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Macabros 043: Die Horror-Tempel von Skyx

Macabros 043: Die Horror-Tempel von Skyx

Titel: Macabros 043: Die Horror-Tempel von Skyx
Autoren: Dan Shocker
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Ein Mann drückte die Zweige des Gebüschs auseinander und
blickte in die Dämmerung, die über der Steppe lag.
    Ein tiefer Atemzug hob und senkte die mächtige, breite Brust
des einsamen Wanderers, und mit aufmerksamen Blicken schaute er sich
um.
    Er wußte nicht, wo er war. Das Land war ihm fremd. Diese
ganze Welt war ihm ein Rätsel.
    Ein ungewohntes Schicksal hatte ihn an die Ufer eines fremden
Landes oder einer Insel geworfen, deren Namen er nicht kannte.
    Der Mann fuhr sich mit der breiten Rechten über die
prächtige Glatze. Dann lief er leicht geduckt, seinen
kräftigen Körper mit der Geschmeidigkeit einer Raubkatze
bewegend, auf die ungeschützte Lichtung hinaus, die am Horizont
von einem flachen Gebirgszug begrenzt wurde.
    Die Gestalt, die sich in dieser fremden, andersdimensionierten
Welt hinter dem Spiegel der Kiuna Macgullyghosh zurechtfinden
mußte, war ein Inder, war niemand anderes als Rani Mahay, der
Koloß von Bhutan.
     
    *
     
    Er war noch mal mit dem Leben davongekommen. Nach seiner
abenteuerlichen Flucht aus der Magier-Burg des Scharlachroten war er
von den Wellen eines unbekannten Ozeans an die Gestade eines fremden
Landes gespült worden.
    Total erschöpft war er liegen geblieben und seinem
Gefühl nach viele Stunden unfähig gewesen, überhaupt
noch auf den Beinen zu stehen.
    Rani Mahay erwartete seinen Tod und daß Tamuur, der
schreckliche Magier, ihn verfolge. Aber nichts war geschehen. Es
schien, als ende jenseits des Ozeans der Einfluß und die Macht
des Scharlachroten.
    War das überhaupt vorstellbar? War Tamuurs magische
Schreckensherrschaft auf Ullnak beschränkt? Mit Wehmut und
Schmerz dachte er an die zurückliegenden Abenteuer und
Ereignisse in Ullnak. Dort verlor er Chitra. In Tamuurs schrecklichem
Garten wurde sein Lieblingstier zu einer reißenden,
unheimlichen Bestie.
    In Ullnak aber lernte er auch die traurige und göttlich
schöne Aleana kennen. Die Tochter des ehemaligen regierenden
Fürsten war eine Marionette in den Händen des grausamen
Magiers. An seiner Seite mußte sie ihr Leben verbringen und war
unfähig, sich von ihm zu lösen. Aleana stand unter dem
psychischen Terror des Zauberers und sehnte sich nach Freiheit. Aber
solange Tamuur die Stadt beherrschte, würde es diese Freiheit
nie geben.
    Der Inder durchquerte die Steppe, sich wie ein gefährdetes
und scheues Tier stets nach allen Seiten absichernd, als fürchte
er einen Verfolger oder Beobachter.
    Er drang tiefer in das Innere der unbekannten Welt ein, die er
für eine Insel hielt.
    Er nutzte geschickt jede Bodenwelle, jeden Strauch, jeden Baum als
natürlichen Schutz.
    Das steppenartige Gelände kam ihm vor wie eine große
runde Fläche, wie ein flacher Krater, der in seiner
Regelmäßigkeit wie ein Fremdkörper in dieser sonst so
natürlich-verwilderten Landschaft förmlich auffiel.
    Die Bodenwellen zum Rande hin wurden dichter und stiegen sanft an.
Unwillkürlich wurde Mahay an einen Weg erinnert, der sich
schneckenförmig in die Höhe schraubte.
    Und hinter dem aufgeworfenen Rand des Steppentals breitete sich
eine urwelthafte, dschungelartige Landschaft aus, die in ihrer
Unberührtheit auf ihn wirkte, als wäre sie erst vor wenigen
Minuten unter den Händen und dem Willen eines allmächtigen
Schöpfers entstanden.
    In diesem Augenblick nahm er auch das erste Geräusch wahr,
seitdem er auf der Insel weilte.
    Mahay verharrte in der Bewegung, als halte eine eiskalte Hand ihn
im Genick fest.
    Ein leises Rauschen kam näher, und er meinte, die andere
Seite der Insel erreicht zu haben und das Schlagen der Wellen wieder
wahrzunehmen.
    Doch aus dem Rauschen wurde ein Wispern und eine deutliche,
klagende Stimme, die über die ganze Insel zu rufen schien.
    »Sssssss – kkkkkkyyyyyssssss – sssssskkkkkyyyxxx
– sssss«, summte es, und Mahay blickte sich irritiert nach
allen Seiten um.
    Was für ein Wind war das, der solche Geräusche von sich
gab?
    »Sssskkkyyyxxx…«
    Es rauschte und surrte, es klang fröhlich und
rätselhaft, und die Luft vibrierte, als hätte jemand eine
Sphärenharfe angeschlagen.
    Minutenlang hielt das seltsame Geräusch an, verebbte dann und
kam nicht mehr auf.
    »Skyx?« murmelte Rani und lauschte dem Klang seiner
eigenen Stimme. Dann rief er es laut und deutlich in die
Dämmerung der jungfräulichen Welt. Seine Stimme hallte
über die Büsche und Bäume hinweg – und als Echo
antwortete ihm nicht nur seine eigene Stimme – sondern auch das
kichernde Säuseln des Windes.
    »Skyyxxx…
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