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Todesspur

Todesspur

Titel: Todesspur
Autoren: Colin Forbes
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den Kopf und rückte die Sehschlitze zurecht.
    Dann holte er eine Pistole mit dickem, kurzem Lauf aus dem Sack, machte sich auf den Weg zu der geschlossenen Küchentür und riß sie auf. Er war drinnen und hatte die Tür wieder zugemacht, bevor die vier Personen – die Köchin und drei Helferinnen aus der näheren Umgebung – reagieren konnten. Der Eindringling packte mit der linken Hand den kurzen Lauf, zielte auf den Fliesenboden und feuerte die Tränengaspatrone ab. Alle Fenster waren wegen der Kälte geschlossen, und das Gas breitete sich rasch in der Küche aus.
    Die vier Frauen keuchten und taumelten, als die Gestalt mit der Sturmhaube einen Lederknüppel zum Vorschein brachte, der aussah wie ein kleiner Schlagstock, und damit methodisch einer der Frauen nach der anderen einen Schlag auf den Kopf versetzte. Bis dahin hatte der Postbote Lederhandschuhe getragen. Für die nächste Waffe würde er mehr Fingerspitzengefühl brauchen. Er entledigte sich der Lederhandschuhe; darunter kamen dünne Gummihandschuhe zum Vorschein.
    Der Postbote sah auf die Uhr. Zwei Minuten, seit er den Butler erledigt hatte. Auf dem Tisch in der Mitte stand ein silbernes Tablett mit Mousse in Glasschalen. Hirschbraten und andere Gerichte schmorten auf einem modernen Herd an der Wand. Eine Hand schaltete den Herd aus – es bestand keine Veranlassung, einen Brand zu riskieren. Nach einem Blick auf die bewußtlosen Gestalten aus dem Fußboden holte der Maskierte eine Uzi-Maschinenpistole aus dem Sack.
    Eine Feuergeschwindigkeit von sechshundert Schuß pro Minute. Er verließ die Küche, machte die Tür hinter sich zu.
    Nachdem er drinnen den Atem angehalten hatte, holte der Postbote jetzt tief Luft. Die Gummisohlen seiner Schuhe machten keinerlei Geräusch, als er sich dem Eßzimmer näherte. Seine Hand ergriff die Klinke, riß die Tür auf.
    Sieben Männer starrten auf die mit einer Sturmhaube maskierte Gestalt mit der Uzi. Eine Sekunde lang waren alle völlig erstarrt. Sie hatten den Butler erwartet, nach dem Amberg geläutet hätte. Diese kurze Sekunde war verhängnisvoll. Die vermummte Gestalt riß den Abzug durch, zielte zuerst auf die Wachmänner und mähte sie nieder, während Amberg aufsprang. Die letzten sechs Kugeln verpaßten seiner Hemdfront eine säuberliche Reihe von roten Knöpfen, die sich rasch vergrößerten. Der Bankier fiel nach hinten, sackte auf einen Stuhl, prallte so heftig gegen die Lehne, daß ihr oberer Teil abbrach. Dann lag er grotesk da, in einem schiefen Winkel zurückgelehnt, von der noch heilen unteren Hälfte der Lehne gehalten. Seine Augen starrten blicklos zur Decke.
    Der Mörder zog das leere Magazin heraus – es hatte vierzig Schuß enthalten – und steckte es in die Tasche, dann führte er ein neues Magazin ein, ging um den Tisch herum und leerte es in die bereits reglosen Leichen. Sicher war sicher.
    Dann klemmte sich der Mörder die Uzi unter den Arm und brachte eine gläserne Sprühflasche zum Vorschein, die zu zwei Dritteln mit Schwefelsäure gefüllt war. Ohne jede Eile wurde die Flasche auf Ambergs Gesicht gerichtet und die Sprühvorrichtung betätigt. Eine Säurestrahl hüllte das Gesicht des Bankiers vom Nasenrücken bis zum Kinn ein.
    Der Postbote schraubte den Deckel wieder auf, steckte die Flasche in die Tasche, warf die Uzi und das leere Magazin wieder in den immer noch von seiner Schulter herabhängenden Sack. Er verließ das Eßzimmer und machte die Tür hinter sich zu.
    In der Diele wurde die Sturmhaube abgenommen, gleichfalls in dem Sack verstaut und mit der Schirmmütze des Postboten vertauscht. Die Haustür wurde mit behandschuhten Händen geöffnet, von draußen zugemacht, der Sack wurde auf dem vorderen Gepäckträger des an der Wand lehnenden Fahrrades deponiert. Der Postbote radelte auf der Zufahrt davon.
    »So, das Päckchen habe ich abgeliefert«, bemerkte der Mörder laut mit kaltblütiger Gelassenheit.

2. Kapitel
    Paula überprüfte ihr Aussehen im Toilettenspiegel. Sie fühlte sich besser, immer noch etwas schwach, aber ihr Magen hatte sich beruhigt. »Nicht schlecht«, sagte sie zu ihrem Spiegelbild. »Nur ein bißchen blaß um die Kiemen.«
    Das Spiegelbild erwiderte ihren Blick. Eine attraktive Frau Artfang Dreißig, langes schwarzes Haar, ein gutgeschnittenes Gesicht, ruhige Augen, denen nichts entging, ein wohlgeformtes Kinn. Paula hatte sich übergeben müssen und fühlte sich jetzt etwas mitgenommen. Sie hatte das Becken wieder ausgespült.
    Sie trug eine
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