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In den Armen meines Feindes

In den Armen meines Feindes

Titel: In den Armen meines Feindes
Autoren: MELANIE MILBURNE
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1. KAPITEL
    Niemand auf dieser Beerdigung weinte.
    Nikki Ferliani nahm die Beileidsbekundungen mit gefasster Miene entgegen. Dennoch fühlte sie tiefe Trauer, als der Sarg in die dunkle Erde hinabgelassen wurde.
    „Es ist ein enormer Verlust“, sagte einer der Verkaufsmanager, als er Nikki die Hand reichte. „Aber für Joseph ist es besser so. Jetzt ist er von seinen Leiden erlöst.“
    „Danke.“ Nikki brachte ein schwaches Lächeln zustande. „Sie haben natürlich recht: So hätte Joseph ganz bestimmt nicht hätte weiterleben wollen. Trotzdem kann ich es einfach nicht fassen.“
    „Mrs. Ferliani?“ Ein Reporter drängte sich durch die kleine Gruppe der Trauernden. „Wollen Sie einen Kommentar zur Übernahme von ‚Ferliani Fashions‘ durch den Stiefsohn Ihres verstorbenen Mannes abgeben? Wird Massimo Androletti von nun an allein das Unternehmen führen?“
    Allein bei dem Namen überlief Nikki ein Schauder. Sie hatte die kleine Trauergemeinde schon nach seinem Gesicht abgesucht, falls er tatsächlich so unverschämt sein sollte, hier aufzutauchen. Doch bisher gab es keine Spur von ihm. „Nein, möchte ich nicht“, erwiderte sie kühl. „Und jetzt gehen Sie bitte. Das ist eine private Trauerfeier.“
    „Stimmt es, dass von dem Vermögen Ihres Mannes nichts mehr übrig ist?“ Der Journalist ließ nicht locker. „Dass Massimo Androletti nun das Geschäft und sogar das Haus, in dem Sie leben, gehören?“
    Nikki presste die Lippen zusammen. „Kein Kommentar.“
    Jetzt trat noch ein zweiter Reporter hinzu. „Laut unseren Informationen hat Ihr verstorbener Mann ein Vermögen am Aktienmarkt verloren. Diesen Verlust wollte er beim Glücksspiel auffangen. Und dabei hat er alles verloren, was Sie und er besaßen.“
    „Mrs. Ferliani sagte doch bereits, dass sie keinen Kommentar abgibt“, ertönte eine tiefe Stimme hinter Nikki.
    Sie fuhr herum und sah sich dem funkelnden schwarzen Blick von Massimo Androletti ausgesetzt. Mit einiger Mühe versuchte sie, sich ihre Reaktion nicht anmerken zu lassen. Dennoch war sie fast sicher, dass er ihr unwillkürliches Schlucken bemerkt hatte. Sein Gesicht zeigte keine Regung, aber da lag eine Entschlossenheit in seinen Augen, die Nikki den Atem raubte.
    „Komm, hier entlang.“ Er legte seine Hand an ihren Ellbogen und jagte mit der Berührung einen Stromstoß durch den dicken Stoff ihres Wintermantels.
    Nikki dachte kurz daran, sich zu wehren. Doch sie entschied sich schnell anders, als sie spürte, wie sein Griff fester wurde, so als hätte er ihr Vorhaben vorausgesehen. Bei dem Gedanken, mit ihm allein zu sein, schlug ihr Herz allerdings wie verrückt.
    Er führte sie zu der Limousine, die vor dem Friedhof wartete. „Steig ein“, ordnete er knapp an. „Wir haben ein paar Dinge zu bereden.“
    Nikki nahm auf dem luxuriösen Ledersitz Platz und rutschte weit zur Seite, als Massimo zu ihr stieg. Selbst dieser riesige Wagen schien zu klein; Massimos zwei Meter große Gestalt nahm fast den gesamten Platz ein. Nikki fiel es schwer zu atmen; ihre Lungen schmerzten, als sie tief Luft holte, um sich zu beruhigen.
    „Zum Haus, Ricardo“, wies Massimo den Chauffeur an.
    Der Duft seines Rasierwassers stieg Nikki in die Nase, als er sich zurücklehnte, und in ihrem Magen begann es zu flattern, als ihr Blick auf seine langen muskulösen Oberschenkel fiel, nur Zentimeter von ihren entfernt. Früher einmal waren diese Beine mit ihren verschlungen gewesen. Früher hatte dieser muskulöse männliche Körper sie unbeschreibliche Freuden erfahren lassen, und sein fordernder Mund hatte all ihre Sinne in Flammen gesetzt.
    „So“, hob er an und richtete harte, kalte Augen auf sie. „Dein Plan, dir ein Vermögen zu ergattern, ist zum Schluss also doch noch fehlgeschlagen.“
    Nikki erwiderte nichts auf seine hasserfüllte Unterstellung. Er hatte alles Recht der Welt, verbittert zu sein. Wäre sie an seiner Stelle, würde sie ebenso fühlen. Doch es war sinnlos, eine Erklärung für ihr Handeln vor fünf Jahren abzugeben. Würde sie heute noch einmal vor der gleichen Wahl stehen, sie träfe dieselbe Entscheidung – trotz des Preises, den sie dafür hatte zahlen müssen.
    „Der Reporter hat recht gehabt“, fuhr er fort. „Mir gehört jetzt alles. Aber ich gehe davon aus, dass dein Anwalt dir das bereits mitgeteilt hat.“
    „Nein.“ Sie achtete darauf, möglichst emotionslos zu klingen. „Ich habe mich noch nicht mit ihm getroffen. Das hatte ich morgen vor.“
    Er hob eine
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