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Das Band spricht Bände

Das Band spricht Bände

Titel: Das Band spricht Bände
Autoren: Carter Brown
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    Das Wohnzimmer war ein kleiner
Saal, und die Türen zum ebenso geräumigen Dachgarten standen offen. Am klaren
Himmel der herbstlichen Nacht hing der gute alte Mond und sah gelassen über die
Konkurrenz hinweg, die ihm in den strahlenden und glitzernden Kronleuchtern im
Penthouse entstanden war. Im Flur nahm ich mir Zeit, brannte mir eine Zigarette
an und orientierte mich erst einmal. Es sah so aus, als hätten sich entweder
die meisten Gäste verspätet — oder aber es war nur eine ganz kleine
Gesellschaft. Drei Herren waren in einer Ecke ins Gespräch vertieft, und einsam
und verlassen stand eine brünette Dame mitten im Zimmer und befaßte sich mit
ihrem Martini. Sie drehte sich um, als ich näher kam, und ihr Anblick traf mich
wie ein freundlicher Faustschlag zwischen die Augen.
    Das lange braune Haar
streichelte die bloßen Schultern und gab dabei den idealen Rahmen für ihr
ovales Gesicht ab. Die schwarzen Augen verrieten so eine Art schwelender
Sinnlichkeit, die auch recht gut zum Ausdruck der gleichermaßen vollen wie
breiten Lippen paßte. Die gepflegte Haut war kupferbraun gebrannt, und nördlich
der Taille war sie unbekleidet — abgesehen von den Brustplatten aus Metall.
Eine seidene weiße Hose legte sich wie eine zweite Haut um die formvollendeten
Hüften und zunächst auch um die ebenso sehenswerten Beine, bis sie schließlich
ausgestellt und glockenförmig elegant um die Knöchel wippte. Ohne die Augen
schließen zu müssen, konnte ich mir ausmalen, wie wir beide gemächlich,
fröhlich und heiteren Herzens den Nil abwärts trieben.
    »Hallo!« Ich ließ sie mein
linkes Profil bewundern, das noch etwas schöner als das rechte und mithin
perfekt ist. »Mein Name ist Danny Boyd.«
    »Ich bin Alysia Ames«, sprach
sie mit tiefer, kehliger Stimme.
    »Und ich dachte schon, Sie
seien Kleopatra«, meinte ich. »Denn wer sonst ginge schon seinen BH beim
Schmied kaufen?«
    Die schwarzen Augen glühten
verlangend auf, derweil ihre Finger flüchtig über die Metallschalen strichen.
»Es gibt mir so ein wundervolles Gefühl, wenn sie mich umfangen halten«,
vertraute sie mir mit heiserem Flüstern an. »Ganz fest! Wie zwei Hände — Männerhände,
natürlich! Meine Träume drehen sich nun mal immer um das andere Geschlecht.«
    »Das geht mir genauso«, entfuhr
es mir, »aber dies ist gewiß das erstemal, daß ich mich als Double für ein Paar
Blechplatten sehe.«
    »Ich glaube, wir sind beide in
unsere eigenen Profile verknallt.« Sie kicherte. »Der einzige Unterschied ist
der, daß meines etwas tiefer liegt.« Ihre Züge vereisten plötzlich, während sie
über meine linke Schulter starrte. »Mach die Boote klar, Kapitän«, sagte sie
dumpf. »Wie ich sehe, läuft ein Torpedo auf uns zu!«
    Ich erblickte die Blondine, die
uns ansteuerte, und ich mußte zugeben, daß ihr Gesichtsausdruck irgendwie an
eine Sprengladung erinnerte, deren auf fünf Sekunden berechnete Lunte schon
brannte. Die weizenblonden Haare waren kegelförmig hochgetürmt, und die
Ponyfransen hingen bis daumenbreit über die blitzenden blauen Augen. Die
schmale Oberlippe und die übervolle Unterlippe hatten sich fest und treu zu
deutlicher Schmollmiene vereinigt. Sie trug ein knöchellanges Kleid aus weißer
Spitze, vorn durchgeknöpft und mit einem chinesischen Bündchenkragen. Es sah
aus wie die personifizierte Moral, bis sie vor uns stand, dann freilich
enthüllte sich die Spitze als eine Sammlung lose aneinandergereihter Löcher,
die völlige Durchsichtigkeit gestatteten. Darunter trug sie einen BH aus weißer
Spitze und passende Höschen; der Rest war Pfirsichhaut.
    »Also!« Sie entblößte ihre
Zähne in Richtung der anderen Dame. »Ich wußte gar nicht, daß Stirling heute abend
eine Party für leichte Mädchen gibt — bis ich sah, daß du da bist, Alysia.«
    »Aber aus welchem anderen Grund
hätte er denn dich einladen sollen, Shari?« gurrte die Brünette. »Doch ich muß
dir Mr. Boyd vorstellen. Ihr beide solltet prächtig miteinander auskommen; nach
allem, was er geredet hat, ist er erotisch ebenso am Verhungern wie du, meine
Liebe.«
    Die Blondine widmete mir
flüchtig eine Grimasse, die wohl ein Lächeln darstellen sollte, dann sagte sie:
»Ich bin Shari Wayland.«
    »Die Gattin — aber nur dem
Namen nach — unseres abwesenden Gastgebers«, fügte Alysia Ames boshaft hinzu.
    »Wo, zum Teufel, steckt denn
Stirling überhaupt?« forschte Shari Wayland in verhaltenem Zorn.
    »Der neue Butler sagt, er sei
von wichtigen
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