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Todesspur

Todesspur

Titel: Todesspur
Autoren: Colin Forbes
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«in Kissen von einem Stuhl und schob es sanft unter ihren Kopf. Bei den jüngeren Frauen, die gleichfalls weiße Overalls trugen, war die Gefahr, daß sie ernsthafte Schäden davongetragen hatten, nicht so groß.
    Erst jetzt fiel ihr auf, daß der Herd abgeschaltet worden war, was sie verblüffte. Sie rührte die Schalter nicht an. Fingerabdrücke. Sie öffnete ein Fenster, damit frische Luft hereinkam und die Reste des Tränengases vertrieb, dann erkundete sie den Rest des Erdgeschosses.
    Eine Tür führte in ein mit kostbaren Antiquitäten eingerichtetes Arbeitszimmer, eine weitere in ein großes WohnZimmer mit Terrassentüren. Von ihnen aus konnte man durch eine Lücke zwischen den Tannen hindurch das dahinterliegende kahle Moor sehen. Der Anblick bewirkte, daß sie sich noch einsamer fühlte. Sie zwang sich zum Weitergehen, betrat die Große Halle. Leer, wie die anderen Räume. Die Fenster gingen auf die Auffahrt hinaus. Zwei Wagen näherten sich. Tweed stieg aus dem Ford Escort aus, gefolgt von dem stämmigen Harry Butler, der eine Cordhose und einen Anorak trug. Hinter ihnen kamen Pete Nield und Philip Cardon aus dem Sierra.
    »Tut mir leid, daß wir so spät kommen«, begann Tweed lächelnd. »Wir sind in einem Fahrzeugkonvoi steckengeblieben – Zigeuner oder so etwas Ähnliches. Ich hoffe, Julius wird uns verzeihen …«
    Er hatte rasch gesprochen und brach ab, als er ihre Miene sah und die Waffe, die sie nach wie vor in der rechten Hand hielt. Sein Verhalten änderte sich schlagartig.
    »Was ist los, Paula? Probleme? Welcher Art?«
    »Der schlimmsten. Und ich hatte gedacht, Bob Newman käme auch mit.«
    Es war die Art von sinnloser Bemerkung, die ein Mensch macht, der unter verzögertem Schock leidet – ein Mensch, der sich bis dahin mit schierer Willenskraft beherrscht hatte.
    Jetzt, da sie nicht mehr allein war, hätte sie sich am liebsten gehengelassen, aber sie nahm alle Kraft zusammen: sie mußten es erfahren.
    »Newman hatte etwas anderes vor. Monica hat ihm eine Nachricht auf dem Anrufbeantworter hinterlassen und ihn gebeten, zu ihr zu kommen. Sie wird ihm sagen, wohin wir gefahren sind.«
    Tweed hatte ganz bewußt ihre Frage beantwortet, um wieder einen Anhauch von Normalität in ihr Leben zu bringen. Er war mittelgroß, im mittleren Alter und trug eine randlose Brille. Äußerlich war er ein Mann, dem man auf der Straße begegnen konnte, ohne daß er einem auffiel – eine Eigentümlichkeit, die ihm in seiner Funktion als stellvertretender Direktor des SIS schon oft gute Dienste geleistet hatte. Er stieg schnell die Stufen hinauf, legte den Arm um sie, drückte sie an sich. »Was ist hier passiert?«
    »Es ist grauenhaft. Aber das ist keine Tatsache, um die es Ihnen ja immer geht.« Sie holte tief Luft. »Sie sind alle tot.«
    »Wer genau?« fragte Tweed ruhig.
    »Julius Amberg, seine Wachmänner und der Butler Mounce. Acht Tote warten auf Sie in diesem herrlichen Haus. Der Postbote hat es getan …«
    »Erzählen Sie mir später mehr. Jetzt gehe ich besser erst einmal hinein und sehe selbst. Ist dieser Postbote, den Sie erwähnten, inzwischen verschwunden?«
    »Ich hatte noch keine Zeit, das Obergeschoß zu durchsuchen. Unten ist niemand.«
    »Harry«, sagte Tweed, sofort Herr der Lage, »Sie gehen nach oben und suchen nach einem Killer, der bewaffnet ist.
    Nehmen Sie Philip mit.«
    »Bin schon unterwegs …«
    Mit einer 7,65 mm Walther in der Hand betrat Butler das Haus, gefolgt von Philip Cardon, der gleichfalls eine Walther gezogen hatte. Als Paula und Tweed ihnen folgten, sahen sie, wie Butler, die Waffe mit beiden Händen haltend, die breite Treppe hinauf schlich. Cardon hielt sich ein paar Schritte hinter ihm, schob sich an der Wand entlang, hielt den Blick unverwandt auf den oberen Treppenabsatz gerichtet.
    »Sie sind hier drinnen«, sagte Paula. »Machen Sie sich auf einen schlimmen Anblick gefaßt. Vor allem Ambergs Gesicht.«
    Tweed, der über seinem marineblauen Anzug einen Trenchcoat trug, hielt inne. Er hatte die Hände tief in die Taschen des Trenchcoats gesteckt, eine Angewohnheit aus der Zeit, als er der jüngste Superintendent im Morddezernat von Scotland Yard gewesen war. Er betrachtete die Leiche von Mounce.
    »Ich möchte wissen, was in diesem Päckchen steckt, das dieser falsche Postbote gebracht hat. Aber wir dürfen nichts anrühren, bis die Polizei eingetroffen ist. Wir rufen sie in einer Minute an«, sagte er und warf einen Blick auf das Telefon, das auf einem Tischchen
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