Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Todesspur

Todesspur

Titel: Todesspur
Autoren: Colin Forbes
Vom Netzwerk:
cremefarbene Bluse mit Stehkragen, ein marineblaues Kostüm mit Faltenrock, eine fleischfarbene Strumpfhose und weichsohlige Laufschuhe. Sie kam sich plötzlich vor wie ausgehöhlt und hatte Hunger.
    »Ein Stück Hirschbraten wäre jetzt genau das richtige«, dachte sie laut, als sie die beiden Stufen hinaufstieg und die Tür aufschloß.
    Sie tat zwei Schritte in die Diele, blieb stehen. Mounce lag flach auf dem Rücken, dicht neben der geschlossenen Haustür. Zwischen seinen Rippen ragte der Griff eines Messers heraus. Auf seinem weißen Hemd war ein großer roter Fleck. Ihr .32er Browning lag bereits in ihrer Hand. Sie schob sich an der Wand entlang, lauschte, sah sich um.
    Alle Türen waren geschlossen, einschließlich der zum Eßzimmer und zur Küche. Sie vergaß ihre Schwäche, schaute die Treppe hinauf. War der Killer noch im Haus? Die weichen Sohlen ihrer Laufschuhe machten keinerlei Geräusch, als sie die Diele durchquerte und sich über den Butler beugte, dessen Hände noch immer ein Päckchen umklammerten.
    Der Postbote…
    Ihr Verstand lief auf Hochtouren, als sie nach seiner Halsschlagader tastete. Tot. Was zum Teufel ging hier vor? Sie lichtete sich auf, näherte sich der Tür zum Eßzimmer und lauschte, bevor sie mit der Linken nach dem Türknauf griff.
    Wieder eine massive Tür, die keinerlei Geräusche durchdringen ließ. Sie drehte langsam den Knauf, öffnete rasch die Tür und tat einen Schritt in den Raum, bereit, ihre Waffe blitzschnell auf jedes Ziel zu richten.
    »Großer Gott!«
    Sie war geistesgegenwärtig genug, um diese Worte zu flüstern. Ihr Verstand harte Mühe, das grauenhafte Bild aufzunehmen. Es war ein Massaker. Zwei Wachmänner saßen noch auf ihren Stühlen, mit vornüber gekippten Köpfen, die in Lachen von dunkelrotem Blut auf dem Tisch lagen. Schöne Wachmänner, dachte sie bitter. Die anderen vier lagen in Blutlachen auf dem Boden. Sie machte leise die Tür zu, immer mit der Möglichkeit rechnend, daß der Killer sich noch im Haus befand. Mit dem Gesicht zur Tür beugte sie sich abermals nieder und tastete nach dem Puls der beiden Männer auf ihrer Seite des Tisches. Nichts. Reif für das Leichenschauhaus.
    Schwer atmend bewegte sie sich zum Kopfende des Tisches, wo Ambergs Leiche auf dem Stuhl mit der abgebrochenen Lehne zurückgesackt war. Paula war im Begriff, auch nach seinem Puls zu tasten, als sie plötzlich sein Gesicht sah.
    Sie keuchte, zitterte vor Schock. Julius Amberg hatte kein Gesicht mehr. Große Teile des Fleisches waren weggefressen. Selbst während sie es anschaute, ging die rasche Verwandlung des Gesichts in einen Totenschädel weiter.
    Sie zwang sich, näher heranzutreten, und ihr feiner Geruchssinn registrierte etwas Scharfes. Eine Säure? Weshalb?
    Weshalb diese zusätzliche Barbarei? Sie richtete sich auf, ließ den Blick über die Wände des Eßzimmers schweifen, die vom Fußboden bis zur Decke vertäfelt waren. Ein wunderschöner Raum, der das, was sie vor sich sah, nur noch grauenhafter erscheinen ließ.
    Ihr Blick wanderte zur Decke, heftete sich an ihr fest. Wie in der Großen Halle war auch hier der Stuck ein Meisterwerk aus Ranken und Voluten, aber was ihre Aufmerksamkeit erregte, war eine Entstellung. Ein grellroter Blutspritzer direkt oberhalb der Leiche des Bankiers. Eine der Kugeln mußte eine Arterie getroffen haben, aus der ein Blutstrahl hochgeschossen war. Ein Tropfen fiel herunter, landete auf den Überresten von Ambergs zerfressenem Gesicht. Sie musterte den Tisch. An ihrem ursprünglichen Platz hatte sie ihre Serviette über ihr Gedeck geworfen – wahrscheinlich hatte der Killer deshalb nicht bemerkt, daß ein Gast fehlte. Auf alle Fälle mußte er es sehr eilig gehabt haben, seine teuflische Arbeit zu erledigen.
    »Nimm dich zusammen«, befahl sie sich fast lautlos.
    Sie fühlte sich entsetzlich allein, aber sie machte die Tür langsam auf und kehrte in die Diele zurück. Das
Personal!
In der Küche. Sie zögerte, bevor sie die Tür öffnete, aus Angst vor dem, was sie dort finden würde. »Nicht die auch noch«, betete sie.
    Als sie vorsichtig die Tür öffnete, drang ein weiterer Geruch in ihre empfindsame Nase. Tränengas. Vier Körper lagen auf dem Fliesenboden. Sie fühlte schnell bei allen den Puls und stellte überrascht fest, daß sie alle am Leben waren.
    Bewußtlos, aber am Leben. Sie nahm an, daß die rundliche ältere Frau in einem weißen Overall und mit einer weißen Haube, die vor dem Herd lag, die Köchin war. Paula nahm
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher