affäre in die nächste zu stürzen und von den Männern aushalten zu lassen. So kam sie dann auch in die Kreise von Nobelcasinos, reichen Männern und natürlich auch dem Spiel im Casino als solches.
    „Um wie viel Geld geht es denn diesmal?“
    Pia zuckte nur mit den Schultern.
    „Pia, ich bitte dich. Du musst doch eine ungefähre Vorstellung haben!“
    So langsam wurde Madeleine doch etwas ärgerlich.
    Das Klingeln von Pias Handy ließ diese zusammenzucken. Ängstlich starrte sie das nicht verstummen zu wollende Telefon an.
    „Sie werden mich überall finden und dann“, wieder fing Pia an zu weinen.
    Nach einer gefühlten Ewigkeit hörte das Telefon auf zu klingeln.
    Madeleine stand auf und kochte eine Kanne Tee. Immer wieder sah sie zu ihrer Schwester hinüber, aber die kauerte nur regungslos auf dem Stuhl.
    Als Madeleine die Teetassen zum Tisch brachte, sah Pia verzweifelt auf.
    „Du musst mit ihm reden. Auf dich wird er bestimmt hören. Er soll ein intelligenter Mann sein. Du bist eine intelligente Frau. Dich wird er anhören.“
    Madeleine sah irritiert ihre Schwester an.
    „Ich? Und mit wem soll ich reden? Und worüber?“
    „Crawford. Torben Crawford. Er ist der Besitzer. Dir wird er bestimmt glauben, dass wir die Schulden begleichen wollen und werden.“
    „Wir?“
    Entsetzt darüber, dass Pia nicht nur wieder erwartete, dass sie ihr half, sondern auch noch, dass sie ihre Schulden mit abstotterte.
    „Über welche Summe reden wir denn überhaupt? Ist sie wenigstens noch vierstellig?“
    Pia schüttelte zaghaft den Kopf.
    „Fünfstellig?“
    Madeleine stöhnte wieder auf, aber wieder schüttelte Pia nur den Kopf.
    „Pia! Wie konntest du nur? Hast du denn in all den Jahren nichts dazugelernt?“
    Langsam fing Pia an zu erzählen, wie sie in die Casinoszene hineingerutscht war und irgendwann den Überblick verloren hatte. Da sie stets mit gut situierten Männern da war, beglichen diese ihr auch immer wieder großzügig die Schulden, wenn sie mal im Casino verlor. Aber meistens hatte sie Glück gehabt. Nie besonders viel, aber es hatte doch gereicht und die letzten Male hatten die Herren sie ja auch aufgefangen, aber diesmal leider nicht.
    „Sie werden mich zur Prostitution zwingen. Ich werde es quasi abarbeiten müssen.“
    „Schlecht ist die Idee nicht“, antwortete Madeleine nachdenklich.
    „Ich soll anschaffen?“
    „Nein“, lenkte Madeleine ein, „aber arbeiten. Warum redest du nicht mit diesem, wie heißt er?“
    „Crawford. Habe ich versucht, aber seine Bulldozer lassen mich nicht an ihn ran.“
    „Wie kommst du darauf, dass sie ausgerechnet mich an ihn heranlassen?“
    In Pias Augen blitzte ein wenig Hoffnung auf.
    „Er kennt dich nicht und Frauen interessieren ihn grundsätzlich. Er wäre neugierig, was du von ihm wollen würdest.“
    „Ich dachte, seine Bulldozer lassen keinen durch.“
    „Ich habe gehört, dass Crawford alles weiß und alles mitbekommt. Er weiß genau Bescheid, was in
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher